Die Chinesische Mauer ist eine Schutzanlage zur Grenzsicherung, die während der Ming-Dynastie (1368–1644) im Norden Chinas errichtet wurde. Der chinesische Ausdruck ist 萬里長城 / 万里长城, Wànlǐ Chángchéng – „10.000-Li-Mauer, besser: zehntausende Li lange (Schutz-)Mauer“ oder kurz .長城 / 长城, Chángchéng, Jyutping Coeng4sing4 – „Lange Mauer“, auch mit „Große Mauer“ (vgl. Englisch: „Great Wall“) übersetzt.

Die Anlage ist in Abschnitten zu unterschiedlichen Zeiten mit unterschiedlichen Bautechniken in der Ming-Dynastie gebaut worden. Breite, begehbareWeiterlesen

Die Chinesische Mauer ist eine Schutzanlage zur Grenzsicherung, die während der Ming-Dynastie (1368–1644) im Norden Chinas errichtet wurde. Der chinesische Ausdruck ist 萬里長城 / 万里长城, Wànlǐ Chángchéng – „10.000-Li-Mauer, besser: zehntausende Li lange (Schutz-)Mauer“ oder kurz .長城 / 长城, Chángchéng, Jyutping Coeng4sing4 – „Lange Mauer“, auch mit „Große Mauer“ (vgl. Englisch: „Great Wall“) übersetzt.

Die Anlage ist in Abschnitten zu unterschiedlichen Zeiten mit unterschiedlichen Bautechniken in der Ming-Dynastie gebaut worden. Breite, begehbare Mauern im Norden Pekings aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts bilden das ikonische Bild der Chinesischen Mauer und sind zu einem Sinnbild Chinas geworden. In anderen Abschnitten, besonders im Westen, ist die Befestigung oftmals aus festgeklopftem Lehm erbaut worden. Die Länge der Schutzanlage wird mit 6260 Kilometern angegeben.

 Orange: Große Mauer der Qin-Dynastie Schwarz: Große Mauer der Han-Dynastie Rot: Große Mauer der Ming-DynastieFrühe Große Mauern

Es wird angenommen, dass bereits im 7. Jahrhundert v. Chr. Große Mauern errichtet wurden. Die ältesten bisher gefundenen Großen Mauern sind die des Qi-Herzogtums in der heutigen Provinz Shandong und die Große Mauer des Königreiches Chu in der heutigen Provinz Henan. Sie reichen damit zurück in die Zeit der Frühlings- und Herbstannalen (770–476 v. Chr.).[1]

Weitere frühe mauerartige Grenzbefestigungen entstanden wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr. in der Zeit der Streitenden Reiche als Schutz gegen die sich untereinander befehdenden Chinesen. Diese einzelnen Mauerabschnitte bestanden aus festgeklopftem Lehm, der zur besseren Haltbarkeit mit Stroh- und Reisigschichten vermischt wurde.

214 v. Chr. ließ der erste chinesische Kaiser, Qin Shihuangdi, Schutzwälle errichten, die das chinesische Kaiserreich nach der Expansion über den Gelben Fluss gegen die Völker aus dem Norden, vor allem die Xiongnu, schützen sollten. Im Unterschied zu schon vorhandenen alten Mauerresten wurde die Mauer nicht in den Tälern, sondern unterhalb der Kammlinie der Gebirge an den Nordabhängen errichtet. Sie bestand wegen des Fehlens von Lehm größtenteils aus aufeinander geschichteten Natursteinplatten.

Seitdem wurden immer wieder Große Mauern erbaut (siehe Karte „Die Chinesische Mauer“ oben).

Der britische Archäologe Aurel Stein entdeckte 1907 im Bereich der Großen Mauer der Han-Dynastie (漢長城 / 汉长城, Han changcheng) zahlreiche Bambusstreifen, auf denen er Befehle, Anweisungen und Feldpostbriefe aus dem ersten Jahrhundert vor Chr. entziffern konnte, sowie Siegel der Kommandanten, geheime Codes auf getrennten Tafeln und Einsatzpläne der an dem Mauerabschnitt damals eingesetzten Soldaten. Als wichtigste gefundene Aufzeichnungen gelten Angaben über ein nach Stein so benanntes optisches Telegraphiesystem, mit dem von der Mauer vorgelagerten Türmen tagsüber mit codierten Rauchsignalen und in der Nacht mit Feuersignalen den Wachtürmen an der Mauer und im chinesischen Hinterland bis zu den dort stationierten Garnisonen mitgeteilt wurde, wenn Angreifer aus dem Norden sich dem Mauerabschnitt näherten. Durch einen festgelegten Code war es damals sogar möglich, auch die Anzahl und die Entfernung der Angreifer anzugeben.[2]

Die Große Mauer der Ming-Zeit

In der Ming-Zeit begannen die Bauten 1442 mit dem Errichten von Wällen auf der Halbinsel Liaodong. Hiernach wurden ab 1473 Wälle im Ordos-Plateau errichtet.[3] Bis 1550 wurden dann an weiteren Stellen, insbesondere nördlich und nordöstlich von Peking, Wälle oder Mauern aus Trockenmauerwerk errichtet – nur Durchgänge und Forts wurden mit Mörtel gemauert.[4]

Ab 1550 wurde nördlich von Peking die zuvor bestehende Mauer aus Trockenmauerwerk durch die heutige Mauer aus vermörtelten Werksteinen ersetzt. Von 1569 bis 1571 wurden hierauf 1200 Türme aus Ziegeln errichtet, die als Waffenlager und Signaltürme dienten und Schutz gegen Angreifer boten. Ab 1577 wurden weiter östlich Ziegel anstatt Natursteine verwendet. Bis mindestens 1623 wurden dann weitere Mauern mit Ziegelsteinen errichtet.[5] Der verwendete Mörtel besteht aus gebranntem Kalk und etwa drei Prozent Klebreis, wobei das in diesem frühen Verbundmaterial enthaltene Amylopektin für die besonders hohe Beständigkeit sorgt.[6][7] Nur die Außenhaut des Bauwerks ist gemauert (Schalmauerwerk), das Innere füllte man mit Lehm, Sand und Schotter. Der Verlauf folgt den Bergkämmen, was die Herstellung besonders erschwerte.

Die Maße der heutigen mit Mörtel gemauerten Mauern sind recht unterschiedlich; im Gebiet von Peking sind 4 bis 8 m Breite auf der Krone und 10 m an der Basis sowie eine Höhe von 6 bis 9 m üblich. Die Türme sind ungefähr 12 m hoch und haben einen Abstand von einigen hundert Metern.

 Chinesische Mauer, Detail aus der Karte von Abraham Ortelius (1584)

Auf der berühmten Chinakarte des flämischen Kartografen Abraham Ortelius, die 1584 im Atlas Theatrum Orbis Terrarum erschienen ist, ist eine Große Mauer abgebildet, die vom Baustil her in etwa der ab 1550 gebauten Mauer mit den ab 1569 gebauten Türmen entspricht, wobei allerdings die Breite der Mauer unterschätzt wurde. Diese nach Westen ausgerichtete Karte ist die erste in Europa gedruckte Karte von China. Die Länge der Mauer wurde von diesem Kartografen mit 400 holländischen Meilen, das sind 2336 km, angegeben. Der lateinische Text neben der Mauer lautet: Murus quadringentarum leucarum inter montium crepidines a Rege Chinæ contra Tartarorum ab hac parte eruptiones extructus. Auf Deutsch: Eine vierhundert Meilen lange Mauer wurde zwischen den Bergkämmen vom König von China gegen die Invasionen der Ta(r)taren in diesem Gebiet erstellt.

Chinesische Mauer der Han-Dynastie mit Transportrouten und Seidenstraße ab Chang’an Richtung Westen 
Chinesische Mauer der Han-Dynastie mit Transportrouten und Seidenstraße ab Chang’an Richtung Westen
Unrestaurierter Wachturm bei Simatai 
Unrestaurierter Wachturm bei Simatai
Die Chinesische Mauer, stellenweise in schlechtem Zustand 
Die Chinesische Mauer, stellenweise in schlechtem Zustand
Der sogenannte Drachenkopf, das Ende der Mauer im Pazifik bei Shanhaiguan 
Der sogenannte Drachenkopf, das Ende der Mauer im Pazifik bei Shanhaiguan
 
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Panorama mit der Chinesischen Mauer bei Badaling
Weitere Befestigungsruinen

Schon Sven Hedin und Folke Bergman erforschten während ihrer Chinesisch-Schwedischen Expedition 1927–1935 den Verlauf der Seidenstraße und entdeckten dabei Reste eines Signalturms in der Wüste Lop Nor, die Folke Bergman 1937 beschrieb. Sie selbst werteten diesen Fund als Beleg für den Verlauf des Handelsweges. Nachdem chinesische Wissenschaftler sein Buch 2000 auf Chinesisch gelesen hatten, suchten sie Anfang 2001 den dort beschriebenen Signalturm auf, fast 500 km westlich der Festung Jiayuguan. Es wird vermutet, dass solche Türme gebaut wurden, um die mittlere Route der Seidenstraße zu schützen, auf der reich beladene Handelskarawanen nach Westen zogen. Mit dem neu erwachten Interesse an der chinesischen Mauer wurde in neuester Zeit spekuliert, dass die Ruinen eine Fortsetzung der Ming-Mauer darstellen.

Große Mauern verschiedener Staaten und Dynastien der Chinesischen Geschichte Name Zeitrahmen Chin. Quellen Bemerkungen Große Mauer
der Chu 722–221 v. Chr. 楚長城 / 楚长城
Chu Changcheng [8] Die Verteidigungsmauer des Königreichs Chu im Dreieck Hubei, Shaanxi und Henan. Bisher nicht lokalisiert.[9]Große Mauer
der Qi 722–221 v. Chr. 齊長城 / 齐长城
Chu Changcheng [10] Die Verteidigungsmauer des Staates Qi Große Mauer
der Zhao 424–222 v. Chr. 趙長城 / 赵长城
Zhao Changcheng [11] Die Verteidigungsmauer des Königreichs Zhao aus der Zeit der Streitenden Reiche Große Mauer
der Wei 445–225 v. Chr. 魏長城遗址 / 魏长城遗址
Wei Changcheng Yizhi Die Verteidigungsmauer von König Hui von Liang in Hexi 梁輝王河西長城 / 梁辉王河西长城, Liang Hui Wang Hexi changcheng während der Wei-Dynastie aus der Zeit der Streitenden Reiche Große Mauer
der Yan 353–290 v. Chr. 燕長城 / 燕长城
Yan Changcheng [12] Die Verteidigungsmauer des Königreichs Yan aus der Zeit der Streitenden Reiche
„Erd-“ oder „Steindrache“ Große Mauer
der Qin 361–221 v. Chr. 秦長城 / 秦长城
Qin Changcheng [13][14] Die Erste Große Mauer unter Qin Shihuangdi am Ende der Zeit der Streitenden Reiche.
Guyang (Qin) (固阳秦长城, Guyang Qin changcheng), die Große Mauer aus dem Staat Qin von Nalinta (纳林塔秦国长城遗址, Nalinta Qinguo changcheng yizhi), die Qinzeitliche Große Mauer von Xiaoyutai in Xiaoyutai, Yinshan, Innere Mongolei (内蒙古阴山小余泰秦长城, Neimenggu Yinshan Xiaoyutai Qin Changcheng) u. a. Große Mauer
der Han 206 v. Chr.–8 n. Chr., 25–220 漢長城 / 汉长城
Han Changcheng [15] Han-Dynastie, die Große Mauer westlich des Gelben Flusses, Loulan Große Mauer
der Nördlichen Wei 352 / 386–584 北魏長城 / 北魏长城
Bei Wei Changcheng [16] Nördliche Wei-Dynastie
Hexi-Abschnitt 352–361, Henan-Abschnitt n. bekannt
die Große Mauer der Östlichen Wei (Dong Wei, 534–550) 东魏长城, Dong Wei Changcheng Große Mauer
der Nördlichen Qi 550–577 北齊長城 / 北齐长城
Bei Qi Changcheng [17] Nördliche Qi-Dynastie Große Mauer
der Zhou 557–581 北周長城 / 北周长城
Bei Zhou Changcheng [18] Die Verteidigungsmauer der Nördlichen Zhou-Dynastie Große Mauer
der Sui 581–618 隋長城 / 隋长城
Sui Changcheng [18] Sui-Dynastie Große Mauer
der Tang 618–907 唐長城 / 唐长城
Tang Changcheng Die Mudanjiang-Grenzmauer der Tang-Dynastie, der nordöstlichste Teil der Großen Mauer Große Mauer
der Song 960–1126 北宋長城 / 北宋长城
Bei Song Changcheng [19] Song-Dynastie. Zusätzlich die „Weidezweiggrenze“ (柳條邊, liutiao bian) Große Mauer
der Liao 1066–1125 遼長城 / 辽长城
Liao Changcheng [20] Liao-Dynastie Große Mauer
der Jin 1125–1234 金長城 / 金长城
Jin Changcheng [18][20] Jin-Dynastie der Dschurdschen Große Mauer
der Ming 1368–1644 明長城 / 明长城
Ming Changcheng [21][22] Ming-Dynastie, die Große Mauer in Shijiazhuang[23]Große Mauer in Südchina 1368–1644 苗疆長城 / 苗疆长城
Miaojiang Changcheng Die Miaojiang-Grenzmauer, gilt nicht als Teil der Großen Mauern im weiteren Sinn A. Waldron: The Great Wall of China: From History to Myth. Cambridge 1990, S. 13. Terra X Der Superwall: Chinas große Mauer, 1, Das Erwachen des Seinernen Drachen. ab Minute 31:50; TV-Dokumentation von Christina Twente, ZDF; Arte 2007; auf youtube.com. A. Waldron: The Great Wall of China: From History to Myth. Cambridge 1990 (Siehe S. 98 für Bauten auf Liaodong und die S. 103–107 für die Mauerbauten im Ordos-Plateau ab 1473). David Spindler: A Twice-Scorned Mongol Woman, the Raid of 1576, and the Building of the Brick Great Wall. In: Ming Studies. Band 60, 2009, S. 70 (englisch). David Spindler: A Twice-Scorned Mongol Woman, the Raid of 1576, and the Building of the Brick Great Wall. In: Ming Studies. Band 60, 2009, S. 66–94 (englisch, Für die Mauer nördlich von Peking siehe S. 70, für die Türme auf dieser siehe S. 71–72, für die ersten Ziegelmauern siehe S. 82–83, für Bauten im 17. Jahrhundert siehe S. 84 und Fußnote 177). Fuwei Yang, Bingjian Zhang, Qinglin Ma: Study of Sticky Rice-Lime Mortar Technology for the Restoration of Historical Masonry Construction. In: Accounts of Chemical Research. 15. Juni 2010, Band 43, Nummer 6, S. 936–944, doi:10.1021/ar9001944 (englisch). FuWei Yang, BingJian Zhang, ChangChu Pan, YuYao Zeng: Traditional mortar represented by sticky rice lime mortar – One of the great inventions in ancient China. In: Science China. Series E: Technological Sciences. Juni 2009, Band 52, Nummer 6, S. 1641–1647, doi:10.1007/s11431-008-0317-0 (englisch). Wall of Chu (Memento vom 21. September 2009 im Internet Archive), diychinatours.com (englisch) China Reisen Beijing „Great Wall Tour“ (Memento vom 7. September 2009 im Internet Archive), lonelyway.com (englisch) Wall of Qi (Memento vom 21. September 2009 im Internet Archive), diychinatours.com (englisch) Wall of Zhao (Memento vom 21. September 2009 im Internet Archive), diychinatours.com (englisch) Wall of Yan (Memento vom 21. September 2009 im Internet Archive), diychinatours.com (englisch) Wall of Qin (Memento vom 21. September 2009 im Internet Archive), diychinatours.com (englisch) Cheng Dalin: The Great Wall of China – Unification and the First Great Wall. (Memento vom 7. Februar 2006 im Internet Archive) Auf: meet-greatwall.org, 长城文化网工作室 Chángchéng Wénhuàwǎng Gōngzuòshì, (englisch). Wall of Han (Memento vom 21. September 2009 im Internet Archive), diychinatours.com (englisch) Wall of Wei (Memento vom 21. September 2009 im Internet Archive), diychinatours.com (englisch) The Great Wall of the Northern Qi Dynasty. Auf: chinahighlights.com, zuletzt abgerufen am 21. Dezember 2023. (englisch) ↑ a b c Cheng Dalin: The Great Wall of China – The Walls of the National Minorities. (Memento vom 20. Februar 2006 im Internet Archive) Auf: meet-greatwall.org, 长城文化网工作室 Chángchéng Wénhuàwǎng Gōngzuòshì, (englisch). Die Geschichte der Großen Mauer. (Memento vom 22. Februar 2008 im Internet Archive) Auf: chinaweb.de; zuletzt abgerufen am 21. Dezember 2023. ↑ a b William Lindesay: Ancient wonder, modern challenge. (PDF; 3,9 MB) In: wmf.org. World Monuments Fund, abgerufen am 21. Dezember 2023 (englisch). Wall of Ming (Memento vom 21. September 2009 im Internet Archive), diychinatours.com (englisch) Cheng Dalin: The Great Wall of China – The Ming Dynasty Wall. (Memento vom 3. Juni 2006 im Internet Archive) Auf: meet-greatwall.org, 长城文化网工作室 Chángchéng Wénhuàwǎng Gōngzuòshì, (englisch). Great Wall in Shijiazhuang (Memento vom 5. September 2009 im Internet Archive), hebeitour.com.cn (englisch)
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