Berninapass

Der Berninapass, rätoromanisch Pass dal Bernina, italienisch Passo del Bernina ist ein Alpenpass im Schweizer Kanton Graubünden, der auf einer Höhe von 2235 m ü. M. das Engadin im Norden mit dem Puschlav und dem italienischen Veltlin im Süden verbindet. Der Scheitel der Passstrasse liegt etwas weiter östlich auf 2328 m ü. M.

Vorgeschichte

Der Bernina stellt eine jahrtausendealte Verbindung der ebenfalls jahrtausendealten Kulturlandschaften des oberen Engadins um St. Moritz mit dem Veltlin dar. So wurden nicht nur in St. Moritz zahlreiche Funde gemacht, die bis in die Bronzezeit datieren, sondern auch auf der anderen Seite des Berninas im Veltlin. Unter anderen fand man bei Teglio, dem römischen Tillium, welches wahrscheinlich dem Veltlin, dem Val Tillium, seinen Namen gab, zahlreiche steinzeitliche Menhire mit rätselhaften Ritzzeichnungen, wie man sie in grossen Teilen Europas fand. Aus solchen Funden kann geschlossen werden, dass es schon in vorhistorischer Zeit einen Passverkehr über den Bernina gab, der in römischer Zeit auch noch anwuchs. Dennoch gehörte der Bernina nie so recht zu den wichtigen Pässen. Der Aufstieg begann erst im hohen Mittelalter, im späten Mittelalter errang der Pass tatsächlich eine gewisse Bedeutung für den Handel. Dennoch stand der Bernina immer im Schatten benachbarter Pässe wie des Malojas oder Ofenpasses.[1]

Neuzeit  Topographischer Atlas der Schweiz, 1877

Der Pass bildet die Hauptverkehrsader zwischen dem Engadin und dem Veltlin. Gegenüber Septimer und Splügen durch die periphere Lage im Nachteil, führte über den Bernina nie eine alpenquerende Transitroute von europäischer Bedeutung. Für den Wegunterhalt waren die Gemeinden verantwortlich; die Porten (Transportgenossenschaften) spielten eine eher untergeordnete Rolle. Die topographisch günstige Regionalverbindung wurde wichtiger, als die Drei Bünde 1512 das Veltlin eroberten und damit die Republik Venedig als Grenznachbarn gewannen. Um 1550 richtete Frankreich einen ständigen Kurierdienst zwischen Lyon und Venedig über die Pässe Albula, Bernina und Aprica ein.

Streng genommen handelt es sich beim Berninapass um zwei parallel verlaufende Wege, die südseits ins Val Laguné beziehungsweise in den Talkessel von Cavaglia führen; Armon Planta nennt sie kurz Bernina-Ost und Bernina-West. Welche Route bevorzugt wurde, wechselte im Lauf der Zeit mehrfach, auch abhängig von Jahreszeit, Schneelage und aktuellem Zustand der Wege. Die insgesamt kürzere Westroute verläuft auf einer längeren Strecke oberhalb der Waldgrenze und ist deshalb stärker durch Lawinen und Schneeverwehungen gefährdet. Urkunden belegen Ausbauten der Westroute 1552, der Ostroute 1645. Nachdem sich 1729 und 1779 schwere Lawinenunglücke ereignet hatten, wurde es verboten, die Westroute im Winter zu benutzen. Als wichtigste Transportgüter wurden zu Zeiten des Saumverkehrs Wein und Korn nach Norden befördert, Vieh und Käse nach Süden. Eine historische Säumerstation ist der Weiler La Rösa auf der Südseite des Passes.

 Das Hospiz kurz nach seiner Eröff­nung 1865, mit Lago Bianco, Lej Nair, Lej Pitschen und Cambrenagletscher. Radierung von Heinrich Müller

Beim 1842 begonnenen Bau der Fahrstrasse entschied man sich für Bernina-Ost; die Ingenieur-Arbeiten machte Rudolf Albertini (1821–1896) von Zuoz mit der Hilfe des Bündner Oberingenieurs Richard La Nicca. Im Jahr 1865 wurden die Arbeiten abgeschlossen und auch das auf 2307 m knapp westlich des Scheitelpunktes gelegene Hospiz eröffnet. Die seither mehrfach verbreiterte Strasse wird seit 1965 ganzjährig offen gehalten, obwohl auf dem Pass während etwa acht Monaten im Jahr Schnee liegt. Damit ist der Berninapass einer der höchsten ganzjährig offenen Pässe der Alpen.

Während der beiden Weltkriege wurde der Berninapass gegen Angreifer aus dem Puschlav bei der Sperrstelle Berninahäuser befestigt.

Steffan Bruns: Alpenpässe – Geschichte der alpinen Passübergänge. Vom Inn zum Gardasee. Band 3. L. Staackmann Verlag KG, München 2010, ISBN 978-3-88675-273-7, S. 33.
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