Elbrus

Der Elbrus (russisch Эльбрус Elbrus [ɪlʲˈbrus], karatschai-balkarisch Минги тау Miñi tau [mɪˈŋːi taw], kabardinisch Ӏуащхьэмахуэ Uaşhəmaxuə [ʔʷaːɕħamaːxʷa…Weiterlesen

Der Elbrus (russisch Эльбрус Elbrus [ɪlʲˈbrus], karatschai-balkarisch Минги тау Miñi tau [mɪˈŋːi taw], kabardinisch Ӏуащхьэмахуэ Uaşhəmaxuə [ʔʷaːɕħamaːxʷa]) ist mit 5642 m Höhe der höchste Gipfel des Kaukasus und der höchste Berg Russlands. Ob er oder der Mont Blanc (4807,73 m) als der höchste Berg Europas anzusehen ist, hängt von der Definition der innereurasischen Grenze ab, für die es keine allgemeinverbindliche Festlegung gibt.

Der Berg mit Doppelgipfel (Westgipfel Höhe 5642 m, Ostgipfel Höhe 5621 m) ist ein ruhender, stark vergletscherter Vulkan, dessen letzter Ausbruch vor rund 2000 Jahren stattfand, und der dementsprechend noch nicht als erloschen eingestuft wird. Die Entfernung zwischen West- und Ostgipfel beträgt 1500 m. Der etwas niedrigere Ostgipfel besitzt einen gut erhaltenen Krater von etwa 250 m Durchmesser. 22 Gletscher fließen von den Elbrushängen ins Tal und bedecken 145 km² mit Eis.

Erstbesteigung

Die Erstbesteigung des Ostgipfels erfolgte am 22. Juli 1829 durch den karatschaischen (vielleicht auch kabardinisch–tscherkessischen)[1] Hirten und Träger Kilar Chatschirow, der aus dem Lager des russischen Kavallerie-Generals Georgi Emmanuel (Kommandierender der russischen Kaukasustruppen und Leiter der Expedition)[2] auf der Nordseite des Elbrus zum Gipfel aufstieg. Diese Besteigung wurde allerdings verschiedentlich angezweifelt. Das Expeditionslager befand sich 10 Kilometer nördlich des Elbrus-Gipfels am Ufer des Flusses Malka. Das für heutige Nordbesteigungen genutzte Basislager liegt an der gleichen Stelle, die man die Emmanuel-Wiese nennt. Neben der militärischen Mannschaft (600 Infanteristen, 350 Kosaken, u. a. ausgerüstet mit zwei Kanonen) gehörte eine wissenschaftliche Abteilung zur Erforschung der Elbrus-Umgebung unter der Leitung des deutsch-baltischen Physikers Emil Lenz zu dieser Expedition. Ihn begleiteten der deutsch-baltische Mineraloge Adolph Theodor Kupffer, der russlanddeutsche Botaniker Carl Anton von Meyer und der französische Zoologe Édouard Ménétries. Carl Anton von Meyer lieferte zum ersten Mal Höhenangaben des Elbrus und seiner Umgebung. Der Leiter der begleitenden Wissenschaftler-Gruppe, Emil Lenz, stieg bis zu einer Felsgruppe in 4800 Meter Höhe auf, die heute nach ihm Lenz-Felsen benannt ist. Kupffer schrieb an François Arago: „Lenz erreichte die letzte Stufe der Felsen, vom Gipfel sah er sich nur noch durch ein Schneefeld getrennt.“ Kupffer bezeichnete den einheimischen Erstbesteiger als „ein Tscherkesse Namens Krillar“[3], diese Zuordnung war aber in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht immer eine eindeutige ethnische Zuordnung zu den sprachlichen Tscherkessen, sondern wurde oft noch als Sammelbezeichnung für Nordkaukasier verwendet.

Die Erstbesteigung des 5642 m hohen Westgipfels erfolgte am 26. Juli 1874 durch die Engländer Frederick Gardiner, Florence Crauford Grove, Horace Walker und den Schweizer Führer der Expedition, Peter Knubel aus St. Niklaus im Kanton Wallis.[4] Die erste der heute üblichen Ski-Touren-Besteigungen erfolgte im Sommer 1914[5] am Vorabend des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs durch Carl Egger und Guido Mischer (1887–1961).

Weitere erfolgreiche Besteigungen:

1868 Ostgipfel durch Francois Devouassoud mit Douglas W. Freshfield, A. W. Moore und C. C. Tucker[6] 1884 durch M. v. Dèchy 1888 durch A. F. Mummery 1891 durch Gottfried Merzbacher 1890/96 durch A. W. Pastuchow (Militärtopograf), West- und Ostgipfel. Er erstellte eine erste physische Karte des Elbrus-Massivs. Eine Felsgruppe auf 4690 m Höhe ist nach diesem Bergsteiger benannt. 1914 erste Skibesteigung durch Carl Egger und Guido Miescher[5]Der Elbrus im Zweiten Weltkrieg

Deutsche Gebirgsjäger der 1. und 4. Gebirgs-Division hatten im Sommer 1942 den Auftrag, den Kaukasus zu überqueren und die am Schwarzen Meer gelegene Hafenstadt Sochumi einzunehmen, um der sowjetischen Schwarzmeerflotte einen wichtigen Stützpunkt zu entreißen und die am Nordufer des Meeres entlang führende Fernstraße in Besitz zu nehmen.

Im Bewusstsein, mit der Besteigung des in ihrem Kampfgebiet befindlichen Elbrus einen propagandistischen Coup landen zu können, befahl Generalmajor Hubert Lanz, Kommandeur der 1. Gebirgs-Division, Anfang August die Aufstellung einer speziellen Hochgebirgskompanie aus Angehörigen beider Divisionen unter dem Befehl von Hauptmann Heinz Groth.[7] Am 17. August konnte die Kompanie die auf 4200 m Höhe gelegene Elbrushütte kampflos einnehmen, nachdem die sowjetische Besatzung durch eine List zum Abzug bewegt worden war. Trotz eines aufziehenden Schneesturms wurde der Aufstieg befohlen, doch die ersten beiden Versuche scheiterten aufgrund der schlechten Wetterlage. Erst im dritten Anlauf erreichte eine Gruppe unter der Führung von Hauptmann Gämmerler am 21. August 1942 gegen 11 Uhr eine Felsspitze, die sie bei widrigen Bedingungen für den Gipfel hielt, und stellte dort eine Reichskriegsflagge und die Stander beider Gebirgsjäger-Divisionen auf.[8][9]

Da von der Besteigung jedoch keine Bild- oder Filmaufnahmen gemacht worden waren, erfolgte nach Besserung der Wetterlage am 23. August ein weiterer Aufstieg. Eine achtköpfige Gruppe unter der Führung von Oberleutnant Leupold erreichte schließlich die Bergspitze, wobei sie den Irrtum der Gebirgsjäger zwei Tage zuvor erkannten.[10] Der Aufstieg wurde mit einer Fotokamera festgehalten, doch die aufgenommenen Bilder wurden vom Progagandaministerium als untauglich befunden. Daher kam es am 7. September bei besten äußeren Bedingungen zu einer dritten Besteigung durch eine Propagandakompanie unter Beisein des Bergsteigers und Kameramanns Hans Ertl, die fotografisch und filmisch festgehalten wurde. Die dabei entstandenen Bilder wurden als Postkartenmotive verwendet, der Film mit seinen heute noch bekannten Aufnahmen war später in der Wochenschau zu sehen.[9] Die Erklimmung des höchsten Gipfels im Kaukasus fand also erst über zwei Wochen nach dem tatsächlichen Erstaufstieg Einzug in die deutsche Propaganda, entfaltete aber dennoch die gewünschte Wirkung.[7]

Obwohl die noch am 21. August überbrachte Nachricht von der erfolgreichen Besteigung unverzüglich im Wehrmachtbericht bekanntgegeben wurde („[...] ...hisste am Elbrus, dem hoechsten Gipfel der kaukasischen Berge, eine Gruppe deutscher Gebirgsjaeger die Reichskriegsflagge“), soll sie bei Hitler einen heftigen Wutausbruch hervorgerufen haben; laut Albert Speers Erinnerungen schimpfte er über den „idiotischen Ehrgeiz, einen idiotischen Gipfel zu besteigen“, anstatt alle Kräfte auf das Erreichen der militärischen Ziele zu konzentrieren; die Teilnehmer hätten vor ein Kriegsgericht gehört. Die nach der Besteigung aufgekommene Überlegung, den Elbrus auf Vorschlag von Generalmajor Lanz in „Adolf-Hitler-Spitze“ umzubenennen, sei daher verworfen worden.[11]

Sowjetische Gebirgsjäger unternahmen mehrere erfolglose Versuche, die Elbrushütte zurückzuerobern. Bei einem dieser Gefechte am 27. September 1942 gelang es einer sowjetischen Abteilung zwar, die deutsche Besatzung zunächst zu überraschen, doch nach schweren Verlusten musste der Angriff abgebrochen werden; nur vier Soldaten sollen lebend in ihre Ausgangsstellung zurückgekehrt sein. Auch der Versuch einer Bombardierung schlug fehl; tatsächlich wurde nur das Treibstofflager unterhalb des Gebäudes getroffen. So blieb die Elbrushütte in deutscher Hand, bis sie Anfang Januar 1943 im Zuge des allgemeinen Rückzuges der Wehrmacht aus dem Kaukasus geräumt wurde. Das für die Rote Armee prestigeträchtige Entfernen der Reichskriegsflagge vom Gipfel des Elbrus verzögerte sich wegen schlechter Wetterverhältnisse hingegen um einige Wochen; erst am 17. Februar gelang dies einer sowjetischen Gebirgsjägereinheit.

Ob er Karatschaier oder Kabardiner war, ist in der Region ein nationalistisch umstrittenes Politikum, siehe Bericht einer kabardinischen Autorin, 6. Absatz. Regensburger Zeitung Nr. 312 vom 31. Dezember 1828, Rubrik Rußland Brief des Reisenden Kupffer (Adolph Theodor Kupffer (1799–1865), deutsch-baltischer Mineraloge und Kristallograph) an den Akademiker Arago in Paris(François Arago, (1786–1853)Physiker, Politiker): Die Besteigung des Elbrus, des höchsten Gipfels des Kaukasus siehe: Morgenblatt für gebildete Stände, Nr. 277, Donnerstag, 19. November 1829 (Leitartikel). Christian Imboden: Berge: Beruf, Berufung, Schicksal. Rotten Verlag, Visp 2013, ISBN 3-907624-48-3, S. 81 ff., 113 und 166 sowie Carl Egger: Die Eroberung des Kaukasus. Basel 1923. ↑ a b Carl Egger: Im Kaukasus – Bergbesteigungen und Reiseerlebnisse im Sommer 1914. Verlag der Frobenius, Basel 1915. Christian Imboden: Berge: Beruf, Berufung, Schicksal. Rotten Verlag, Visp, 2013, ISBN 3-907624-48-3, S. 82 und 184 sowie Carl Egger: Die Eroberung des Kaukasus. Basel, 1923. ↑ a b Sven Felix Kellerhoff: Wie Hitlers Gebirgsjäger den Kaukasus stürmten. In: welt.de. 21. August 2012, abgerufen am 18. November 2020. Josef Martin Bauer: Unternehmen Elbrus – Das kaukasische Abenteuer 1942. Hrsg.: Herbig. Berchtle Verlag, Esslingen 1977, ISBN 3-7766-0787-4. ↑ a b Otto Huber: Vor 70 Jahren standen deutsche Gebirgsjäger auf dem höchsten Gipfel des Kaukasus. In: wize.life. 11. April 2012, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 23. August 2018.@1@2Vorlage:Toter Link/wize.life (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) Ludwig Hutter: Das Edelweiß am ,Dach Europas`. In: Onlineausgabe des Münchner Merkurs. 4. Mai 2009, abgerufen am 23. August 2018. Hermann Frank Meyer: Blutiges Edelweiß. Ch. Links Verlag, 2008, ISBN 978-3-86153-447-1, S. 88 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
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