Зрењанин

( Zrenjanin )

Zrenjanin [zrɛ̌ɲanin] (serbisch-kyrillisch Зрењанин, ungarisch Nagybecskerek, deutsch Großbetschkerek, rumänisch Becicherecul Mare oder Zrenianin, slowakisch Zreňanin) ist eine der größten Städte in Serbien, die drittgrößte Stadt in der Vojvodina nach Novi Sad und Subotica, die größte Stadt im serbischen Banat, der Hauptverwaltungssitz des Bezirkes Mittelbanat und wichtiges Industrie- und Kulturzentrum.

In Zrenjanin leben 123.362 Menschen, davon 76.511 in der Stadt Zrenjanin und 46.851 in den umliegenden Orten der Gemeinde. Die Einwohnerzahl ist seit den 1980er Jahren leicht rückläufig.

Die Stadt befindet sich am Ufer des Flusses Bega. Im Zentrum liegen vier künstWeiterlesen

Zrenjanin [zrɛ̌ɲanin] (serbisch-kyrillisch Зрењанин, ungarisch Nagybecskerek, deutsch Großbetschkerek, rumänisch Becicherecul Mare oder Zrenianin, slowakisch Zreňanin) ist eine der größten Städte in Serbien, die drittgrößte Stadt in der Vojvodina nach Novi Sad und Subotica, die größte Stadt im serbischen Banat, der Hauptverwaltungssitz des Bezirkes Mittelbanat und wichtiges Industrie- und Kulturzentrum.

In Zrenjanin leben 123.362 Menschen, davon 76.511 in der Stadt Zrenjanin und 46.851 in den umliegenden Orten der Gemeinde. Die Einwohnerzahl ist seit den 1980er Jahren leicht rückläufig.

Die Stadt befindet sich am Ufer des Flusses Bega. Im Zentrum liegen vier künstlich angelegte Seen, die früher Teile des Flusses waren. In der Zeit der österreich-Ungarischen Monarchie war Großbetschkerek der Verwaltungssitz des Komitates Torontál. Die offiziellen Amtssprachen, die heute in Zrenjanin in Gebrauch sind, sind Serbisch, Ungarisch, Rumänisch und Slowakisch.

Name der Stadt  Denkmal für Žarko Zrenjanin

Der Ort wird das erste Mal in einer päpstlichen Bulle vom 10. Juli 1326 unter dem Namen Becskerek erwähnt. Damals gehörte es zum Königreich Ungarn. Unter den Habsburgern bekam es den Namen Großbetschkerek, auf serbisch Veliki Bečkerek und auf ungarisch Nagybecskerek. Die Herkunft der alten Bezeichnung Becskerek ist bis heute nicht geklärt. Einige Ethnologen wollen den Namen von den Petschenegen ableiten. Andere weisen auf eine Wortmontage aus dem ungarischen Begriff für Wald (Kerek) und dem Nachnamen des ungarischen Adligen Imre Becsei, der um 1311 größere Besitzungen im Banat hatte, darunter die Ortschaften Bečkerek und Novi Bečej. Der Name soll demzufolge „Besceis Wald“ bedeuten.

Bis 1935 hieß die Stadt Veliki Bečkerek. Im selben Jahre wurde sie zu Ehren des jugoslawischen Königs Peter I. umbenannt in Petrovgrad. Von 1941 bis 1944 hieß die Stadt wieder Großbetschkerek bzw. Veliki Bečkerek auf Serbisch. Den heutigen Namen Zrenjanin erhielt sie 1946 nach Žarko Zrenjanin, einem Partisanenkämpfer und Volkshelden Jugoslawiens im Zweiten Weltkrieg.

Mit dem Zerfall des kommunistischen Jugoslawien 1991 bekamen mehrere Städte in Serbien, die nach dem Zweiten Weltkrieg nach jugoslawischen Kommunisten benannt wurden, ihre alten Namen zurück. In Zrenjanin wurde 1992 eine Volksabstimmung über den Namen der Stadt organisiert. Zur Wahl standen alle drei historischen Bezeichnungen, die Mehrheit entschied für die Beibehaltung von Zrenjanin.

 Sitzende Vinča-FigurPrähistorie

In frühen Reliefkarten wird der mittlere Banat als sumpfiges Gebiet festgehalten, in dem Leben schier unmöglich erschien. Es wurde lange behauptet, dass die Besiedelung erst im Mittelalter begann. Jüngste archäologische Funde in der Stadt und dessen Einzugsgebiet beweisen hingegen, dass im Areal bereits seit der Prähistorie Menschen siedelten.[1] Archäologen des Instituts für Kulturdenkmalschutz Zrenjanin, fanden an 192 Ausgrabungsstätten, davon 40 im Stadtgebiet, unter anderem Funde aus der neolithischen Starčevo-Kultur (ca. 6000 v. Chr.) und Behausungen, Werkzeuge, Waffen und Keramik aus der Vinča-Kultur (bis ca. 4500–3300 v. Chr.). Mit der Ausgrabungsstätte bei Perlez wurden Hinweise auf die Badener Kultur (ca. 3400–2200 v. Chr.) gefunden.[2]

Frühgeschichte und Mittelalter

Aus der Römischen Kaiserzeit sind nur wenige Funde bekannt, die, wie vermutet wird, von Handelswegen oder kriegerischen Handlungen stammen.

Neben keltischen und illyrischen Spuren wurden auch Hinweise auf den Aufenthalt der Thraker gefunden. In Gräbern gefundene Halsketten aus Glaspasten, Bernstein und Chalcedon aus dem 4. und 3. Jahrhundert v. Chr., konnten den sarmatischen Roxolanen, einem iranischen Reitervolk, zugeordnet werden. Die meisten Funde, die auf die Zeit der Völkerwanderung im 4. Jahrhundert zurückgehen, werden den Goten und Gepiden zugeordnet. In der Nähe der Stadt, bei Ečka, errichtete Attila der Hunnenkönig zu Beginn des 5. Jahrhunderts im Feldzug gegen das römische Reich ein Zeltlager.

In einer Nekropole mit rund 120 Gräbern wurden awarische Überreste ausgehoben, die aus den letzten Jahren des 6. und dem ersten Jahrzehnt des 7. Jahrhunderts stammen. Als Grabbeigaben wurden sowohl Eisenschwerter und Pfeilspitzen, als auch Kupfer- und Silberschmuck gefunden. Mit dem Niedergang der awarischen Kultur, durch die Eroberungskriege Karls des Großen[3], folgt im 11. Jahrhundert die Besiedelung der Slawen auf dem Gebiet, denen zirka einhundert Jahre später Magyaren folgen. Kurz darauf übernimmt das Königreich Ungarn die Oberhoheit über das Gebiet. Die Gründung der heutigen Stadt wird in der Zeit um 1300 datiert. Auf den drei Inseln der Bega leben hauptsächlich ungarische Leibeigene.

 Stefan Lazarević

In den ersten schriftlichen Nennungen Zrenjanins, bzw. Becskereks, von 1326, 1331 und 1332, wird den Bewohnern des Orts der päpstliche Kirchenzehnte durch die Budaer Kathedrale abverlangt. Aus der Höhe der geleisteten Zahlung lässt sich schließen, dass Zrenjanin ein Dorf mittlerer Größe gewesen ist.[4] Unter der Regentschaft Ludwigs des Großen von 1342 bis 1382, besiedeln immer mehr Serben aus Raszien das Gebiet der heutigen Stadt.

Nachdem die ungarischen Kreuzfahrer 1396 in der Schlacht bei Nikopolis, durch maßgebliche Unterstützung des serbischen Fürsten Stefan Lazarević, durch das Osmanische Reich geschlagen wurden, fürchtete König Sigismund um die politische Stabilität in seinen von Serben besiedelten Gebieten. Es wird vermutet, dass sein Aufenthalt in Zrenjanin am 30. September 1398 im Zusammenhang mit einer etwaigen Verteidigung der Stadt, bzw. der südlichen Grenze seines Reichs stand. Als das Osmanische Reich am 10. Juli 1402 in der Schlacht bei Ankara durch die Mongolen vernichtend geschlagen wurde und das Reich des Sultans Bayezids I. ins Chaos zu stürzten drohte, erkannte der serbische Despot Stefan Lazarević, der zuvor Vasall der Osmanen war und ihnen Waffendienst leistete, 1403 die Hoheit des ungarischen Königs an und erhielt als Vasall der ungarischen Krone unter anderem das Komitat Torontál mit Becskerek als Lehen.[4]

Als bei der Schlacht bei Mohács König Ludwig II. und ein beachtlicher Teil der Elite gefallen war, stand das Königreich Ungarns vor dem Zusammenbruch. Die Situation ausnutzend, erklärte sich, der bis dato völlig unbekannte, Jovan Nenad zum Zaren der Serben und Kaiser von Byzanz. Er unterstützte die ungarischen Thronansprüche Ferdinand I. und zog mit seinen serbischen Banderien gegen Johann Zápolya, der seinen Gouverneur Petar Perenjija in Becskerek mit dem Bau einer Festung beauftragte,[5] in die Schlacht. Dabei brachte er beinahe die gesamte heutige Vojvodina unter seine Herrschaft. Nachdem Ferdinand I. in Ungarn einmarschierte wurde Nenad beim Versuch ihn zu treffen von Zápolyas Männern aus dem Hinterhalt angeschossen und kurz darauf um 1527 bei Szeged enthauptet. Die Festung wurde kurz vor Ferdinands Einnahme der Stadt im März 1528 fertiggestellt.

Osmanisches Reich  Mehmed-paša Sokolović

Durch die Kriege um die Thronfolge wurde Ungarn in Ferdinands Königliche Ungarn, in das Östliche Ungarische Königreich und in das osmanische Ungarn geteilt. Sultan Süleyman I. befahl dem obersten Provinzgouverneur (Beylerbey) Rumeliens Mehmed-paša Sokolovićs 1550 den Banat unter seine Kontrolle zu bringen. Mit einer 80.000 Mann starken Armee begann am 15. September 1551 die Belagerung Bečejs, welche vier Tage später in die Eroberung der Stadt mündete. Paralysiert durch die stärke der osmanischen Armee, verließen die zumeist serbischen Bewohner Becskerek. Der Statthalter schickte einen Gesandten, der Mehmet Pascha die Kapitulation der Stadt überbrachte. Davon unbeeindruckt marschierte Mehmets Streitkraft auf die Stadt zu und eroberte die von 80 Söldnern verteidigte Festung nach nur einem Tag der Belagerung am 25. September 1551. Mit der anschließenden Eroberung der Festung von Temeşvar entstand die Großprovinz Temeşvar (Eyâlet, später Vilâyet) mit dem Sandschak Besckerek.

Mehmet Pascha stieg 1565 zum Großwesir des osmanischen Reichs auf und gründete zum Dank der wehrlosen Kapitulation der Serben um 1570 das Vakuf Bečkerek. Er befreite die serbische Bevölkerung von Steuern und gewährte weitläufige lokale Autonomie. Während der Herrschaft der Türken wurde der christliche Glaube zwar geduldet, jedoch waren Kirchen nicht zugelassen und es kam häufig zu Raubzügen gegen die nichtosmanische Bevölkerung. Große Teile der Bevölkerung flüchteten aus dem Banat und hinterließen langsam eine öde und entvölkerte Landschaft.

 Stadtbild Zrenjanins um 1697

Der siebenbürgische Fürst Sigismund Báthory organisierte mit den Serben und Walachen 1594 den Aufstand gegen die Osmanen. Nachdem die Aufständischen zunächst das Südbanat unter ihre Kontrolle brachten, befreiten sie die Festung von Bečkerek von den Türken. Die Osmanen begannen 1596 die verlorenen Festungen zurückzuerobern und sicherten in den darauffolgenden Kämpfen ihre Herrschaft über das Banat.

Nachdem Prinz Eugen von Savoyen Bečkerek 1698 von den Osmanen befreite wurde die Großprovinz Temeşvar am 26. Januar 1699 im Frieden von Karlowitz dem Osmanischen Reich zuteil. Dennoch blieb die Region durch österreichische Truppen besetzt, die 1701 die Festung von Bečkerek zerstörten. Noch bis 1716 waren in der Stadt türkische Garnisonen stationiert. Die restliche türkische Bevölkerung wurde 1717 mit dem Einzug des Prinzen Alexander von Württemberg vertrieben, womit die 165-jährige Herrschaft der Osmanen in der Region endete.

Die Habsburgermonarchie  Kaiser Karl VI. im Ornat als Großmeister des Ordens vom Goldenen Vlies, Gemälde von Johann Gottfried Auerbach

Unter den Habsburgern war die Stadt als Teil der kaiserlichen Krondomäne Temeschwer Banat der Wiener Hofkammer unterstellt. Der ersten Volkszählung von 1717 nach, lebten in der Stadt 787 Einwohner. Am 12. September 1718 wird das Kronland in 13 Distrikte geteilt, von denen Bečkerek eine Verwaltungseinheit bildet. Unter Karl VI. begann die Kolonisierung der entvölkerten und verwüsteten Gebiete im Banat. Nach Bečkerek kamen neben Serben und Ungarn hauptsächlich Donauschwaben, aber auch Franzosen, Italiener, Rumänen, Slowaken und ab 1737 auch Spanier aus Barcelona und der Biskaya, die den Ort kurzum Neu Barcelona nennen. 1760 gab es zirka 30 jüdische Familien.

Claudius Florimund Mercy leitete als Gouverneur und Präsidenten der Landesadministration des Banats von Temeswar ab 1720 die Besiedlung und Kultivierung der von den Türken eroberten südungarischen Gebiete einschließlich des Temescher Banats. Den geworbenen Einwanderern aus Schwaben, Franken, Pfalz, Rheinland und anderswo, den sogenannten Donauschwaben, stellte man Grund und Boden zur Verfügung und gewährte ihnen drei Jahre Steuerfreiheit. Insgesamt 100.000 Menschen wurden angesiedelt, alleine in der heutigen Vojvodina ließen sich 30.000 serbische Familien nieder.

Von 1727 bis 1733 stand der Bau des Bega-Kanals unter Mercys Führung. Vor der Kanalisierung bot die Bega in wildem, ungeregeltem Lauf dem ausgedehnten Sumpfgebiet im Westen reiche Nahrung. Die Ableitung der Sümpfe erschien Mercy eine aus strategischen, wirtschaftlichen und nicht zuletzt sanitären Gründen gebotene Notwendigkeit. Das daraus resultierende Austrocknen der Sümpfe ließ neues, fruchtbares Ackerland entstehen.

Von 1850 bis 1860 gehörte Bečkerek zum Kronland Woiwodschaft Serbien und Temeser Banat, das nach 1860 wieder Ungarn angeschlossen wurde.

Erster Weltkrieg und das Königreich Jugoslawien

Nach Ende des Ersten Weltkrieges wurde 1918 die Vojvodina ausgerufen und deren Vereinigung mit dem Königreich Serbien, und so wurde Bečkerek Teil Serbiens und Jugoslawiens.

Zweiter Weltkrieg und die SFR Jugoslawien

Während des Zweiten Weltkriegs ermordeten die Nationalsozialisten 1941 nahezu sämtliche Juden der Stadt.

Jugoslawienkriege und Gegenwart

Während des Kroatienkrieges 1992 wurden im Gefangenenlager Stajićevo nahe der Stadt Tausende gefangengehalten.

Durch das Ende 2007 in Kraft getretene „Gesetz über die Territorialorganisation der Republik Serbien“ erhielt Zrenjanin den administrativen und territorialen Status einer Stadt.

Institut zum Kulturdenkmalschutz Zrenjanin Arheologija srednjeg banata Heinz Dopsch: Steppenvölker im mittelalterlichen Osteuropa – Hunnen, Awaren, Ungarn und Mongolen PDF auf der Website der Universität Salzburg ↑ a b Historie: Mittelalter auf zrenjanin.rs Bečkerečki grad, Jene Szentklaray – Zrenjanin 1954
Fotografien von:
Bojan Kojičić - CC BY-SA 3.0
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