Palazzo Ducale (Venezia)

( Dogenpalast )

Der Dogenpalast (italienisch Palazzo Ducale, venetisch Pałaso Dogal) in Venedig war seit dem 9. Jahrhundert Sitz des Dogen und der Regierungs- und Justizorgane der Republik Venedig. Der Palast war Regierungs- und Verwaltungszentrum der Republik und zugleich Symbol der Größe und Macht der Seerepublik Venedig.

In den Anfängen der Republik kam wohl an diesem Ort die Volksversammlung, der arengo, zur Wahl des Dogen durch Akklamation zusammen. Nach der Entmachtung des arengo war der Dogenpalast Versammlungsort des Großen Rates, aus dem sich die Mitglieder aller Regierungsorgane rekrutierten.

Der älteste Teil des heutigen Dogenpalastes liegt zum Wasser hin. Der Palast ist einer der bedeutendsten Profanbauten der Gotik und ein Glanzwerk venezianischer Baukunst. Die Selbstdarstellung und Propaganda der Republik Venedig zeigt sich auch in der Ausstattung der InnenräumeWeiterlesen

Der Dogenpalast (italienisch Palazzo Ducale, venetisch Pałaso Dogal) in Venedig war seit dem 9. Jahrhundert Sitz des Dogen und der Regierungs- und Justizorgane der Republik Venedig. Der Palast war Regierungs- und Verwaltungszentrum der Republik und zugleich Symbol der Größe und Macht der Seerepublik Venedig.

In den Anfängen der Republik kam wohl an diesem Ort die Volksversammlung, der arengo, zur Wahl des Dogen durch Akklamation zusammen. Nach der Entmachtung des arengo war der Dogenpalast Versammlungsort des Großen Rates, aus dem sich die Mitglieder aller Regierungsorgane rekrutierten.

Der älteste Teil des heutigen Dogenpalastes liegt zum Wasser hin. Der Palast ist einer der bedeutendsten Profanbauten der Gotik und ein Glanzwerk venezianischer Baukunst. Die Selbstdarstellung und Propaganda der Republik Venedig zeigt sich auch in der Ausstattung der Innenräume mit Stuck, vergoldeten Schnitzereien, Historiengemälden und Allegorien, zu denen die großen Maler Venedigs beitrugen.

Das Dogenkastell

Es ist überliefert, dass der Doge Agnello Particiaco 811 seinen Sitz von Malamocco (Methamaucum) nach Civitas Rivo Alto verlegte, wo er ein Grundstück besaß. Wie diese erste venezianische Dogenresidenz aussah und wo sie genau war, ist unbekannt. Sicher lokalisieren lässt sich die Dogenresidenz etwas später: Der Doge Giustiniano Particiaco legte testamentarisch fest, dass seine Frau Felicitas eine Kirche für die Gebeine des heiligen Markus neben dem Dogenhaus errichten lassen solle, und stellte Steine für den Bau aus Equilio (Jesolo) und Torcello zur Verfügung, vermutlich aus dem Abriss dortiger Bauten. Unter dem Bruder und Nachfolger Giustinianos, dem Dogen Giovanni I. Particiaco, wurden die Arbeiten begonnen und um 836 abgeschlossen. Seither gilt der Platz mit Markuskirche und Dogenresidenz als politisch-religiöses Zentrum der Lagune.

Es gibt keine historischen Dokumente oder Abbildungen, die aufklären, wie die ersten Bauten hier aussahen, ob es ein Bauwerk oder mehrere in einem offenen oder einem geschlossenen Areal waren.[1] In alten Schriften wird die Dogenresidenz meist nur beiläufig im Sinne einer Ortsangabe erwähnt. Bei Ausgrabungen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat man mittelalterliche Fundamente und Mauerstücke gefunden, die vom Herausgeber der Zeitung Il Cittadino, Roberto Galli, als Reste eines von einem Wassergraben umgebenen Kastells gedeutet wurden[2], was dann viele Historiker als gesichertes Wissen übernommen haben.[3] Es gibt auch eine vielfach abgebildete Zeichnung, wie das Dogenkastell ausgesehen haben soll, gegen die allerdings eingewandt wurde, dass es im byzantinischen Herrschaftsbereich, zu dem Venedig in dieser Zeit gehörte, im 10. Jahrhundert keine wie dargestellt quadratischen Kastelle mit Türmen an jeder Ecke gab.[4] Solche Bauten sind erst rund 100 Jahre später bei den Normannen nachgewiesen.

Bei dem Aufstand von 976 gegen den Dogen Pietro IV. Candiano fielen die Burg und der Vorgängerbau der Markuskirche einem Stadtbrand zum Opfer.

Der Palast Sebastiano Zianos

Ein neuer Dogenpalast wurde unter dem Dogen Sebastiano Ziani (1172–1178) und auf seine Kosten errichtet.[5] Der Bau hatte drei Flügel, die einen Innenhof umfassten. Der Ostflügel, mit direktem Anschluss an die damalige Palastkapelle, beherbergte die Räume des Dogen, der Justizpalast grenzte an die heutige Piazzetta, der Südflügel zum Bacino San Marco enthielt u. a. den Versammlungssaal, in dem der Große Rat tagte.

Mit der so genannten serrata von 1297, die zu einer bis 1797 geltenden Regelung der Zugangsberechtigung zum Großen Rat führte[6], stieg die Zahl der Mitglieder innerhalb weniger Jahrzehnte von 400 auf 1200. Im Hinblick auf diesen Zuwachs wurde eine Erweiterung des Sitzungssaals in Erwägung gezogen, da die Sitzungen aus Platzgründen mittlerweile im Arsenal stattfinden mussten. Die Quarantia, der Gerichtshof, der in dieser Zeit die Zugangsberechtigung zum Großen Rat überwachte, schlug am 8. Mai 1296 vor, den Saal für die Versammlung des Großen Rates zu erweitern. Am 17. Dezember 1340 wurde dann beschlossen, einen neuen Sitzungssaal zu bauen.

Der Gotische Palast  Der Dogenpalast zu Ende des 14. Jahrhunderts Die Loggia des Dogenpalasts

Ab 1340 wurde unter der Regierung der Dogen Bartolomeo Gradenigo die vollständige Umgestaltung des Palastes beschlossen, um schließlich die heutige Gestalt anzunehmen. Grade Ufos Nachfolger Andrea Dandolo war für diesen Ausbau schon als Prokurator von San Marco von 1328 bis 1343 zuständig gewesen, dann als Doge für das Konzept seiner Staatsrepräsentation federführend. Dandolos Name erscheint dementsprechend schon 1335 auf einer Rechnung für einen Steinmetz.[7]

Begonnen wurde mit dem Südflügel am Bacino. Der Entwurf für den Neubau, dessen Architekt nicht sicher auszumachen ist, war gegen 1343 fertiggestellt, als Andrea Dandolo zum Dogen gewählt wurde. Nach einem Beschluss von 1344 sollte der Saal in den ersten Stock des Südflügels verlegt werden. Wegen des Ausbruchs der Pest im Jahr 1348 zog sich der Umbau bis 1365 hin, als er schließlich mit Guariento di Arpos Marienkrönung an der Stirnseite des Saals vollendet war. Von nun an tagte der große Rat wieder im Dogenpalast.

1404 war die Seite zum Bacino vollendet. Weitere An- und Umbauten erfolgten unter der langen Regierungszeit Francesco Foscaris. Der Doge ließ den an der Piazzetta gelegenen Marstall abreißen und ab 1424 die Fassade zur Piazzetta nach dem Muster des Südflügels neu errichten. Der Anbau wurde genau nach dem Muster des vollendeten Teils, der bereits vier Arkaden umfasste, fortgeführt, so dass er heute wie aus einer einzigen Bauphase entstanden aussieht. Mit dem 1438 begonnenen Bau der Porta della Carta wurde ein repräsentativer Zugang zum Palasthof geschaffen und gleichzeitig durch die architektonische Anbindung an den Markusdom die enge ideelle und funktionelle Bindung zwischen Palast und Kirche als Palastkapelle des Dogen visualisiert.

Bei einem dritten Bauabschnitt kam der neue Ostflügel mit der Fassade zum Rio di Palazzo hinzu, nachdem der vorige 1483 einem Brand zum Opfer gefallen war.

Brände und Wiederaufbau  Der Dogenpalast auf dem Plan von de Barbari, 1500 Brand des Dogenpalastes im Jahr 1577, Stich von Teodoro Pozzoserrato (Lodewijk Toeput), entstanden 1577–1578 Plan Andrea Palladios für einen Neubau des Dogenpalastes

Der Dogenpalast wurde 1483 von einem verheerenden Brand heimgesucht, dann nochmals in den Jahren 1547 und 1577.

Der konservative Grundzug der Republik zeigt sich darin, dass der Palast nach den alten Plänen wiederaufgebaut und der „moderne“ Bauplan von Palladio und Giovan Antonio Rusconi verworfen wurde. Die Fassade blieb erhalten oder wurde restauriert. Das Innere aber wurde entsprechend dem veränderten Zeitgeschmack neu gestaltet.

Nach dem Ende der Republik

Nach dem Ende der Republik sowie der französischen und der österreichischen Herrschaft und schließlich der Übernahme durch den neu gegründeten italienischen Staat war der Palast Sitz verschiedener Institutionen und Ämter. Von 1811 bis 1904 wurde die Biblioteca Marciana dort untergebracht. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts drohte der Palast baufällig zu werden. Daraufhin veranlasste der italienische Staat eine vollständige Restaurierung. Bei dieser Gelegenheit wurden 13 originale Säulen mit ihren Kapitellen vom Portikus des 13. Jahrhunderts durch Kopien ersetzt und innerhalb des Palastes aufbewahrt. Sie bildeten den Grundstock für das Museo dell’ Opera di Palazzo, das heute ebenfalls im Dogenpalast untergebracht ist.

Die im Palast befindlichen Ämter wurden, mit Ausnahme der Soprintendenza per i Beni Ambientali e Architettonici di Venezia e Laguna, die dort noch heute ansässig ist, ausquartiert und an anderen Orten untergebracht. 1923 übergab der italienische Staat der Stadt Venedig die Verwaltung des Komplexes. Der Palast wurde jetzt der Öffentlichkeit als Museum zugänglich gemacht.

Seit 1996 gehört der Dogenpalast zu den Venezianische Stadtmuseen (Musei Civici Veneziani).

Es gibt aus späterer Zeit in der Chronologia magna des Fra Paolino Veneto (Biblioteca Marciana Cod.lat.Z. 399, fol 12) eine Abbildung, die die Situation etwa Mitte des 12. Jahrhunderts wiedergibt, und eher auf einen von einer Mauer umgebenen Bereich, für den 1143 die Bezeichnung brolio überliefert ist, schließen lässt. Roberto Galli: Una novità nella storia e nell’arte. La scoperta del primo Palazzo Ducale di Venezia (anno 814). In Nuova Antologia 23/1889. Siehe kritisch dazu Andrea Lermer: Der gotische „Dogenpalast“ in Venedig. Berlin/München 2005, S. 36 ff. In der neueren Literatur z. B. Michela Agazzi: Platea Sancti Marci, Venedig 1991, S. 13, 84; Elena Bassi: Appunti per la storia del Palazzo Ducale di Venezia. In: Critica d’Arte 9/1962, S. 28ff; Anna Bortolozzi: Indagini sull’insediamento ducale veneziano fino al termine del XII secolo. In: Venezia Arti 11/1997, S. 5; Wladimiro Dorigo: Venezia origini. Band 2, Mailand 1983, S. 535ff; Umberto Franzoi: Il Palazzo Ducale – architettura. In: ders., Terisio Pignatti, Wolfgang Wolters (Hrsg.): Il Palazzo Ducale di Venezia. Treviso 1990, S. 12f. Lermer S. 40. Die Auffassung, es habe ein Dogenkastell mit vier Türmen gegeben, stützt sich auf die Mitteilung des Chronisten Johannes Diaconus zum Besuch Kaiser Ottos III. in Venedig, wonach der Doge sich mit den Gefolgsleuten des Kaisers im palatium traf, während er den inkognito nach Venedig gekommenen Kaiser im turris orientalis empfangen habe. Aus der Erwähnung eines östlichen Turmes wurde geschlossen, das dieser nebst weiterer Türme zum Dogenkastell gehört haben müsse. Diese Interpretation ist aber nicht zwingend. Deborah Howard: Die gotische Architektur in Venedig. In: Venedig. Kunst und Architektur, Köln 1997, S. 122. Gerhard Rösch: Der venezianische Adel bis zur Schließung des Großen Rates. Sigmaringen 1989, S. 91–98. Daniel Savoy: Keeping the Myth Alive: Andrea Dandolo and the Preservation of Justice at the Palazzo Ducale in Venice, in: artibus et historiae 71 (2015) 10–29, hier: S. 20 (academia.edu).
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