Der Friedhof von Noratus (armenisch Նորատուսի գերեզմանատուն, Noratusi geresmanatun), westarmenisch Noradus, ist ein mittelalterliches Gräberfeld nahe dem Dorf Noratus in der ostarmenischen Provinz Gegharkunik. Mit seinen rund 900 Chatschkaren beherbergt er seit der Zerstörung des Friedhofes Culfa in Nachitschewan (einer autonomen Republik in Aserbaidschan) das weltweit größte Chatschkarenfeld.

Der Friedhof von Noratus (armenisch Նորատուսի գերեզմանատուն, Noratusi geresmanatun), westarmenisch Noradus, ist ein mittelalterliches Gräberfeld nahe dem Dorf Noratus in der ostarmenischen Provinz Gegharkunik. Mit seinen rund 900 Chatschkaren beherbergt er seit der Zerstörung des Friedhofes Culfa in Nachitschewan (einer autonomen Republik in Aserbaidschan) das weltweit größte Chatschkarenfeld.

 Darstellungen von Mensch und Tier auf einem Grabstein Darstellung einer Hochzeit Chatschkare in Noratus

Möglicherweise wird der Friedhof schon seit vorchristlichen Zeiten genutzt. In den Gräbern des Schor-Gyol-Gebietes wurden Gegenstände aus der Bronze- und Eisenzeit gefunden. Die ältesten Grabsteine des Friedhofs stammen aus dem 1. bis 2. Jahrhundert. Es sind einfache rechteckige flache Steine, die auf dem Boden liegen. Auf den ältesten Gräbern sind die Symbole der sich bewegenden Sonne oder der jüdische Davidstern zu sehen.[1] Andere sehen aus wie kleine Pyramiden aus Stein und erinnern an ägyptische Motive.[1] Auf den ältesten Grabsteinen sind teilweise auch vorchristliche Symbole zu sehen.[2]

Grabsteine aus dem frühen Mittelalter (5.–7. Jahrhundert) stehen aufrecht und sind an ihrer spitz zulaufenden Form sowie ihren Inschriften erkennbar. Andere Grabsteine aus dieser Zeit ähneln in ihrer Form armenischen Babywiegen mit abgerundeten oder spitz zulaufenden Enden. Diese Steine haben häufig ein reicheres Dekor und erinnern mit ausführlicheren Inschriften, in denen der Lebensweg, Hobbys und Beruf genannt werden, an die Verstorbenen. Auch die bildlichen Darstellungen dienen der Illustration des Lebens: Bauern werden mit Pflügen gezeigt, Musiker mit Musikinstrumenten sowie Herren oder Adlige bei der Jagd. Auf anderen Steinen werden Hochzeiten dargestellt. Kleinere Steine waren vor allem für Kinder bestimmt.[3]

Die Entwicklung der Chatschkare (kunstvoll behauene Gedächtnissteine mit einem Reliefkreuz in der Mitte, das von geometrischen und pflanzlichen Motiven umgeben ist) begann vor dem 7. Jahrhundert. Während der arabischen Herrschaft im 7. und 8. Jahrhundert stagnierte sie. Ihre Blütezeit begann im 9. Jahrhundert, nachdem Armenien im Jahre 885 selbstständig geworden war.[4] In Noratus wurden sie zwischen dem 9. und dem 17. Jahrhundert aufgestellt. Die meisten von ihnen stammen aus dem 13. bis 17. Jahrhundert.[5] Auf dem Friedhof stehen Gedächtnissteine aus allen drei Stilperioden, die auf die Zeit vom 9. bis zum 10. Jahrhundert, die Zeit vom 11. bis zum 12. Jahrhundert sowie die Zeit vom 13. bis zum 16. Jahrhundert eingeteilt werden.[6] Ihre Schauseite zeigt meist in Richtung Osten.[1]

Die bedeutendsten Kreuzsteine wurden von bekannten Meistern gefertigt, stehen exemplarisch für eine der drei Chatschkar-Stilperioden oder gehören zu Familiengrablegen, so etwa sechs Gedächtnissteine im Westteil des Friedhof, die der Meisters Kiram im 16./17. Jahrhundert fertigte. Sie stehen in einer Reihe auf einem Sockel und sollen gemäß der lokalen Überlieferung den Sewansee und die beiden Gipfel des Ararat darstellen. Das Grabfeld der Familie Harutents wurde im 14. Jahrhundert errichtet. Auf dem Areal stehen 24 Chatschkare mit fein herausgearbeitetem Dekor in Form von Reliefs.[7] Die meisten Familiengrablegen befinden sich im Ostteil des Friedhofs. Dort steht auch eine Ansammlung von einfachen Steinen, die mit rudimentären Kreuzen verziert sind. Sie werden auf das 10. und 11. Jahrhundert datiert und der ältesten Chatschkar-Stilperiode zugeordnet.[8] Die bedeutendsten Steinmetze, die in Noratus wirkten, waren Kiram Kasmogh (1551–1610), Arakel, Awanes, Mkrtitsch, Meliqset, Qiram, Nerses, Chatschatur der Maurer und Chabib. Ein anderer ist Charib, der den S. Kristapor-Chatschkar schuf, der heute im Staatlichen Historischen Museum in Eriwan zu sehen ist.[9] Katholikos Wasgen I. schenkte dem British Museum im Jahre 1977 einen weiteren aus dem Jahre 1244. Der rechteckige Stein ist an seiner Vorderseite reich mit geometrischen Mustern, drei Kreuzen und Weintrauben geschmückt. In einer Inschrift auf der linken Seite wird in sechs Zeilen um Gottes Gnade für einen Mann namens Aputayli gebeten.[10]

Der Großteil der Chatschkare in Noratus ist mit Moosen und Flechten bewachsen.

Die Kirche St. Astwazazazin ließ Sahak, König von Gegharkuniks, Ende des 9. Jahrhunderts erbauen. Es ist eine überwölbte Hallenkirche.[11][1]

Die Kirche St. Grigor Lusavorich wurde im 9. bis 10. Jahrhundert errichtet. Im Laufe des 10. bis 11. Jahrhunderts ließ sie der Architekt Chatschatu in eine überwölbte Hallenkirche umbauen.[11]

 Kapelle auf dem Friedhof von Noratus

Die älteste Kapelle wurde 1714 errichtet. An ihrer Wand ist mehrere Inschriften zu erkennen. Sie erinnert an den Maurer der Kapelle, ein gewisser Alexan, dessen einfaches Grab sich in unmittelbarer Nähe der Kapelle befindet. Im unteren Bereich der Nordwestwand ist Ich, Alexan, der Enkel von Sarkis, Sohn von Mirzat, baute diese heiligen Kirche 1717. Ich, ein Unwürdiger aus Atis aus Gir. Auf der oberen Südwestwand stehen dagegen die Worte: Ich, Alexan, erbaute diese Kirche gebaut in einer schweren und traurigen Zeit.[12]

An der Westwand der zweiten Kapelle stehen einige aufwändig ausgearbeitete Chatschkare. Sie sind teilweise zerstört oder entwendet worden. Auf dem Sockel eines heute fehlenden Chatschkars stehen die Worte 1211. Während der Herrschaft unserer frommen Fürsten Sakareh und Iwaneh, wurde ich, Mchitar Petschuranz, Sohn Davids, mit Gottes Hilfe und auf Befehl des großen Iwaneh, zum Anführer des berühmten Dorfes Noratus. Aus freien Stücken habe ich dieses Kreuz für die Rettung unserer Schlafenden (Verstorbenen) errichtet. Diejenigen, die hier anbeten, sollen sich an das Land erinnern, das von den Tadschiken befreit und mir und meinen Söhnen gegeben wurde. Im oberen Bereich der Nordwan der Kapelle steht geschrieben: Ich, Sohn von Mchitar, dem Anführer des berühmten Dorfes Noratus, wollte diese Kapelle und göttliches Symbol zur Erinnerung an meine Seele, an Susas Seele und die Seele meines Vaters Mchitar und an alle meine schlafenden Menschen erbauen. Diejenigen, die[in dieser Kapelle] beten, sollen unserer in ihren Gebeten gedenken.[13]

Neben dem alten Friedhof wurde ein neuer moderner Friedhof errichtet, der durch einen langen Zaun vom historischen Teil getrennt ist. In der Tradition des alten Friedhofes werden auch die dort aufgestellten Grabsteine als Chatschkare aus rosefarbenem Tuffstein oder Basalt gefertigt.[1]

Der Friedhof von Noratus war bis 2005 das zweitgrößte Chatschkarenfeld. Das weitaus größere Feld von Culfa in Nachitschewan mit seinen etwa 2.500 Kreuzsteinen wurde in den Jahren 1998–2005 systematisch zerstört.[6]

↑ a b c d e ArmeniaNow.com – Independent Journalism From Today’s Armenia. Abgerufen am 29. November 2017. Helix Consulting LLC: Noratus 2: Cemetery History. The development of the Khachkar – Noratus – Armenian Heritage. Abgerufen am 29. November 2017 (englisch). Helix Consulting LLC: Noratus 2: Cemetery History. The development of the Khachkar – Noratus – Armenian Heritage. Abgerufen am 29. November 2017 (englisch). Förderkreis Ohlsdorfer Friedhof e.V.: Kreuzsteine in Armenien | FOF-Ohlsdorf. Abgerufen am 29. November 2017. Baghdasaryan Brothers: Monuments of the village Noratus. Abgerufen am 29. November 2017. ↑ a b Helix Consulting LLC: Noratus 2: Cemetery History. The development of the Khachkar – Noratus – Armenian Heritage. Abgerufen am 29. November 2017 (englisch). Helix Consulting LLC: Noratus 4: Map of Cemetery. Noratus Cemetery West End – Noratus – Armenian Heritage. Abgerufen am 29. November 2017 (englisch). Helix Consulting LLC: Noratus 5: Noratus Central & East cemetery: First Chapel, Second Chapel – Noratus – Armenian Heritage. Abgerufen am 29. November 2017 (englisch). Helix Consulting LLC: Noratus 6: Map of Cemetery. Noratus Eastern Cemetery. Noratus Masters – Noratus – Armenian Heritage. Abgerufen am 29. November 2017 (englisch). gravestone. Abgerufen am 29. November 2017. ↑ a b Baghdasaryan Brothers: Monuments of the village Noratus. Abgerufen am 29. November 2017. Helix Consulting LLC: Noratus 5: Noratus Central & East cemetery: First Chapel, Second Chapel – Noratus – Armenian Heritage. Abgerufen am 29. November 2017 (englisch). Helix Consulting LLC: Noratus 5: Noratus Central & East cemetery: First Chapel, Second Chapel – Noratus – Armenian Heritage. Abgerufen am 29. November 2017 (englisch).
Fotografien von:
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