Gjakova (albanisch definit, indefinit Gjakovë; serbisch Ђаковица Đakovica; türkisch Yakova) ist mit knapp 40.000 Einwohnern die siebtgrößte Stadt des Kosovo und liegt im Südwesten des Landes nahe der Grenze zu Albanien. Sie ist Amtssitz der gleichnamigen Gemeinde und des Bezirkes. Die im 15. Jahrhundert gegründete Stadt ist heute von vielen historischen Bauten und großen Industriegebieten geprägt.

Gjakova (albanisch definit, indefinit Gjakovë; serbisch Ђаковица Đakovica; türkisch Yakova) ist mit knapp 40.000 Einwohnern die siebtgrößte Stadt des Kosovo und liegt im Südwesten des Landes nahe der Grenze zu Albanien. Sie ist Amtssitz der gleichnamigen Gemeinde und des Bezirkes. Die im 15. Jahrhundert gegründete Stadt ist heute von vielen historischen Bauten und großen Industriegebieten geprägt.

Frühphase

Gjakova wurde Ende des 14. Jahrhunderts gegründet. Es gibt zwei Theorien, die den Namen der Stadt zu erklären versuchen. Die eine Theorie ist vor allem unter serbischen Historikern anerkannt und behauptet, dass die Stadt nach einem gewissen Jakov benannt wurde. Dieser soll in Đakovica seinen Herrschaftssitz gehabt haben und Vasall von Vuk Branković (1345–1397) gewesen sein. Dieser Jakov prägte auch eigene Münzen. Die andere Theorie wiederum führt den albanischen Stadtnamen Gjakova auf das albanische Wort für „Blut“, gjak, zurück.

Über die Stadt herrschten im späten Mittelalter verschiedene serbische Fürsten, bis sie 1454 von den Osmanen erobert wurde. Nach der osmanischen Katasterzählung von 1485 war Đakovica oder Yakova (osmanisch) ein Dorf mit 65 serbischen und möglicherweise zwei albanischen Haushalten. Im 16. Jahrhundert wird die Kirche von Đakovica als ein Metochi des Klosters von Dečani genannt. In dieser Zeit beginnt verstärkt die albanische Einwanderung in das heutige Metochien (albanisch Rrafsh i Dukagjinit) und damit auch in das bis dahin albanisch-serbische Grenzland um Đakovica. Nördlich befand sich das mittelalterliche Kastell von Cërmjan.

Osmanische Periode  Moschee und Kirche prägen das historische Stadtzentrum

Die Geschichte Gjakovas ist eng verbunden mit jener des benachbarten Hochgebirges. Im Laufe der frühen Neuzeit – besonders im 17. und 18. Jahrhundert – siedelten sich immer wieder Hochlandbewohner in der Ebene um die Stadt an, teils aus wirtschaftlichen Gründen, teils auf Betreiben der Osmanen. So bestehen zum einen starke familiäre Bindungen zwischen den Bewohnern der Gegend von Gjakova und jenen des Hochlandes; zum anderen ist Gjakova bis heute ein Zentrum der kleinen römisch-katholischen Gemeinschaft im Kosovo.[1]

Auch Gjakova blieb vor dem wachsenden Nationalismus auf der Balkanhalbinsel nicht verschont. 1845 organisierten Albaner einen Aufstand gegen das Osmanische Reich. Sie protestierten gegen die ihnen auferlegten, zu hohen Steuern und die Politik der Zentralisierung. Nach der Zerschlagung des Aufstandes wurden viele albanische Einwohner Gjakovas inhaftiert oder nach Kleinasien verbannt.[2]

Mit dem Aufstreben des Nationalismus überall auf der Balkanhalbinsel im 19. Jahrhundert begannen auch in Gjakova albanische Intellektuelle sich für eine Autonomie oder Unabhängigkeit des albanischen Volkes vom Osmanischen Reich einzusetzen. Viele Söhne der Stadt wurden bekannte Persönlichkeiten der albanischen Nationalbewegung Rilindja (deutsch Wiedergeburt). Die 1878 gegründete Liga von Prizren versuchte die Ideen einer Vereinigung der albanischen Nation zu verwirklichen und hatte in Gjakova ein Kontaktbüro.

1878 kam der osmanische Feldmarschall Mehmed Ali Pascha nach Gjakova, um im Auftrag des Sultans die auf dem Berliner Kongress beschlossene Abtretung von Grenzgebieten des Osmanischen Reiches an Montenegro durchzusetzen. Tausende belagerten die Kulla, in der er sich aufhielt, stürmten sie und töteten ihn.[3]

Wechselnde Herrschaften im frühen 20. Jahrhundert

In den Balkankriegen 1912/13 kam Gjakova endgültig zum Königreich Serbien, während das historische Hinterland der Stadt im Süden und Westen durch die neue Grenzziehung abgetrennt wurde und seitdem zu Albanien gehört. Die traditionell starken Beziehungen zwischen dem heutigen nordalbanischen Bergland und der Stadt in der Ebene wurden so dauerhaft gestört. Im Sommer und Herbst 1913 erhoben sich albanische Muslime in Gjakova und Umgebung gegen die serbische Militärverwaltung; der Aufstand der sogenannten Kaçaken wurde jedoch niedergeworfen. Am 7. September 1913 annektierte das mit Serbien verbündete Montenegro die Gegend um Gjakova.[4]

Im Herbst 1915 marschierten im Zuge des Ersten Weltkrieges, der in Südosteuropa de facto eine Fortsetzung der Balkankriege war, bulgarische Truppen in Gjakova ein. Nach dem Krieg wurde Kosovo dem neuen Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen angeschlossen. In den 20er und 30er Jahren wurden im Zuge der serbischen Bevölkerungspolitik etwa 13.000 serbische Siedler in der albanisch dominierten Gegend von Gjakova angesiedelt, so dass sich der serbische Bevölkerungsanteil von 8,3 auf 33 Prozent vervierfachte.[5]

Gjakova zu jugoslawischen Zeiten

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Stadt von den Tito-Partisanen erobert. In der Folge kam es am 11. März 1945 in Gjakova zur ersten größeren Demonstration im Kosovo, als albanische Frauen gegen die Einziehung ihrer Männer und Söhne in die Volksbefreiungsarmee protestierten. Eine Teilnehmerin wurde anschließend zum Tode verurteilt.[6]

Im diktatorischen Jugoslawien erlebte die Stadt eine angehende Industrialisierung, so fanden beispielsweise in der neu gegründeten Fabrik zur Baumwollverarbeitung Emin Duraku etwa 2000 Menschen Arbeit. In diesem Zusammenhang wurde Gjakova, das zum Ende des Zweiten Weltkrieges im Wesentlichen aus seiner osmanischen Altstadt bestand, deutlich ausgebaut.

Vor und während des Kosovokrieges zählte die Gegend um Gjakova zu den Hochburgen des albanischen Widerstandes gegen die jugoslawische Staatsmacht, ab 1997 auch zu den Zentren der UÇK, die hier sowohl die Anfänge einer eigenen Verwaltungsstruktur aufbaute, als auch gegen nicht-albanische Teile der Bevölkerung vorging, jedoch im Sommer 1998 vorerst wieder zurückgeschlagen wurde.[7] Während des Krieges – insbesondere beim Abzug der serbischen Truppen 1999 – wurde die Altstadt stark zerstört, inzwischen wurde sie jedoch wieder aufgebaut.[8] Unweit der Stadt fand am 27. April 1999 das Massaker von Meja statt, in dem 294 Menschen Mitgliedern der Jugoslawischen Volksarmee und Mitgliedern verschiedener serbischer Freischärlerverbände zum Opfer fielen.[9][10][11]

Schmitt, Oliver Jens: Kosovo – Kurze Geschichte einer zentralbalkanischen Landschaft, Böhlau Verlag, Wien, Köln, Weimar 2008, S. 124 f. Miranda Vickers: Shqiptarët - Një histori moderne. Bota Shqiptare, 2008, ISBN 978-99956-11-68-2, Vazhdimi i shpërbërjes së Perandorisë Osmane, S. 48 (englisch: The Albanians - A Modern History. Übersetzt von Xhevdet Shehu). Oliver Jens Schmitt: Debakel einer Großmacht (4. Juli 2015) Vgl. Vickers 2008, S. 177 Vgl. Vickers 2008, S. 199 f. Vgl. Vickers 2008, S. 224 Vgl. Vickers 2008, S. 325 ff. Susanne Dell: Kosovo: Informieren, Reisen, Erinnern. München 2008, S. 65 Under orders: War crimes in Kosovo. (Human Rights Watch; PDF; 5,0 MB) Presentation of the Meja/Mejë register of killed or missing people. (Memento vom 25. Mai 2010 im Internet Archive), Humanitarian Law Center, 25-07-2009 Poimenični popis ubijenih i nestalih 27.04.1999. u općini Đakovica. (Memento vom 19. September 2011 im Internet Archive) (PDF; 1,4 MB); Humanitarian Law Center, 25-07-2009
Fotografien von:
ShkelzenRexha - CC BY-SA 3.0
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