Kontext von Nunavut

Nunavut (in der Silbenschrift der Inuit: ᓄᓇᕗᑦ, wörtlich „Unser Land“, eigentlich „Unser Heimatland“) ist ein Territorium im Norden Kanadas mit besonderen Rechten für die dort lebenden Inuit. Es grenzt im Westen an die Nordwest-Territorien, im Osten an Grönland und im Süden an die Provinzen Manitoba, Ontario und Québec. Hauptstadt ist Iqaluit (früherer Name – Frobisher Bay), gelegen auf der größten kanadischen Insel, der Baffininsel.

Mehr über Nunavut

Population, Area & Driving side
  • Bevölkerung 36858
  • Fläche 2038722
  • Fahrseite right
Verlauf
  •  
    Gründung Nunavuts am 1. April 1999: Gruppenfoto nach der Flaggenhissung in Cape Dorset (heute Kinngait)

    Nunavut wurde am 1. April 1999 von den Nordwest-Territorien abgetrennt und bildet seither ein eigenständiges Territorium. Obwohl es ein Teil des kanadischen Staates und als Territorium unmittelbar der kanadischen Bundesregierung zugeordnet ist, beruht die Gründung von Nunavut auf der Idee, den Inuit die Möglichkeit zu geben, dieses Gebiet relativ autonom zu verwalten.

    Ursprünglich hatten die kanadischen Behörden den Norden des Landes mit überheblichen und nicht selten rüden, allerdings dem damaligen Zeitgeist entsprechenden Methoden wie ein Kolonialgebiet verwaltet und beim Bestreben, die Inuit in ein modernes Kanada einzugliedern, wenig oder nichts von dem berücksichtigt, was den Inuit essentielles Kulturanliegen war. In den 1950er bis 1970er Jahren wurden zahlreiche Kinder – ohne dass die Eltern um Erlaubnis gefragt wurden – in Internate gebracht und kamen nur in den Sommerferien heim. Sie wurden der Inuit-Kultur entfremdet, manche misshandelt oder sexuell missbraucht, viele litten unter schlechter Ernährung, Unterbringung und mangelnder Gesundheitsfürsorge.[1] Die psychischen Folgen dieser Entfremdung von Heimat und Familie wirken bis heute fort. 2008 entschuldigte sich Premierminister Harper bei den Inuit und anderen betroffenen kanadischen Ureinwohnern für diese Praxis.[2]

    In den 1970er Jahren kam es dann zu langwierigen Verhandlungen der kanadischen Regierung mit Vertretern der Inuit, die schließlich als Folge eines Plebiszits vom 14. April 1982 die Teilung der Nordwest-Territorien herbeiführten. Weitere Details zur Vorgeschichte sind unter den Stichwörtern Inuit und Inuit-Kultur festgehalten.

    Derzeitige Situation im Territorium Nunavut:

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    Gründung Nunavuts am 1. April 1999: Gruppenfoto nach der Flaggenhissung in Cape Dorset (heute Kinngait)

    Nunavut wurde am 1. April 1999 von den Nordwest-Territorien abgetrennt und bildet seither ein eigenständiges Territorium. Obwohl es ein Teil des kanadischen Staates und als Territorium unmittelbar der kanadischen Bundesregierung zugeordnet ist, beruht die Gründung von Nunavut auf der Idee, den Inuit die Möglichkeit zu geben, dieses Gebiet relativ autonom zu verwalten.

    Ursprünglich hatten die kanadischen Behörden den Norden des Landes mit überheblichen und nicht selten rüden, allerdings dem damaligen Zeitgeist entsprechenden Methoden wie ein Kolonialgebiet verwaltet und beim Bestreben, die Inuit in ein modernes Kanada einzugliedern, wenig oder nichts von dem berücksichtigt, was den Inuit essentielles Kulturanliegen war. In den 1950er bis 1970er Jahren wurden zahlreiche Kinder – ohne dass die Eltern um Erlaubnis gefragt wurden – in Internate gebracht und kamen nur in den Sommerferien heim. Sie wurden der Inuit-Kultur entfremdet, manche misshandelt oder sexuell missbraucht, viele litten unter schlechter Ernährung, Unterbringung und mangelnder Gesundheitsfürsorge.[1] Die psychischen Folgen dieser Entfremdung von Heimat und Familie wirken bis heute fort. 2008 entschuldigte sich Premierminister Harper bei den Inuit und anderen betroffenen kanadischen Ureinwohnern für diese Praxis.[2]

    In den 1970er Jahren kam es dann zu langwierigen Verhandlungen der kanadischen Regierung mit Vertretern der Inuit, die schließlich als Folge eines Plebiszits vom 14. April 1982 die Teilung der Nordwest-Territorien herbeiführten. Weitere Details zur Vorgeschichte sind unter den Stichwörtern Inuit und Inuit-Kultur festgehalten.

    Derzeitige Situation im Territorium Nunavut:

     
    Kindertagesstätte in Kinngait
     
    Hochmodernes Gebäude der „Nakasuk School“ in Iqaluit
     
    Typisches Wohnhaus in einer Inuit-Siedlung mit Heizöltank und Stutzen für Trink- und Brauchwasser, deren Anlieferung und Abholung durch Tankwagen erfolgt

    Die bis Mitte des 20. Jahrhunderts geborenen kanadischen Inuit kamen fast alle noch in Camps zur Welt – während des Winters in Geburts-Iglus, zur Sommerzeit in speziell dafür errichteten Zelten. Der von den Jagdverhältnissen (Vorkommen von Fischen und jagdbaren Tieren) bestimmte Alltag hatte teils nomadischen, teils campgebundenen Charakter. Die heutige, von westlichen Einflüssen bestimmte Lebensweise mit Supermärkten und Fernsehen rund um die Uhr war noch unbekannt. Eine Änderung trat ein, als Schulpflicht und nicht zuletzt auch der Mangel an Jagdwild, verbunden mit vielen Vorzügen modernen Lebens in geschlossenen Ortschaften (Heizung, Strom, Wasser etc.) die Inuit veranlasste, das reine Campleben aufzugeben und in die aus Fertigteilen aus dem Süden errichteten Siedlungen zu ziehen. Allerdings wurde und wird noch immer jede Möglichkeit genutzt, freie Zeit draußen auf dem flachen Land („on the land“) in traditionellem Stil zu verbringen, allerdings dabei auch alle moderne Technik wie Funkgeräte, Motortransportmittel, Gaskocher etc. nutzend. Fax-Geräte und E-Mail, Digitalkameras, das Surfen im Internet setzten sich in Nunavut rascher in größerer Breite durch als in Mitteleuropa.

    Frühzeitig wurde von der kanadischen Bundesregierung erkannt, dass für die zuvor ausschließlich von der Jagd (mit Tauschhandel) lebenden Ureinwohner des Nordens Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen mit entsprechenden Einkommensmöglichkeiten gefunden werden mussten. So kam es zum Beispiel zu einer breiten Förderung auf dem Inuit-Kunst-Sektor, nachdem die ungewöhnliche künstlerische Begabung vieler ehemals als Jäger tätiger Menschen erkannt wurde. Mit dem Aufbau von Verwaltungsstrukturen eines modernen Industriestaats entstanden ebenfalls viele Arbeitsplätze, die jedoch zunächst mangels Fachkenntnissen nicht mit Inuit, sondern mit „Qallunaat“ (Nicht-Inuit) besetzt werden mussten. Inzwischen, vor allem seit der Etablierung des Territoriums Nunavut, hat sich hier Wesentliches geändert, und die Territorialregierung wird nicht zuletzt an den Erfolgen gemessen, die sie bei der Errichtung und Besetzung von Inuit-Arbeitsplätzen erzielt, denn nach wie vor leben über ein Viertel der Inuit in Nunavut von Sozialhilfe. Die Wirtschaft in einem hochentwickelten Sozialstaat (Kanada) und der Einzug moderner Technik veränderten das Leben der Inuit in extremer Weise, und viele haben auch den rasanten Übergang von traditionellem Leben auf dem Land zur Existenz in einem modernen Staatswesen noch nicht ganz nachvollziehen können. Sie empfinden es als „Leben zwischen zwei Welten“.

    Während vor dem Übergang zum Siedlungsleben die Geburten- und Sterbeziffern, vor allem die Rate der Säuglingssterblichkeit, sehr hoch war, hat sich dies aufgrund stark verbesserter medizinischer Versorgung grundlegend verändert. Nunavut besitzt eine vollkommen andere Altersstruktur als der Rest des Landes. Mit der Schaffung von Nunavut sah sich so die Wirtschaft des Landes vor die Herausforderung gestellt, mit wenigen bezahlten Arbeitsplätzen, einem niedrigen Bildungsstand und einem hohen Anteil junger Menschen (1996: rund 60 % der Einwohner unter 25 Jahren im Vergleich mit dem kanadischen Level von 34 %) fertigzuwerden. Die Erhebung von 2001 besagt: Mit 20,6 Jahren ist das Durchschnittsalter der Inuit außerordentlich niedrig, etwa 17 Jahre unter den Nicht-Ureinwohnern Kanadas (37,7 Jahre). 39 % der Inuit-Bevölkerung sind 14 Jahre alt und jünger (Nicht-Ureinwohner Kanadas 19 %), 40 % im Alter zwischen 25 und 64 Jahren (Nicht-Ureinwohner Kanadas 55 %). Die Zahl der 65-jährigen und Älteren wuchs in der Zeit von 1996 bis 2001 um 38 % auf 3 % (Nicht-Ureinwohner Kanadas um 10 % auf rund 12 %). 73 % der 14-jährigen und jüngeren lebten mit zwei Elternteilen (Nicht-Ureinwohner Kanadas 83 %), 25 % mit einem Elternteil (Nicht-Ureinwohner Kanadas 17 %) und 2 % bei anderen Verwandten oder Nicht-Verwandten. Statistisch nicht erfasst ist bei letzteren Zahlen die relativ sehr hohe Adoptionsrate bei den Inuit.[3]

    Sowohl das schnelle Anwachsen der Bevölkerung wie die sich verändernde Altersstruktur haben große wirtschaftliche und soziale Folgen. Die Schaffung von Arbeitsplätzen, Wohnraum und Bildungseinrichtungen, die Optimierung der Infrastruktur und die weitere Verbesserung sozialer Einrichtungen (z. B. von Kindertagesstätten und Seniorenheimen) sind Herausforderungen, denen sich die Regierung von Nunavut nach wie vor zu stellen hat. Obwohl viele Maßnahmen seit den 1950er und 1960er Jahren eine Reihe von Lebenserleichterungen bringen, die im übrigen Kanada längst alltäglich sind, gerieten viele Inuit zugleich in eine für sie völlig neue soziale Abhängigkeit von staatlichen Einrichtungen. Zwar war beispielsweise das Jagen auch früher mit weiten Touren verbunden, doch werden solche jetzt mit modernem Reisegerät (Quad (ATV), Motorboot, Schneemobil) unternommen, die teuer in der Anschaffung und im Unterhalt sind. Arbeitsplätze stehen nach wie vor zu wenige zur Verfügung. Viele Inuit-Arbeitsplätze sind entsprechend der Qualifikation überdies nicht sehr anspruchsvoll und entsprechend niedrig honoriert. Arbeitslosigkeit und mangelnde Qualifikation für höherwertige Aufgaben sind derzeit noch immer die Hauptprobleme von Nunavut, weshalb Qualifizierungsmaßnahmen an vorderster Stelle des Regierungsprogramms stehen. Handwerkliche Ausbildungsberufe sind bislang unbekannt; sehr gefördert wird in neuerer Zeit jedoch die Ausbildung in Mangelberufen wie dem der Krankenschwester. Etliche Inuit, insbesondere die in ihren jeweiligen Kommunen gewählten Ortsvorsteher, verdienen sich als freiwillige Teilzeit-Reservisten ein Zusatzeinkommen im Regiment Canadian Rangers.

    National Inuit Residential Schools Healing Strategy – Journey Forward (Memento vom 1. Februar 2012 im Internet Archive) https://thecanadianencyclopedia.ca/en/article/government-apology-to-former-students-of-indian-residential-schools Inuit. In: 2001 Statistics: Aboriginal people of Canada. Statistics Canada, abgerufen am 3. Februar 2009 (englisch).
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