الصويرة

( Essaouira )

Essaouira (arabisch الصويرة, DMG aṣ-Ṣawīra ‚Die Eingeschlossene‘, Taschelhit ⵎⵓⴳⴰⴹⵓⵔ Mugaḍur) ist eine Hafenstadt mit etwa 85.000 Einwohnern an der marokkanischen Atlantikküste in der gleichnamigen Provinz in der Region Marrakesch-Safi. Vor der Unabhängigkeit Marokkos wurde die Stadt auch Mogador genannt. Dieser Name geht vermutlich auf die Portugiesen zurück und wird heute nur noch für die vorgelagerte Insel verwendet. Die gesamte Altstadt (Medina) von Essaouira wurde im Jahr 2001 von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt.

Essaouira (arabisch الصويرة, DMG aṣ-Ṣawīra ‚Die Eingeschlossene‘, Taschelhit ⵎⵓⴳⴰⴹⵓⵔ Mugaḍur) ist eine Hafenstadt mit etwa 85.000 Einwohnern an der marokkanischen Atlantikküste in der gleichnamigen Provinz in der Region Marrakesch-Safi. Vor der Unabhängigkeit Marokkos wurde die Stadt auch Mogador genannt. Dieser Name geht vermutlich auf die Portugiesen zurück und wird heute nur noch für die vorgelagerte Insel verwendet. Die gesamte Altstadt (Medina) von Essaouira wurde im Jahr 2001 von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt.

Der Ort war eine phönizische Gründung unter dem Namen Migdol, die später von den Puniern (unter Hanno dem Großen) und den Römern beherrscht wurde. Ausgrabungen seit den 1950er Jahren belegen eine frühphönizische Niederlassung aus dem 7. Jahrhundert v. Chr. Es besteht die Möglichkeit, dass es sich hierbei um die bei dem römischen Universalgelehrten Plinius dem Älteren erwähnte „Purpurinsel“ handelt.[1]

Stadt und Insel Mogador sind ein Forschungsschwerpunkt des Deutschen Archäologischen Instituts in Madrid. Zusammen mit der Erforschung der spanischen und portugiesischen Westküste untersucht man das Gebiet auf die Aktivitäten der Phönizier, die hier bereits den Handel mit West- und Südafrika kontrollierten. Neueste Grabungen lassen vermuten, dass die in der Bucht von Essaouira gelegenen Islas de Mogador (auch Islas Purpurinas), einen phönizischen Außenposten der antiken Welt darstellten.[2] Die Phönizier sollen hier Purpurschnecken gezüchtet haben. Aber auch die Hinterlassenschaften der Jungsteinzeit werden untersucht, so fanden sich eine große Zahl sogenannter Escargotières – Abfallhaufen, die aus Muschelresten, Schneckengehäusen, Holzkohle und anderen Zeugnissen dafür bestehen, dass die Menschen der Jungsteinzeit von Meeresfrüchten lebten.

Hafentor (Porte de la Marine) 
Hafentor (Porte de la Marine)
Hafenmauer mit Turm (Scala du Port) 
Hafenmauer mit Turm (Scala du Port)
Stadtmauer am Meer (Scala de la Kasbah) 
Stadtmauer am Meer (Scala de la Kasbah)
Portugiesische Bronzekanone 
Portugiesische Bronzekanone
Altstadt (medina) 
Altstadt (medina)

Die westmarokkanische Küste gehörte zur römischen Provinz Mauretania Tingitana mit der Hauptstadt Volubilis. Im Jahr 429 n. Chr. eroberten die Vandalen den Norden der Provinz, den dann im Jahre 533 der oströmische General Belisar einnahm. Zwischen dem 7. und 10. Jahrhundert schlossen sich mehrere regionale Berberstämme der Herrschaft der arabischen Umayyaden an, die auch den Süden Spaniens beherrschten. Im 11. Jahrhundert, der Zeit der Almoraviden, integrierte Yusuf ibn Taschfin (regierte 1070–1106), der Gründer von Marrakesch, die Region um Essaouira in sein Reich.

Im 15. und 16. Jahrhundert eroberten die Portugiesen einige Gebiete an der marokkanischen Atlantikküste. Im Jahr 1506 besetzten die Portugiesen die vorgelagerte Insel und begannen umgehend mit dem Bau der heute noch sichtbaren Befestigungen und der Hafenanlagen. Den Namen der Festung, Mogador, sollen die Portugiesen mit Respekt für den heute noch als Schutzpatron der Stadt verehrten islamischen Heiligen Sidi Mogdul gewählt haben. Dieser soll nach der Legende ursprünglich ein Schotte namens Mac Donald gewesen sein, der sich einst hierher abgesetzt hatte, zu Lebzeiten verehrt und posthum zu einem Marabout erhöht wurde.[3]

Bereits im Jahr 1510 gaben die Portugiesen den exponierten Stützpunkt wieder auf und räumten die Festung. Während des 16. Jahrhunderts versuchten verschiedene Mächte wie Spanien, England, die Niederlande und Frankreich vergeblich, Essaouira zu erobern. Ab 1628 setzte Sultan Mulai Abdelmalek aus der Dynastie der Saadier den Ausbau der Festungsanlagen fort. Im Jahr 1765 begann der Alawiden-Sultan Sidi Mohamed Ben Abdallah mit dem Ausbau Essaouiras zum – zu seiner Zeit – größten Seehafen Marokkos. Der französische Gefangene Théodore Cornut wurde mit der Planung der Festungsbauwerke und einzelner Stadtteile beauftragt.

Im 18. und 19. Jahrhundert baute Essaouira seine wichtige Position als Knotenpunkt im Karawanenhandel weiter aus und gelangte zu erheblichem Wohlstand. Ab 1837 ließen sich die Brüder Joseph,[4] Abraham und Jacob Afriat[4] aus Ifrane in der Stadt nieder, die als Kaufleute des Sultans den Titel Tajir al-Sultan[4] trugen. Die jüdische Familie handelte in Tee nach London und führte blaue Indigo-Stoffe aus Manchester nach Südmarokko und in die Sahara aus. Der Kaufmann Moïse Benislah[4] (1788–1851) zog von Essaouira nach Marseille und später nach Lissabon. Auch die Solal[4] betrieben Handel im Mittelmeerraum. Die Mehrheit der Juden lebte jedoch in meist großer Armut in der Mellah. Im Hungerjahr 1877 waren darin 12.000[5] Menschen zusammengepfercht. Seit 1860[5] setzte sich die Alliance Israélite Universelle für die Vergrößerung des Viertels ein. 1892[5] konnte zwar der Sultan für das Anliegen gewonnen werden, doch unternahm seine Verwaltung zunächst nichts zu dessen Umsetzung. Im März 1891[5] hatte der Kaid in bislang unbekannter Weise 200[5] Familien zum Verlassen der Stadt innerhalb einer Woche gezwungen, was der AIU-Direktor Joseph Elmaleh[5] mit der Politik in Russland verglich. Um 1910 waren 48 %[5] der Stadtbevölkerung Juden, da noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts 80 %[5] der muslimischen Bevölkerung auf dem Land lebten.

Nach der französischen Besetzung Timbuktus 1893 verlor die Stadt im Laufe des 20. Jahrhunderts zunehmend an Bedeutung, da ihre wichtigsten Handelsverbindungen unterbrochen wurden. Mit der Unabhängigkeit im Jahr 1957 wurde der Name Essaouira endgültig angenommen. Zwei mögliche Interpretationen zur Etymologie dieses arabischen Namen stehen sich gegenüber. Die erste geht auf das Phönizische zurück, wonach souira eine kleine, von Mauern umgebene Festung bezeichnet, wobei souira die Verkleinerungsform von sour ist, was auf Arabisch „Mauer“ oder „Wand“ bedeutet. Nach der zweiten würde sich der Name Essaouira von Tasaouira und seinen Varianten (atassouira, at'souira, sawira, saouira) ableiten, was soviel wie „eingerahmtes Bild“ bedeutet, was an den Grundriss der Stadt erinnert: die „wohl Gezeichnete“, das „wohl Gestaltete“.

In der Zeit nach 1967 war die Stadt das Ziel vieler Hippies; auch Jimi Hendrix hielt sich einige Tage in der Umgebung auf.[6]

Plinius der Ältere, Naturalis historia 6,203. Zur Identifikation siehe etwa den Kommentar bei C. Plinius Secundus d. Ä.: Naturkunde Lateinisch–Deutsch. Buch VI: Geographie: Asien. Herausgegeben und übersetzt von Kai Brodersen (Sammlung Tusculum). Artemis & Winkler, Zürich/Düsseldorf 1996, S. 249. Dirce Marzoli, Abdelaziz El Khayari: Mogador (Essaouira), Marokko. Ein phönizischer Außenposten an der marokkanischen Atlantikküste. Die Arbeiten der Jahre bis 2018. In: Elektronische Publikationen des Deutschen Archäologischen Instituts. Nr. 1, 2018, S. 72–75, abgerufen am 12. März 2021. Hubert Lang: Der Heiligenkult in Marokko. Formen und Funktionen der Wallfahrten (= Passauer Mittelmeerstudien, Sonderreihe 3). Passavia Universitätsverlag, Passau 1992, S. 71. ↑ a b c d e Michel Abitbol: Histoire des juifs. In: Marguerite de Marcillac (Hrsg.): Collection tempus. 2. Auflage. Nr. 663. Éditions Perrin, Paris 2016, ISBN 978-2-262-06807-3, S. 533 f. ↑ a b c d e f g h Georges Bensoussan: Juifs en pays arabes – Le grand déracinement, 1850–1975. In: Denis Maraval (Hrsg.): Collection Texto. 2. Auflage. Éditions Tallandier, Paris 2021, ISBN 979-1-02105090-7, S. 74, 83, 85 f., 118 f. (der Vergleich mit der Lage in Russland wird zitiert in Archivbestand Alliance Israélite Universelle, Maroc III. C. 10, Elmaleh, siehe Fußnote 327, S. 933). Brigitte Tast, Hans-Juergen Tast: And the wind cries Jimi. Hendrix in Marokko. Kulleraugen – Visuelle Kommunikation Nr. 40, Schellerten 2012, ISBN 978-3-88842-040-5.
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