Amsterdam

Amsterdam (niederländisch ) ist die Hauptstadt und bevölkerungsreichste Stadt des Königreichs der Niederlande und belegt den 17. Rang der größten Städte der Europäischen Union. Die Gemeinde Amsterdam hat 934.927 Einwohner (Stand: 1. Januar 2024) und als Agglomeration Groot-Amsterdam 1.459.493 Einwohner (Stand: 1. Januar 2023). Während sich der Regierungssitz des Landes sowie die Königsresidenz sowie auch der Hohe Rat (oberstes Gericht für Zivil-, Straf- und Steuerrecht), der Staatsrat (oberstes Gericht für Verwaltungsrecht) und alle Ministerien und Botschaften im 60 Kilometer entfernten Den Haag befinden, ist Amsterdam seit 1983 gemäß niederländischer Verfassung die Hauptstadt der Niederlande.

Seit dem 24. März 2022 besteht die Metropolregion Amsterdam (MRA) aus 30 Gemeinden in sieben Teilregionen.

Amsterdam liegt in der niederländischen Provinz Nordholland, am kanalisierten Fluss Amstel und dem früheren Meeresarm IJ. Der HaWeiterlesen

Amsterdam (niederländisch ) ist die Hauptstadt und bevölkerungsreichste Stadt des Königreichs der Niederlande und belegt den 17. Rang der größten Städte der Europäischen Union. Die Gemeinde Amsterdam hat 934.927 Einwohner (Stand: 1. Januar 2024) und als Agglomeration Groot-Amsterdam 1.459.493 Einwohner (Stand: 1. Januar 2023). Während sich der Regierungssitz des Landes sowie die Königsresidenz sowie auch der Hohe Rat (oberstes Gericht für Zivil-, Straf- und Steuerrecht), der Staatsrat (oberstes Gericht für Verwaltungsrecht) und alle Ministerien und Botschaften im 60 Kilometer entfernten Den Haag befinden, ist Amsterdam seit 1983 gemäß niederländischer Verfassung die Hauptstadt der Niederlande.

Seit dem 24. März 2022 besteht die Metropolregion Amsterdam (MRA) aus 30 Gemeinden in sieben Teilregionen.

Amsterdam liegt in der niederländischen Provinz Nordholland, am kanalisierten Fluss Amstel und dem früheren Meeresarm IJ. Der Hafen der Stadt ist durch den Nordseekanal mit der Nordsee verbunden. Amsterdam ist für seine Grachten weltberühmt.

Namensgeschichte

Der Name der Stadt leitet sich von einem im 13. Jahrhundert errichteten Damm mit Schleuse im Fluss Amstel ab; dort entstand ein Fischerort, der den Namen Amstelredam trug. Der lateinische Name lautete Amstelodamum, später Amstelaedam (Amstelædam). Die Abdeichung der Flussmündung wurde nötig, um die zuvor entstandene Bebauung an beiden Flussufern vor Sturmfluten zu schützen, denn die damalige Zuiderzee war eine offene Bucht zur Nordsee, und das Land senkte sich aufgrund von Entwässerungsmaßnahmen. Der in die Amstel gelegte Damm verband die zuvor auf beiden Seiten entstandenen Siedlungskerne, die heute als Oude Zijde und Nieuwe Zijde (alte und neue Seite) bezeichnet werden.

An der Stelle des Amstel-Damms entstand im Laufe des Mittelalters ein städtischer Platz, der noch heute den Namen Dam trägt und den Mittelpunkt der Stadt darstellt.

Im Alltag wird gern die Kurzbezeichnung A’dam verwendet (so z. B. offiziell im Namen des A’DAM-Turms).

Amsterdam ab dem Mittelalter

Bis in das 13. Jahrhundert war die heutige Provinz Holland zum größten Teil schlecht besiedelbar. Es handelte sich um ein sehr feuchtes Gebiet, das hauptsächlich aus Moor und Sumpfland bestand und von mehreren Flüssen durchschnitten war. Einer dieser Flüsse war die Amstel, die in den IJ genannten Meeresarm mündete. Durch Sturmfluten hatte der IJ die Amstelmündung zu einer schmalen, länglichen Bucht verbreitert. Rund um diese herum hatten sich bis 1230 etwa 500 Fischer in Hütten angesiedelt.

 Grundmauern des Kasteel van Amstel

Herren des Amstellandes um den gleichnamigen Fluss war die Adelsfamilie van Amstel, die als Ministerialen des Hochstifts Utrecht auf der Burg in Ouderkerk aan de Amstel saßen, bis diese 1204 von rebellischen Bauern aus dem Kennemerland zerstört wurde. Sie errichteten sich daraufhin eine neue Burg, das Kasteel van Amstel, dessen vermutete Fundamente bei Ausgrabungen 1994 bis 1999 unter der heutigen Straße Nieuwezijds Kolk gefunden wurden. Um 1270 ließen sie den Fluss an der Stelle, wo er sich zur Bucht verbreiterte, durch den namensgebenden Dam abtrennen. Aus dieser Zeit existiert ein Vertrag zwischen Gijsbrecht IV. van A(e)mstel, der 1265 den Besitz erbte, und seinem Bruder Willem, Provost in Mijdrecht, über die Entwässerung seines Grundbesitzes in die Amstel.[1] Die Siedlung wurde erstmals 1275 als „Amstelledamme“ erwähnt. Von diesem Damm aus verlief der Deich beiderseits der Bucht in Kurven nach Norden, wo die heutigen Straßen Nieuwendijk und Warmoesstraat (und weiter südöstlich der Zeedijk) noch immer höher verlaufen als ihre Umgebung. Solche Deiche entstanden auch andernorts entlang der Zuiderzee. Nach archäologischen Ausgrabungen erweist sich das alte Kinderlied Amsterdam, die schöne Stadt, ist gebaut auf Pfählen als durchaus richtig: Tatsächlich konnten nur mit Hilfe unzähliger Pfähle als Untergrund – bis zu 18 Meter tief durch den morastigen Boden in den festen Sand gerammt – Häuser und Straßen im Sumpfland gebaut werden. Als erste Kirche entstand in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts die Oude Kerk anstelle einer hölzernen Kapelle. Ab 1408 folgte die größere Nieuwe Kerk.

Florens V., Graf von Holland, versuchte sich des neuen Handelshafens zu bemächtigen und gewährte dessen Händlern Zollfreiheit. Gijsbrecht van Amstel, der gegen den Bischof von Utrecht rebelliert hatte, musste sich 1285 dem Grafen als Vasall unterwerfen, war jedoch 1296 in dessen Ermordung verwickelt. Sein Sohn Jan van Amstel nutzte 1303 eine flandrische Invasion in Holland, um sich von diesem loszusagen, wurde jedoch nach Abzug der Flamen unterworfen und musste die Stadtmauern schleifen und die Brücken zerstören; der Ort verlor alle Handelsprivilegien. Diese wurden erst nach der endgültigen Eingliederung Amsterdams in die Grafschaft Holland 1317 erneuert. Sodann wurden Amsterdam auch Stadtrechte verliehen, wie sie zuvor schon Dordrecht, Haarlem, Delft und Leiden erhalten hatten. Unter den Grafen von Avesnes und ihren Nachfolgern, den Wittelsbachern der Linie Bayern-Straubing, erlebte Holland eine Periode des Wohlstands, die mit dem Eindringen der burgundischen Macht beendet wurde – 1433 fiel Holland an Philipp den Guten, der es von Brüssel aus regierte. Der Haken-und-Kabeljau-Krieg zwischen 1350 und 1490 war ein lange schwelender Machtkampf des Bürgertums in den holländischen Städten, im Bündnis mit den Burgunderherzögen, gegen die Interessen des lokalen Feudaladels.

 Älteste bekannte Gesamtansicht von Amsterdam von Cornelis Anthonisz. (1538)

Der Fischfang, anfangs die bedeutendste Erwerbsquelle, wich allmählich dem Handel, vor allem mit getrocknetem oder gepökeltem Hering von der schwedischen Südküste und mit Bier aus Hamburg, für das Amsterdam 1323 ein Importmonopol erhielt. 1347 werden erstmals Schleusen erwähnt, die den mühsamen Transport der Ware über den Damm entbehrlich machten, indem die Schiffe mit niedergelegten Masten hindurch fahren konnten. Später kamen auch Schleusen am Einlauf der Amstel in die Stadt und an ihrer Mündung in den IJ hinzu, und Kanäle durchzogen und umschlossen die Stadt, wie auf der Darstellung von Cornelis Anthonisz. von 1538 zu sehen ist. Zu dieser Zeit hatte die Stadt etwa 30.000 Einwohner und bestand aus dem Kern der heutigen Altstadt. Amsterdam war nie Mitglied der Hanse[2], mit der es zu Handelskonflikten und Streit über die Passage durch den Öresund kam, der 1441 durch Vergleich beigelegt wurde. Durch neue Techniken (sofortiges Ausnehmen der Fische noch an Bord) wurde auch der Fischfang in der Nordsee effizienter. Aus dem Mittelmeerraum wurden Salz und Südfrüchte importiert. Amsterdam wurde zu einem Stapel- und Umschlagsmarkt und die Waren wurden weiterverarbeitet, was Produktionstechniken, Wissenschaften, Bank- und Versicherungsgeschäfte und Druckereien entstehen ließ.

In der Stadtregierung Amsterdams konnten ursprünglich alle männlichen Bürger sitzen, welche die Stadtrechte besaßen, sie wurden Poorter genannt. Im Mittelalter wurden die Schouts (Schultheißen) und die Ratsherren (Schepen) durch den Grafen von Holland oder dessen Vertreter, den Baljuw (Vogt) van Amstelland, eingestellt. Im Laufe des Spätmittelalters erreichten es die Patrizier aber, die Handwerker aus der Stadtregierung auszuschließen und faktisch eine Oligarchie zu errichten. Wie in anderen niederländischen Städten ernannte die aus 36 Personen bestehende Vroedschap den Magistrat, der seit dem ausgehenden 14. Jahrhundert aus vier Bürgermeistern und einer Anzahl Schepen bestand. Die vier gleichzeitig amtierenden Bürgermeister, die Regenten von Amsterdam, blieben jeweils für ein Jahr im Amt. Wenn der am längsten Dienende ausschied, wählten die drei anderen einen Nachfolger aus dem Magistrat. So war sichergestellt, dass die mächtige Regentschaft wenigen Familien vorbehalten blieb. Dieses Regierungssystem endete erst 1795 mit den französischen Revolutionsgesetzen in der Batavischen Republik.

Religiöse Konflikte und Unabhängigkeitskrieg

1477 fiel das burgundische Erbe – Holland mit den Nachbarländern – an die Habsburger. Maximilian I. verlieh Amsterdam als Dank für ein Darlehen von 10.000 Pfund Silber 1489 das Recht, die Reichskrone über das Stadtwappen zu setzen – ein anhaltender Prestigegewinn. Unter seinem Enkel Kaiser Karl V. wurde die Grafschaft Holland in die Siebzehn Provinzen eingegliedert. Die bedeutendsten Häfen blieben dort allerdings zunächst Antwerpen und Rotterdam, vor allem für Waren aus den neuen Kolonien in Südamerika.

Seit 1492 kamen infolge des Alhambra-Edikts aus Spanien vertriebene Juden nach Amsterdam, seit Mitte des 16. Jahrhunderts auch aschkenasische Juden aus Polen. Sie wurden ein Teil der Stadt (siehe auch Jodenbuurt). Es gab zahlreiche Synagogen und mehrere jüdische Druckereien.

Ein Täuferaufstand wurde 1535 grausam niedergeschlagen. Die Reformation führte ab etwa 1550 zur Verbreitung des Calvinismus.

 Hexenverbrennung in Amsterdam (1571)

1566 löste der Bildersturm den Konflikt mit Kaiser Karls Sohn und Erben, Philipp II. von Spanien, aus und wurde zum äußeren Anlass für den Beginn des Achtzigjährigen Krieges mit Spanien. Philipp II. entsandte 1567 eine Armee in die Niederlande, welche die Rebellion niederschlagen sollte und vom Herzog von Alba geführt wurde, der ein Schreckensregiment errichtete und die Protestanten mit Hilfe der Inquisition unnachsichtig verfolgte.

Dagegen begannen 1568 die Geuzen einen Aufstand, an deren Spitze sich Philipps früherer Statthalter Wilhelm I. von Oranien-Nassau setzte. Die meisten Städte des Nordens schlossen sich den Aufständischen an, nur Amsterdam und Middelburg unterstützten die Spanier, die von hier aus im Winter 1572/1573 Haarlem belagerten und schließlich eroberten. 1576 schlossen sich alle niederländischen Provinzen in der Genter Pazifikation gegen Spanien zusammen. Am 8. Februar 1578 schloss Amsterdam einen Friedensvertrag mit dem Prinzen von Oranien und den übrigen holländischen Provinzen. Einige Monate später fand im Rat der Stadt ein Umsturz statt, die Alteratie von Amsterdam, und die Unterstützer Spaniens sowie der höhere katholische Klerus wurden auf zwei Barken gesetzt und in den IJ hinausgestoßen. Die Oude und die Nieuwe Kerk wurden reformiert.

1579 zerfiel die Union in eine nördliche, protestantische, genannt die Utrechter Union, zu der Amsterdam gehörte, und eine südliche, hauptsächlich katholische Union von Arras. 1581 erklärten die nördlichen Sieben Provinzen ihre formelle Unabhängigkeit von Spanien. Hier dominierte der Calvinismus, war jedoch keine Staatskirche, während der Süden als Spanische Niederlande katholisch blieb. Amsterdam war religiös vergleichsweise tolerant, die katholischen Klöster in der Stadt wurden ebenso geduldet wie Gebetshäuser von Mennoniten und Lutheranern. So ist Amsterdam noch heute überwiegend calvinistisch, aber zugleich Zentrum des eher kleinen niederländischen Luthertums. 1609 gründeten kongregationalistische Glaubensflüchtlinge aus England unter der Leitung von John Smyth und Thomas Helwys in einer Bäckerei an der Amsterdamer Bakkerstraat die erste Baptistengemeinde als Keimzelle einer der heute größten protestantischen Kirchengemeinschaften. Die calvinistische Reformsekte der Remonstranten geriet allerdings politisch unter Druck.

Der Widerstand Amsterdams verhinderte, dass Wilhelm von Oranien Monarch wurde und den historischen Titel Graf von Holland erhielt; stattdessen wurde er Statthalter der Republik der Vereinigten Niederlande, deren Machtzentrum das Parlament wurde, das bis heute die Bezeichnung Generalstaaten führt. Diese Konstellation führte zu einer generationenlangen Rivalität zwischen oligarchischen Stadtregenten und der im Volk populären Statthalter-Dynastie der Oranier. 1584 ermordete ein katholischer Fanatiker Wilhelm in Delft. Sein Sohn Moritz folgte ihm nach und der Kampf um die südlichen und nordöstlichen Provinzen wogte weiter hin und her, bis 1607 die Spanier in der Seeschlacht bei Gibraltar besiegt werden konnten, worauf sie sich gezwungen sahen, 1609 in Antwerpen einem Waffenstillstand zuzustimmen, der zwölf Jahre lang hielt. 1621 brach der Konflikt mit Spanien im Rahmen des Dreißigjährigen Krieges erneut aus und wurde formell erst 1648 mit dem Westfälischen Frieden beendet, der die internationale Anerkennung der Republik der Vereinigten Niederlande brachte und zugleich deren Ausscheiden aus dem Heiligen Römischen Reich.

Goldenes Zeitalter und Folgezeit  Das Ostindische Haus in Amsterdam (Mitte 17. Jh.) Das von 1648 bis 1665 erbaute Stadhuis (Paleis op de Dam) Stadtkarte um 1699 Zeichnung von Amsterdams Hauptplatz Dam (1779)

Die Einverleibung Portugals durch Spanien im Jahr 1580 hatte die nördlichen Niederlande dazu gezwungen, selbst Schiffe nach Indien fahren zu lassen. Die ersten Fahrten wurden von Amsterdam aus unternommen und führten gleich zu einem großen Erfolg. Angeregt durch dieses Ergebnis, wurden bald überall im Land Pläne geschmiedet, weitere Schiffe nach Indien zu schicken. Aus diesen Einzelinitiativen entstand 1602 die Vereenigde Oost-Indische Compagnie (VOC). Bewohner Amsterdams zeichneten mehr als die Hälfte des gesamten Kapitals, das in das neue Unternehmen investiert wurde, davon zwei Fünftel Kleininvestoren (Handwerker), sowie 84 Großinvestoren. 1621 etablierte sich auch die Niederländische Westindien-Kompanie, die 1626 die Stadt Nieuw Amsterdam gründete, die seit 1667 New York heißt. Die Amsterdamer Wechselbank genoss weltweite Reputation. Diese Handelsgesellschaften machten die Republik zur weltumspannenden See- und Handelsmacht, wodurch nach dem Waffenstillstand mit Spanien 1609 das Goldene Zeitalter der Niederlande anbrach. Dieser kleine, einwohnerschwache Staatsverband, der über keine Rohstoffe verfügte und dessen landwirtschaftliche Produktion unbedeutend war, wurde zur großen Wirtschaftsmacht in der Mitte des 17. Jahrhunderts und Amsterdam zum wichtigsten europäischen Handelsplatz, bedeutendsten Stapelmarkt sowie zur wohlhabendsten Stadt des Kontinents, die sich mit dem von 1648 bis 1665 erbauten Stadhuis (heute Paleis op de Dam) ein prachtvolles Rathaus errichtete. Die Bevölkerung wuchs zwischen 1600 und 1662 von etwa 40.000 auf 210.000 Einwohner an, die Stadt wurde durch neue Grachten erweitert und erhielt zahlreiche neue Kirchen und Sozialeinrichtungen. In den Lagerhäusern stapelten sich Gewürze, Seide und andere Kostbarkeiten aus Indien und dem Pazifikraum; Wissenschaften und Literatur, Architektur, Bildhauerei und Malerei (Rembrandt und seine Schule) erreichten Höhepunkte.

Der soziale Status in der niederländischen Gesellschaft wurde neben dem familiären Hintergrund und der Ausbildung maßgeblich durch Vermögen und Einkommen bestimmt – ungewöhnlich im Europa des 17. Jahrhunderts, wo der persönliche Status noch überwiegend durch die Ständeordnung, also durch Geburt, vorgezeichnet war. An der Spitze der Gesellschaft in den Niederlanden rangierten Adel und Regenten, zu denen in Amsterdam die Boelens Loen, Hooft, De Graeff, Bicker und Pauw zählten. Am Höhepunkt des Goldenen Zeitalters, der Ersten Statthalterlosen Periode von 1650 bis zum Rampjaar 1672, lag die politische Macht innerhalb Hollands hauptsächlich bei zwei staatsgesinnten, sprich republikanischen, Familien. In Amsterdam lag diese bei den Gebrüdern Cornelis und Andries de Graeff, und in Den Haag bei den Gebrüdern Johan und Cornelis de Witt, den Anführer der staatsgesinnten (republikanischen) Fraktion Hollands, was durch deren enge Zusammenarbeit und gegenseitige Verwandtschaft verstärkt wurde.[3]

Der Erfolg führte aber auch zu einer Rivalität mit den Großmächten England und Frankreich. Zwischen 1652 und 1674 fanden drei englisch-niederländische Seekriege statt und im Zweiten Nordischen Krieg mussten die Niederlande gleichzeitig ihre Handelsinteressen in der Ostsee verteidigen. Der Ratspensionär Johan de Witt und der Flottenkommandant Michiel de Ruyter prägten diese Zeit. Im Rampjaar, dem Katastrophenjahr 1672, gerieten die Niederlande gleichzeitig in einen Krieg mit Frankreich und England. Der Holländische Krieg endete 1679 mit Vorteilen für die französische Krone. Durch die Kriegswirren wurde der Hafen Amsterdams unerreichbar für die Handelsflotte mit Waren aus Indien. Hinzu kamen sinkende Preise, die englische Konkurrenz in Übersee, die Schädigung von Schiffen und Holzpfählen der Deiche durch den Schiffsbohrwurm und nachfolgende Überschwemmungen sowie die Rinderpest, die den Export von Käse und Butter zum Erliegen brachte.

Dies leitete den Niedergang Amsterdams als Umschlaghafen für den Welthandel ein und führte zum Ende des Jahrhunderts zu einer Änderung der wirtschaftlichen Strukturen; Amsterdam verlor seine Stellung als bedeutende Hafenstadt, gewann aber zunehmend Einfluss auf den europäischen Geldmarkt. Amsterdam schaffte es, zum finanziellen Zentrum der Welt zu werden – als Bankier für europäische Fürsten, die mit geliehenem Geld ihre kostspieligen Kriege führten. So legten die reichen Bürger der Stadt aber nun ihr Geld in den Nachbarländern an. Die Börse führte das prolongatie System ein, eine Variante des Lombardkredits, das bis zum Ersten Weltkrieg sehr erfolgreich war. Die Besonderheit war, dass die Kredite sehr kurzfristig, meist für 1 Monat, abgeschlossen, aber ohne zusätzliche Gebühren mehrmals verlängert werden konnten.[4][5]

1688 wurde der Statthalter Wilhelm III. von Oranien englischer König. Als er 1702 starb, ruhte die Statthalterwürde und es trat eine Rückbesinnung auf die antizentralistische Tradition der städtischen Regenten ein. Erst 1747 wurde Wilhelm IV. wieder Statthalter aller Provinzen. Das von Frankreich ausgehende Zeitalter der Aufklärung brachte Unruhen, Anprangerung der Missstände und Systemkritik an der unbegrenzten Herrschaft der dem Volk entfremdeten Regenten. 1795 wurde die Batavische Republik ausgerufen, als Satellitenstaat des napoleonischen Frankreichs.

Bei seiner Ernennung zum König von Holland am 23. Juni 1806 erklärte Louis Bonaparte Amsterdam zu seiner Hauptstadt. Dies konnte jedoch nicht verhindern, dass Amsterdam in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts allmählich zu einer „toten“ und verarmten Stadt wurde. Im Zuge der Befreiungskriege rückten die französischen Truppen Mitte November 1813 aus Amsterdam ab. Am 16. November erhoben sich die Amsterdamer Bürger erfolgreich gegen die verbliebenen Franzosen und vertrieben die Besatzer.[6]

Einen neuen Aufschwung erlebte die Stadt erst, als 1876 der Noordzeekanaal eröffnet wurde, der Amsterdam eine Verbindung zur Nordsee und damit mit dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten (USA) verschaffte. Erneut wurde Amsterdam Mittelpunkt des kulturellen und wissenschaftlichen Lebens, obgleich es ökonomisch allmählich, besonders nach dem Zweiten Weltkrieg, von Rotterdam überflügelt wurde.

Zahlreiche jahrhundertealte Denkmäler zieren den Stadtkern. Fast 7000 Kaufmanns- und Lagerhäuser sowie beinahe 1300 Brücken aus dem 16. bis 18. Jahrhundert zeugen von diesem Goldenen Zeitalter. Die Handelshäuser wurden entlang der 165 Grachten gebaut, die als Transportwege genutzt wurden, um die schnelle Verteilung der Importwaren in der Stadt und zu den Handelskontoren zu bewerkstelligen. Der Amsterdamer Grachtengürtel wurde 2010 auch in die UNESCO-Liste des Welterbes aufgenommen.[7] Das Flussbett der Amstel selbst, Ursprung der Ansiedlung, wurde im 19. und 20. Jahrhundert allerdings zwischen Damrak und Rokin zugeschüttet und überbaut.

Demographische Entwicklung Anzahl Einwohner Jahr 16001650179618301849187918991925200220062010201420182022 Einwohner 60.000140.000190.000202.400224.000317.000510.900714.400735.628743.193768.146812.053856.928904.704

Seit 2011 stellen Einwanderer die Bevölkerungsmehrheit in Amsterdam. Bei den unter 15-Jährigen beträgt ihr Anteil zwei Drittel. Die nach den Niederländern größte Minderheitengruppe sind Marokkaner.[8]

Richter Roegholt: A Short History of Amsterdam. Amersfoort 2006, S. 9 ff. Siggi Weidemann In: DuMont Kunst-Reiseführer: Amsterdam Nord- und Südholland. 1994, S. 10. Die vielen Leben des Jan Six: Geschichte einer Amsterdamer Dynastie, von Geert Mak (2016) Youssef Cassis: Metropolen des Kapitals. Murmann, Hamburg 2007, ISBN 978-3-938017-95-1, S. 35. Abe de Jong, Ailsa Röell: Financing and Control in The Netherlands. In: : Randall K. Morck (Hrsg.): A History of Corporate Governance around the World: Family Business Groups to Professional Managers. University of Chicago Press, Chicago 2005, ISBN 0-226-53680-7, S. 474 ff. Johann Sporschil: Geschichte des Krieges des verbündeten Europas gegen Napoleon Bonaparte in den Jahren 1813, 1814 und 1815, Bd. 1: Der Feldzug von 1813, Teilband 3. Westermann, Braunschweig 1841, S. 1115. Grachtengordel Amsterdam Werelderfgoed. Amsterdam.nl, abgerufen am 7. Januar 2015 (niederländisch). Timo Steppat: „Es gibt keine Integration mehr“. In: FAZ. 31. Mai 2018, abgerufen am 13. August 2018.
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