Bellinzona (italienisch [belinˈtsona], im lombardischen Dialekt der Umgebung einfach Bórgh [bork] ‹Stadt›; deutsch heute selten Bellenz; französisch Bellinzone, früher auch Bellence; rätoromanisch , lateinisch Bilitio) ist eine politische Gemeinde im Kreis und Bezirk Bellinzona sowie Hauptort des italienischsprachigen Kantons Tessin in der Schweiz. Mit seinen rund 43'000 Einwohnern ist Bellinzona nach Lugano die zweitgrösste Stadt des Kantons. Die Einwohner werden Bellenzer genannt, italieWeiterlesen

Bellinzona (italienisch [belinˈtsona], im lombardischen Dialekt der Umgebung einfach Bórgh [bork] ‹Stadt›; deutsch heute selten Bellenz; französisch Bellinzone, früher auch Bellence; rätoromanisch , lateinisch Bilitio) ist eine politische Gemeinde im Kreis und Bezirk Bellinzona sowie Hauptort des italienischsprachigen Kantons Tessin in der Schweiz. Mit seinen rund 43'000 Einwohnern ist Bellinzona nach Lugano die zweitgrösste Stadt des Kantons. Die Einwohner werden Bellenzer genannt, italienisch Bellinzonesi.

In Bellinzona hat das Bundesstrafgericht seinen Sitz.

 Historisches Luftbild von Walter Mittelholzer (1919) Maschinenhaus des Kraftwerks Morobbia in Giubiasco

Bellinzona wird erstmals 590 als ad Bilitionem erwähnt, danach als Bellitiona, Belizona, Berinzona, Beliciona, Birrinzona und 1168 Birizona. Die Bedeutung ist nicht restlos geklärt; am ehesten liegt dem Ortsnamen ein Personenname Belitius oder Bellitio zugrunde.[1]

Der Ort war als Schlüssel zu den Pässen St. Gotthard, Lukmanier und San Bernardino von grosser strategischer Bedeutung. Archäologen vermuten, dass die Stadt seit 4000 Jahren bewohnt wird. Die Siedlungen aus der Jungsteinzeit, so wird vermutet, befanden sich auf dem Hang, wo heute das Castelgrande steht. Dieser Ort war leicht zu verteidigen und gesichert vor Hochwasser des Tessin. Seit dem 1. Jahrhundert vor Christus gehörte der Ort zum Römischen Reich. Dieses baute die Festung auf dem Hang weiter aus. Im fünften Jahrhundert gelangten die Langobarden aus dem Süden in die Stadt und bauten auf dem Hang des heutigen Castelgrande eine erste, grössere Befestigungsanlage. 590 wurde die Stadt von den Franken angegriffen und bei dieser Gelegenheit erstmals schriftlich erwähnt. Im 11. und 12. Jahrhundert wurden die vermutlichen Holzpalisaden durch Steinmauern ersetzt.

Giovanni Visconti und Luchino Visconti belagerten 1340 die Stadt zwei Monate lang und eroberten sie schliesslich; sie war schon damals dank dem Gotthardpass ein wichtiger Handelsort. 1291 gründete sich die Eidgenossenschaft und wurde immer mächtiger. Die Herzöge von Mailand wollten die Stadt nicht verlieren und rüsteten sie deshalb stark auf.[2] So entstanden als Verteidigungslinie gegen Norden die drei Burgen, von West nach Ost das Castelgrande, Castello di Montebello und Castello di Sasso Corbaro. 1499 griff Ludwig XII. von Frankreich mit seinen Truppen Bellinzona an und nahm es in Besitz. Die Einwohner verkauften die Stadt heimlich an die Eidgenossen. Im Ewigen Frieden von 1516 gab Frankreich die Stadt an die Schweizer ab. Dennoch versuchte Frankreich immer wieder, sie zurückzukaufen, was die Eidgenossen ablehnten. 1803, mit der Gründung des Kantons Tessin, bei der Vereinigung des Kantons Lugano mit dem Kanton Bellinzona, gingen die drei gut befestigten Burgen um Bellinzona in den Besitz des Kantons über.[3]

Nachdem im neuen Kanton vorerst wechselweise Bellinzona, Locarno und Lugano Hauptstädte gewesen waren, wurde Bellinzona 1878 definitiver Sitz von Kantonsregierung und -parlament.

Im Jahre 1907 wurden die bislang selbständigen Gemeinden Carasso, Daro und Ravecchia nach Bellinzona eingemeindet. Am 2. April 2017 folgten die benachbarten Gemeinden Camorino, Claro, Giubiasco, Gnosca, Gorduno, Gudo, Moleno, Monte Carasso, Pianezzo, Preonzo, Sant’Antonio und Sementina. Die Fläche der politischen Gemeinde vergrösserte sich damit im Jahr 2017 von 19,1 auf 164,96 Quadratkilometer, und die Einwohnerzahl erhöhte sich von knapp 19'000 auf über 42'000.

Energieversorgung

Nach Faido, Lugano und Airolo war Bellinzona der vierte Ort im Tessin mit einer Stromversorgung. Das Kraftwerk im Valle di Gorduno ging am 1. Februar 1891 in Betrieb und lieferte hauptsächlich Strom für die öffentliche Beleuchtung. Die Idee einer Gasbeleuchtung wurde aufgegeben. Das bestehende Kraftwerk mit einer Leistung von 400 PS genügte bald nicht mehr zur Deckung des zusätzlichen Energiebedarfs von Privatpersonen und Industrie, darunter die 1891 eröffnete Unterhaltswerkstatt Officina Bellinzona der Gotthardbahn. Nach der Bewertung mehrerer Projekte beschloss die Stadt 1898, das Kraftwerk Morobbia zu bauen, das 1903 in Betrieb ging.[4] Die Anlage wurde mehrfach erweitert und hatte 1947 eine Leistung von 7000 PS (5,2 MW).[5] Anfangs der 1970er-Jahre wurde die Anlage erweitert und mit einem Wochenspeicher in der Form des Lago di Carmena versehen. 2018 hatte das Kraftwerk eine Leistung von 15 MW und konnte damit ein Fünftel des Strombedarfs der Stadt decken.

Lexikon der schweizerische Gemeindenamen. Hrsg. vom Centre de Dialectologie an der Universität Neuenburg unter der Leitung von Andres Kristol. Frauenfeld/Lausanne 2005, S. 134–136. Giuseppe Chiesi: Visconti (Herzöge). In: Historisches Lexikon der Schweiz. 4. November 2014. Martin Peter Schindler, Giuseppe Chiesi: Bellinzona. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 8. Mai 2017. Graziano Tarilli: Storie e tradizioni – Anno 40 - N. 2 – “La Via dell’acqua” in valle Morobbia. Terra ticinese, abgerufen am 3. Januar 2019 (italienisch). Eidgenössisches Amt für Wasserwirtschaft (Hrsg.): Statistik der Wasserkraftanlagen in der Schweiz. 1. Januar 1947, S. 186–187.
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