Kontext von Finnland

Finnland (finnisch [ˈsuɔmi], schwedisch Finland [ˈfɪnland]), amtlich Republik Finnland (finnisch Suomen tasavalta, schwedisch Republiken Finland), ist eine parlamentarische Republik in Nordeuropa, seit 1995 Mitglied der Europäischen Union und seit April 2023 Mitglied der NATO. Finnland grenzt an Schweden, Norwegen, Russland und die Ostsee.

Mit etwa 5,5 Millionen Einwohnern auf einer Fläche fast so groß wie Deutschland gehört Finnland zu den am dünnsten besiedelten Ländern Europas. Der Großteil der Bevölkerung lebt im Süden des Landes mit der Hauptstadt Helsinki sowie den Großstädten Espoo, Tampere, Weiterlesen

Finnland (finnisch [ˈsuɔmi], schwedisch Finland [ˈfɪnland]), amtlich Republik Finnland (finnisch Suomen tasavalta, schwedisch Republiken Finland), ist eine parlamentarische Republik in Nordeuropa, seit 1995 Mitglied der Europäischen Union und seit April 2023 Mitglied der NATO. Finnland grenzt an Schweden, Norwegen, Russland und die Ostsee.

Mit etwa 5,5 Millionen Einwohnern auf einer Fläche fast so groß wie Deutschland gehört Finnland zu den am dünnsten besiedelten Ländern Europas. Der Großteil der Bevölkerung lebt im Süden des Landes mit der Hauptstadt Helsinki sowie den Großstädten Espoo, Tampere, Vantaa und Turku. Die beiden Amtssprachen sind Finnisch und Schwedisch, wobei 88,7 % der Bevölkerung finnisch- und 5,3 % schwedischsprachig sind (siehe unten). Die einsprachig schwedische Inselgruppe Åland hat einen weitreichenden Autonomiestatus.

Seit dem Ende der letzten Kaltzeit ist Finnland nachweislich von Menschen besiedelt. Ab der Völkerwanderungszeit kam Finnland über den sich ausweitenden Ostseehandel stärker in Kontakt mit dem übrigen Europa; im Hochmittelalter wurde es christianisiert. Finnland war jahrhundertelang ein Teil Schwedens. Es geriet im 18. Jahrhundert zunehmend in den Einflussbereich des expandierenden Russischen Kaiserreiches und wurde ihm 1809 als Großfürstentum Finnland eingegliedert. Mit der Einführung des Frauenwahlrechts 1906 war Finnland das erste Land in Europa, in dem das aktive Frauenwahlrecht auf nationaler Ebene eingeführt wurde, und weltweit war es nach Neuseeland und Australien der dritte Staat. Beim passiven Wahlrecht ist Finnlands Spitzenstellung noch deutlicher: Erstmals weltweit wurden Frauen in ein Parlament gewählt.

Der Sturz des russischen Zaren (Nikolaus II. dankte Mitte März 1917 ab) und die Oktoberrevolution 1917 ermöglichten Finnland die Loslösung von Russland. Am 6. Dezember 1917 beschloss das finnische Parlament die finnische Unabhängigkeitserklärung.

Mehr über Finnland

Grundinformation
  • Währung Euro
  • Ursprünglicher Name Suomi
  • Anrufcode +358
  • Internet Domäne .fi
  • Mains voltage 230V/50Hz
  • Democracy index 9.2
Population, Area & Driving side
  • Bevölkerung 5563970
  • Fläche 305396
  • Fahrseite right
Verlauf
  • Ur- und Frühgeschichte
     
    Das bronzezeitliche Steingräberfeld Sammallahdenmäki zählt zum UNESCO-Welterbe.

    Die früheste sicher nachgewiesene Besiedlung auf dem Gebiet des heutigen Finnland stammt aus der Zeit nach Ende der letzten Eiszeit rund 8500 v. Chr. Ursprung und Sprache der frühesten Bewohner Finnlands sind unklar. Durch Zuwanderung in den folgenden Jahrtausenden wurden neue Kulturen eingeführt, und spätestens um 5000 v. Chr. sprachen die Bewohner Finnlands hauptsächlich frühe finno-ugrische Sprachen. Um 3200 v. Chr.Weiterlesen

    Ur- und Frühgeschichte
     
    Das bronzezeitliche Steingräberfeld Sammallahdenmäki zählt zum UNESCO-Welterbe.

    Die früheste sicher nachgewiesene Besiedlung auf dem Gebiet des heutigen Finnland stammt aus der Zeit nach Ende der letzten Eiszeit rund 8500 v. Chr. Ursprung und Sprache der frühesten Bewohner Finnlands sind unklar. Durch Zuwanderung in den folgenden Jahrtausenden wurden neue Kulturen eingeführt, und spätestens um 5000 v. Chr. sprachen die Bewohner Finnlands hauptsächlich frühe finno-ugrische Sprachen. Um 3200 v. Chr. sickerten Zuwanderer aus dem baltischen Raum ein, die eine frühe indogermanische Sprache sprachen, sich allmählich mit der Stammbevölkerung vermischten und deren Sprache annahmen. Der sprachliche Einfluss der Zuwanderer war mitverantwortlich für die Herausbildung des Unterschiedes zwischen der urfinnischen Sprache im Küstengebiet und der samischen Sprache im Binnenland.

    Die Wurzeln der finnischsprachigen Bevölkerung waren Gegenstand wiederholter Kontroversen und können bis heute nicht als geklärt gelten. Nach traditioneller Auffassung wird das Gebiet östlich des Urals oder die Gegend der Wolgaschleife für die Urheimat der Finnen gehalten. In der neueren Forschung überwiegt die Ansicht, dass die Vorfahren der Finnen vor Jahrtausenden in mehreren Wellen aus verschiedenen Richtungen einwanderten, eine Jagd- und Ackerbaukultur einführten und die jagenden und sammelnden Samen nach Norden verdrängten oder mit diesen verschmolzen.

    Die steinzeitliche Bevölkerung Finnlands bestand aus Jägern und Sammlern. Im Südwesten herrschte die Suomusjärvi-Kultur, die zwischen ca. 5000 und 4200 v. Chr. von der Kultur mit Kamm-Grübchen-Keramik abgelöst wurde. Ab ca. 3200 v. Chr. werden Ausläufer der Schnurkeramik-Kultur in den südwestlichen Küstengebieten angenommen, die ab ca. 2300 v. Chr. in die Kiukainen-Steinhügelgräber-Kultur übergeht.

    Mit der Bronzezeit um 1700 v. Chr. begannen, ausgehend von den Küstenregionen, Ackerbau und Viehzucht. Von 100 v. Chr. an nahm der Handel mit Mitteleuropa zu. Während der Zeit der Völkerwanderung kamen die finnischen Küstenregionen durch den Ostseehandel zu Wohlstand, der sich in der Zeit der Wikinger ab dem 8. Jahrhundert weiter verstärkte. Um die Jahrtausendwende verdichteten sich über den Osthandel die Beziehungen Ostfinnlands zu Nowgorod. Mit den Handelsverbindungen kam die Bevölkerung Finnlands auch in Kontakt mit dem christlichen Glauben, im Westen mit dem römisch-katholischen, im Osten mit dem orthodoxen.

    Finnland als Teil Schwedens
     
    Karte Finnlands aus dem Jahr 1662. Unter Finnland verstand man das Gebiet des Bistums Turku. Die Gebiete des heutigen Nordfinnlands gehörten zum Bistum Uppsala und wurden nicht zu Finnland gezählt.

    Die Anbindung Westfinnlands an Schweden war ein allmählicher Vorgang. Die erstarkten Mächte Schweden und Nowgorod traten aus politischen, wirtschaftlichen und religiösen Gründen in Wettbewerb um das von den Finnen bewohnte Gebiet. Beide Staaten unternahmen ab dem 12. Jahrhundert mehrere mehr oder weniger militärische Kreuzzüge in die Region. Die Grenze zwischen beiden Mächten und damit die Ostgrenze Finnlands wurde erstmals 1323 im Vertrag von Nöteborg festgelegt.

    Die Tätigkeit der Kirche, die Siedlungsbewegungen schwedischer Einwanderer sowie die Reichsgesetzgebung und -verwaltung trugen dazu bei, dass die neuen Gebiete als Österland einer der vier festen Landesteile Schwedens wurden. Ab 1362 hatte Österland das Recht zur Teilnahme an der schwedischen Königswahl. Die Christianisierung Finnlands war mit der Gründung des Domkapitels Turku 1276 formell abgeschlossen, die alte Mythologie konnte sich aber noch für Jahrhunderte neben dem Christentum behaupten.

    Während des Mittelalters entstand in Finnland eine ständische Gesellschaft europäischen Stils, ein Städtewesen und eine katholische Kirchenorganisation. Vom Ende des 14. bis zu deren Zerfall Anfang des 16. Jahrhunderts war Finnland als Teil Schwedens Bestandteil der Kalmarer Union. In der Herrschaftszeit Gustavs I. Wasa von 1523 bis 1560 entwickelte sich Schweden zu einem starken Zentralstaat, der die Grundlage für die Großmachtstellung des Reiches im 17. Jahrhundert bildete. Ebenfalls unter Gustav Wasa wurde im Zuge der Reformation der Katholizismus durch das evangelisch-lutherische Bekenntnis abgelöst.

    Während der Großmachtperiode gelang es Schweden, sein Gebiet in Kriegen mit Dänemark, Polen und Russland im Umkreis der Ostsee zu erweitern. Finnland, das während dieser Zeit von Kriegshandlungen verschont blieb, wurde enger in die Reichsverwaltung integriert. Unter der Leitung des Generalgouverneurs Per Brahe des Jüngeren wurden mehrere Städte neu gegründet, in Turku die Akademie und ein Hofgericht geschaffen sowie ein Postwesen aufgebaut.

     
    Die Inselfestung Suomenlinna vor der Küste Helsinkis wurde 1747 gegründet, um die Verteidigung Finnlands nach dem Krieg der Hüte zu sichern.

    Während des 18. Jahrhunderts schwand die Machtstellung Schwedens, besonders im Großen Nordischen Krieg (1700–1721), als Finnland russisch besetzt wurde (1714–1721). Nach Abschluss des Friedens von Nystad endete die Besetzung Finnlands, aber auch die Großmachtstellung Schwedens. In einem weiteren russisch-schwedischen Krieg, dem sogenannten Krieg der Hüte (1741–1743), wurde Finnland erneut besetzt, und im anschließenden Frieden wurde die russische Westgrenze bis an den Fluss Kymijoki vorgeschoben.

    Finnland als Großfürstentum im Russischen Reich
     
    Auf dem Landtag von Porvoo leisteten die Stände Finnlands dem russischen Kaiser 1809 den Treueeid. Der Kaiser seinerseits versicherte die Aufrechterhaltung des bestehenden Rechts- und Gesellschaftssystems.

    Im Zuge des Vierten Koalitionskrieges verbündete sich Russland unter Zar Alexander I. mit Frankreich gegen Großbritannien und das mit diesem verbündete Schweden. 1808 griff Russland Schweden an und begann damit den Finnischen Krieg, als dessen Resultat Schweden im Vertrag von Fredrikshamn 1809 weite Gebiete an Russland abtreten musste. Zu diesen Gebieten gehörten neben dem damals die heutige Südhälfte Finnlands umfassenden Kernfinnland auch die Ålandinseln sowie Teile Lapplands und Västerbottens. Aus diesen und den bereits 1721 und 1743 eroberten Gebieten wurde das Großfürstentum Finnland gebildet, das Teil des Russischen Reiches war, aber eine weitgehende politische Autonomie genoss. Insbesondere wurden die hergebrachten schwedischen Gesetze ebenso wie in weiten Teilen die herrschende Verfassung aufrechterhalten. Auch blieb Finnland beim gregorianischen Kalender, der in Schweden 1753 eingeführt worden war.[1] Helsinki wurde 1812 zur Hauptstadt erklärt (bis dahin Turku).

    Die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts war von einer gewissen politischen Starre geprägt. Nach dem Landtag von Porvoo 1809, mit dem das russische Großfürstentum Finnland konstituiert wurde, wurde der Landtag als ständische Volksvertretung von den Zaren bis 1863 nicht mehr einberufen, die Politik konzentrierte sich auf die Verwaltung bei unveränderter Gesetzeslage. Während dieser Zeit erwachte aber auch ein finnisches Nationalbewusstsein und es wurden zahlreiche Anstrengungen zur Stärkung der finnischen Identität unternommen, ohne dass sich diese zunächst gegen die Zarenherrschaft gerichtet hätten.

    In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts kam die finnische Politik in Bewegung, insbesondere durch die größere Freizügigkeit unter Zar Alexander II. Die Beseitigung hergebrachter Wirtschaftsbeschränkungen belebte die Wirtschaft. Ab den 1860er Jahren kam die Industrialisierung in Fahrt, angetrieben vor allem durch die Holzwirtschaft und die in großer Zahl gegründeten Sägewerke. Die hierdurch notwendige gesetzgeberische Tätigkeit wurde durch die ab 1863 regelmäßige Einberufung des Reichstags ermöglicht.

    Dem erstarkten finnischen Nationalbewusstsein traten ab dem Ende des 19. Jahrhunderts russische Bestrebungen einer Zentralisierung des Reiches und einer Russifizierung der zu diesem gehörenden Gebiete entgegen. Das sogenannte Februarmanifest Zar Nikolaus’ II. von 1899 schränkte die autonomen Rechte Finnlands spürbar ein. Dies hatte einen zähen politischen Konflikt zur Folge, zu dessen Zuspitzungen die Ermordung des Generalgouverneurs Nikolai Bobrikow 1904 und, im Zusammenhang mit der Russischen Revolution 1905, ein umfassender Generalstreik im Herbst 1905 gehörten. Infolge des Generalstreiks sagte Nikolaus die Wiederherstellung der Autonomie sowie die Schaffung einer nichtständischen Volksvertretung zu.

    1905 beauftragte Zar Nikolaus II. den finnischen Senat, ein neues Gesetz auszuarbeiten, das das allgemeine Wahlrecht für Männer vorsehen sollte. Aufgrund der Proteste auf den Straßen und der Haltung der Sozialdemokraten nahm der eingesetzte Ausschuss auch das Frauenwahlrecht in seinen Gesetzentwurf auf. Am 20. Juli 1906 ratifizierte Nikolaus II. das Gesetz.[2] Damit war Finnland das erste Land in Europa, in dem das aktive Frauenwahlrecht auf nationaler Ebene eingeführt wurde, und weltweit war es nach Neuseeland und Australien der dritte Staat.[3] Beim passiven Wahlrecht ist Finnlands Spitzenstellung noch deutlicher: Erstmals weltweit wurden Frauen in ein Parlament gewählt. Zu dem 1907 neugeschaffenen Parlament hatten alle Finnen ab 24 Jahren gleiches Wahlrecht. Die während des Generalstreiks zutage getretenen politischen und sozialen Spannungen konnten jedoch nicht beseitigt werden. Die Russifizierungsbemühungen wurden 1909 wieder aufgenommen. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs, an dem finnische Soldaten, von einigen Freiwilligen abgesehen, nicht teilnahmen, kam das politische Leben aber zunächst zum Erliegen.

    Unabhängigkeit und Kriege
     
    Als Folge der beiden Kriege gegen die Sowjetunion 1939 bis 1944 musste Finnland die hier rot gekennzeichneten Gebiete an den Nachbarn abtreten.

    Nach der Februarrevolution in Russland und der Absetzung des Zaren und der dadurch beendeten Personalunion wurde der Wunsch nach Unabhängigkeit immer größer. Als nach der Oktoberrevolution die neue russische Regierung den Völkern Russlands das Recht auf Sezession einräumte, erklärte das finnische Parlament am 6. Dezember 1917 Finnlands Unabhängigkeit. Diese wurde von Sowjetrussland am 18. Dezemberjul. / 31. Dezember 1917greg. und danach von zahlreichen anderen Staaten anerkannt. Den Ablösungsprozess von Russland begleiteten schwere innere Konflikte, die am 27. Januar 1918 in einem sozialistischen Umsturzversuch gipfelten. In einem dreimonatigen Bürgerkrieg behielten letztlich die bürgerlichen „Weißen“ die Oberhand.

    Im Jahr 1919 gab sich Finnland eine republikanische Verfassung. Mit Sowjetrussland wurde 1920 ein Friedens- und Grenzvertrag unterzeichnet, aufgrund dessen die Grenzen Finnlands mit dem früheren Großherzogtum übereinstimmten, Finnland aber zusätzlich das Gebiet Petsamo mit dessen eisfreiem Zugang zum Nordmeer zugestanden wurde. Im Verhältnis zu Schweden entstand Streit um die strategisch bedeutsamen Åland-Inseln. Eine Entscheidung des Völkerbundes sprach die Inseln schließlich 1921 Finnland mit der Maßgabe zu, dass sie eine weitgehende Autonomie erhielten.

    Der Winterkrieg 1939/40

    Der 1939 geschlossene deutsch-sowjetische Nichtangriffspakt wies Finnland der sowjetischen Interessensphäre zu. Im Herbst 1939 konfrontierte die Sowjetunion Finnland mit Gebietsforderungen in der Karelischen Landenge und begründete das mit angeblich unabdingbaren Sicherheitsinteressen für Leningrad. Finnland widersetzte sich der Forderung, daraufhin griff die Rote Armee am 30. November 1939 das Nachbarland an mit dem mutmaßlichen Ziel der Besetzung des gesamten finnischen Staatsgebiets. Der kriegerische Überfall (Winterkrieg) wurde von den zahlen- wie materialmäßig deutlich unterlegenen finnischen Streitkräften zunächst gestoppt. Erst nach einer entscheidenden sowjetischen Offensive im Februar 1940 durchbrachen die sowjetischen Soldaten die finnischen Stellungen. Am 13. März 1940 kam es zu einem Friedensvertrag, bei dem Finnland zwar seine Unabhängigkeit bewahren konnte, aber große Teile Kareliens abtreten musste, darunter die damals zweitgrößte Stadt des Landes Wyborg. Die Finnen verloren insgesamt ca. 70.000 Menschen; die sowjetischen Verluste sind bis heute nicht geklärt.

    Fortsetzungskrieg und Separatfriedensschluss mit der Sowjetunion 1941–1944

    Als Deutschland unter Bruch des Nichtangriffspakts am 22. Juni 1941 die Sowjetunion angriff, trat Finnland in Kooperation mit Deutschland in den Krieg ein, der in Finnland als Fortsetzungskrieg bezeichnet wird. Die finnische Armee eroberte nicht nur die verlorenen Gebiete zurück, sondern drang auch tief in das zur Sowjetunion gehörige Gebiet Ostkareliens ein. Mit den Erfolgen schien das Ziel erreichbar, die von vielen Finnen als Volksgenossen angesehenen ostseefinnischsprachigen Volksgruppen des Gebiets in einem Großfinnland zusammenzuführen. 1944 musste sich Finnland jedoch nach den Erfolgen der Roten Armee aus den besetzten Gebieten zurückziehen und sah sich erneut der drohenden sowjetischen Besetzung gegenüber. Am 19. September 1944 schloss es mit der Sowjetunion den Separatfrieden von Moskau, der den Fortsetzungskrieg beendete. Die Gebietsverluste des Winterkrieges wurden bestätigt, zudem musste das Gebiet Petsamo abgetreten werden.

    Der Separatfrieden verpflichtete Finnland, die deutschen Truppen aus dem Land zu vertreiben, und so schloss sich der finnisch-deutsche Lapplandkrieg an, in dessen Verlauf die sich zurückziehenden deutschen Truppen große Teile Lapplands völlig zerstörten. Der Krieg endete am 27. April 1945 mit dem Abzug der letzten deutschen Soldaten aus Kilpisjärvi. Der Kriegszustand mit den Alliierten wurde durch den Pariser Friedensvertrag von 1947 endgültig beendet.

    Seit 1945
     
    Urho Kekkonen, von 1956 bis 1982 Präsident der Republik Finnland

    In der Nachkriegszeit und insbesondere im Kalten Krieg nahm Finnland eine Sonderstellung im Spannungsfeld zwischen den Blöcken ein. Das Land hatte sich im Krieg seine Unabhängigkeit und die marktwirtschaftliche Wirtschaftsordnung bewahrt, die Sowjetunion behielt aber großen Einfluss auf die finnische Politik. Finnland verfolgte einerseits eine strikte Neutralitätspolitik, andererseits eine insbesondere durch Präsident Juho Kusti Paasikivi vorangetriebene Politik der Versöhnung mit der Sowjetunion. 1948 wurde mit der Sowjetunion ein Freundschafts- und Kooperationsabkommen geschlossen, das durch mehrmalige Verlängerung bis zum Ende der Sowjetunion in Kraft blieb. Konflikte mit dem östlichen Nachbarn wurden durch intensive, oftmals inoffizielle Kontakte der finnischen Politik mit Moskau vermieden. Diese Politik, die verschiedentlich den Eindruck des vorauseilenden Gehorsams erweckte, wurde hauptsächlich von westdeutschen Politikern der Unionsparteien pejorativ Finnlandisierung genannt.

    Der prägende Politiker im Nachkriegsfinnland war Urho Kekkonen, von 1956 bis 1982 Präsident der Republik Finnland. Er nutzte die seinerzeit weitreichenden verfassungsmäßigen Befugnisse des Präsidenten für einen autokratischen Führungsstil und betrachtete die Pflege der Beziehungen zur Sowjetunion weitgehend als seine Privatangelegenheit. 1973 ließ er seine Amtszeit durch ein parlamentarisches Ausnahmegesetz verlängern, obwohl an seiner Wiederwahl in den regulären Wahlen kaum ein Zweifel bestand. Insgesamt wird der Amtszeit Kekkonens daher ein Demokratiedefizit bescheinigt. Der Präsident konnte sich aber während der gesamten Periode der Unterstützung der Wählermehrheit sicher sein. Als einer seiner bedeutendsten Erfolge gilt die 1975 in Helsinki abgehaltene KSZE-Konferenz, die neben ihren Auswirkungen auf den Verständigungsprozess in Europa auch die Stellung Finnlands als neutraler Staat festigte.

    Der Zerfall der Sowjetunion stürzte Finnland, dessen Wirtschaft sich zu einem großen Teil auf den Osthandel stützte, Anfang der 1990er Jahre in eine schwere Wirtschaftskrise. Zugleich erhielt das Land größeren außenpolitischen Spielraum. 1992 nahm Finnland Verhandlungen über seinen Beitritt zur Europäischen Gemeinschaft auf, die 1995 in eine Vollmitgliedschaft in der heutigen Europäischen Union mündeten. Finnland war einer von zwölf Staaten, die zum 1. Januar 2002 den Euro als Bargeld einführten; er ersetzte die Landeswährung Finnische Mark.

    Durch die zunehmende Globalisierung nahm im Laufe der 2000er Jahre die Abhängigkeit der finnischen Wirtschaft vom Weltmarkt zu. Die Weltwirtschaftskrise 2009/10 traf Finnland relativ stark; 2009 ging das Bruttoinlandsprodukt um 8,3 % zurück. Trotz einer Erholung in den Folgejahren lag das BIP 2016 inflationsbereinigt immer noch unter dem von 2008.[4]

    Der Überfall Russlands auf die Ukraine wurde auch in Finnland als eine Zäsur wahrgenommen.[5] In Meinungsumfragen befürwortete nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine eine deutliche Mehrheit der Finnen den Beitritt zur NATO.[6][7] Am 12. Mai 2022 sprachen sich Premierministerin Sanna Marin und Präsident Sauli Niinistö in einer gemeinsamen Erklärung für den „unverzüglichen Beitritt“ ihres Landes zur NATO aus;[8] nach einer Ankündigung am 15. Mai[9] beantragten Finnland und Schweden am 18. Mai gleichzeitig die Mitgliedschaft in der NATO.[10] Am 5. Juli 2022 unterzeichneten alle 30 NATO-Botschafter die Beitrittsprotokolle und bis zum 31. März 2023 ratifizierten die Parlamente aller NATO-Mitgliedsstaaten die Protokolle. Am 4. April 2023 trat Finnland der NATO bei.[11][12]

    Chronologie der Einführung des Gregorianischen Kalenders (Memento des Originals vom 1. Dezember 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kalenderlexikon.de, Kalenderlexikon, abgerufen am 19. November 2017 Aura Korppi-Tommola: A Long Tradition of Equality: Women’s Suffrage in Finland. In: Blanca Rodríguez-Ruiz, Ruth Rubio-Marín: The Struggle for Female Suffrage in Europe. Voting to Become Citizens. Koninklijke Brill NV, Leiden/Boston 2012, ISBN 978-90-04-22425-4, S. 47–60, S. 51–52. Jad Adams: Women and the Vote. A World History. Oxford University Press, Oxford 2014, ISBN 978-0-19-870684-7, S. 437. Statistik Finnland: Finanzen (englisch) Ukraine-Krieg: Treten Schweden und Finnland in die Nato ein? In: zdf-heute. 11. Mai 2022, abgerufen am 12. Mai 2022. Finnische Staatsführung für Beitritt des Landes zur Nato. In: BR24. 12. Mai 2022, abgerufen am 12. Mai 2022. Arne Bartram, Lea Busch: Finnland und Schweden: Startschuss für den NATO-Beitritt? In: tagesschau.de. 13. April 2022, abgerufen am 12. Mai 2022. Finnland: Präsident und Regierungschefin für NATO-Beitritt. In: tagesschau.de. 12. Mai 2022, abgerufen am 12. Mai 2022. President Niinistö after the NATO decision: A new era is opening – the result will be a protected Finland that is part of a stable, strong and responsible Nordic region. President of the Republic of Finland, 15. Mai 2022. Finnland und Schweden geben Anträge auf NATO-Beitritt ab. In: tagesschau.de. 18. Mai 2022, abgerufen am 18. Mai 2022. Felix Keßler: Finnland ist jetzt Nato-Mitglied. Der Spiegel (online), 4. April 2023, abgerufen am 4. April 2023. Finland joins NATO as 31st Ally. NATO, 4. April 2023, abgerufen am 4. April 2023 (englisch).
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