Lissabon (portugiesisch Lisboa [liʒˈβoɐ]) ist die Hauptstadt Portugals sowie des gleichnamigen Distrikts Lissabon; sie ist mit knapp 600.000 Einwohnern sowie mit 2,8 Mio. Einwohnern im Großraum Lissabon (Stand 2019) eine der größeren Städte in der Europäischen Union. Der Distrikt Lissabon hatte bei der letzten Zählung 2.963.272 Einwohner. Die Metropole liegt an einer Bucht der Flussmündung des Tejo im äußersten Südwesten Europas an der Atlantikküste der Iberischen Halbinsel. Außerhalb der Stadt Lissabons erstreckt sich zwischen Cascais und Estoril eine Reihe von Stränden am Atlantik.

Der Handelshafen an der Tejo-Bucht wurde vor der römischen Herrschaft Alis Ubbo genannt. Lissabon, eine Gründung der Phönizier, erhielt zu Zeiten Julius Caesars unter dem Namen Colonia Felicitas Iulia römisches Stadtrecht. 711 fiel Weiterlesen

Lissabon (portugiesisch Lisboa [liʒˈβoɐ]) ist die Hauptstadt Portugals sowie des gleichnamigen Distrikts Lissabon; sie ist mit knapp 600.000 Einwohnern sowie mit 2,8 Mio. Einwohnern im Großraum Lissabon (Stand 2019) eine der größeren Städte in der Europäischen Union. Der Distrikt Lissabon hatte bei der letzten Zählung 2.963.272 Einwohner. Die Metropole liegt an einer Bucht der Flussmündung des Tejo im äußersten Südwesten Europas an der Atlantikküste der Iberischen Halbinsel. Außerhalb der Stadt Lissabons erstreckt sich zwischen Cascais und Estoril eine Reihe von Stränden am Atlantik.

Der Handelshafen an der Tejo-Bucht wurde vor der römischen Herrschaft Alis Ubbo genannt. Lissabon, eine Gründung der Phönizier, erhielt zu Zeiten Julius Caesars unter dem Namen Colonia Felicitas Iulia römisches Stadtrecht. 711 fiel der Ort wie der größte Teil der Iberischen Halbinsel an die Mauren; im Kontext des Zweiten Kreuzzugs wurde Lissabon 1147 portugiesisch und damit wieder unter christliche Herrschaft gestellt. Nach der Verlegung des Königssitzes von Coimbra wurde die Stadt im Jahr 1256 unter König Afonso III. zur Hauptstadt des Königreichs Portugal. Um 1500 erlebte Lissabon einen brillanten Aufstieg zu einer der glanzvollsten Handels- und Hafenstädte der damaligen Zeit.

Ein gewaltiges Erdbeben besiegelte im Jahr 1755 den wirtschaftlichen Niedergang der Stadt, der bereits Jahrzehnte zuvor schleichend eingesetzt hatte, und sorgte in ganz Europa für Aufsehen. Im 19. Jahrhundert erlebte Lissabon einen Wiederaufstieg.

Seit dem letzten Viertel des 20. Jahrhunderts ist die Stadt allerdings massiv geschrumpft (von über 800.000 Einwohnern um 1980 auf etwa 500.000 um 2017); viele Menschen sind in das Umland gezogen. Lissabon hat mit erheblichen strukturellen Problemen zu kämpfen, unter denen vor allem die marode Bausubstanz vieler Gebäude und der enorme Straßenverkehr herausragen. Durch große und kleinere Infrastrukturprojekte hat jedoch auch schon eine Modernisierung eingesetzt, die sich u. a. in Wohnungsbau- und Renovierungsprogrammen oder auch in einem wachsenden Radwegenetz und Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs zeigt. 2020 wurde Lissabon zur Umwelthauptstadt Europas gekürt. Auch als IT-Standort hat die Stadt inzwischen Bedeutung, mit wachsender Anzahl Start-up-Unternehmen, IT-Entwicklungsabteilungen internationaler Unternehmen, oder auch seit 2016 als Gastgeber des Web Summit, einem bedeutenden internationalen Technologietreffen.

Als noch immer größte Stadt Portugals mit dem wichtigsten Hafen, dem Regierungssitz, den obersten Staats- und Regierungsbehörden, mehreren Universitäten und der Akademie der Wissenschaften (Academia das Ciências de Lisboa) ist die Stadt heute das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des Landes. 1994 war Lissabon Kulturhauptstadt Europas, mit der Expo 98 fand hier die Weltausstellung 1998 statt, und mit dem Hieronymitenkloster und der Torre de Belém beherbergt die Stadt UNESCO-Welterbestätten (Eintrag 1983). Auch der hier beheimatete Fado ist seit 2011 UNESCO-geschütztes Immaterielles Kulturerbe. Zahlreiche internationale Großveranstaltungen fanden und finden häufig in Lissabon statt, darunter der Eurovision Song Contest 2018, der MTV Europe Music Awards 2005, sieben Rock-in-Rio-Festivals oder Fußball-Finalspiele wie das der Fußball-Europameisterschaft 2004, des UEFA-Pokals 2005 und die UEFA-Champions-League-Finale 2014 und 2020, neben einer Vielzahl weiterer kultureller und sportlicher Veranstaltungen. Vor allem seit den 2010er Jahren zogen eine Reihe international bekannter Persönlichkeiten nach Lissabon, vor allem Schauspieler, Musiker und Sportler. Dies steigerte die wachsende Anziehungskraft der Stadt auf Touristen noch weiter. Inzwischen laufen Kreuzfahrtschiffe die Stadt häufig an. Die Stadt gewann mehrfach internationale Preise als Reiseziel, etwa die World Travel Awards in Kategorien wie bestes Städtereiseziel (2019) oder bestes Kreuzfahrtziel (2020), u. a.

Der Ort ist Sitz einiger Agenturen der Europäischen Union, darunter der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht und der Europäischen Agentur für die Sicherheit des Seeverkehrs. Auch die Gemeinschaft der Portugiesischsprachigen Länder (CPLP) hat ihren Hauptsitz in Lissabon.

Lissabon galt 2007 als die sicherste Hauptstadt Europas.

Die Stadt wurde in ihrer Geschichte mehrfach von Erdbeben, Feuersbrünsten und Epidemien heimgesucht.

Von den Anfängen bis 1147  Provinz Lusitania Das Aftasiden-Emirat von Badajoz beim Tod Ibn al-Aftas' (1045)

Die Phönizier gründeten ab 1000 v. Chr. in Portugal Stützpunkte, vermutlich auch an der Stelle des heutigen Lissabon. Sie und später die Karthager sollen den Platz Alis Ubbo (fröhliche Meeresbucht bzw. lustiger Meeresbusen) genannt und als einzigen großen Naturhafen an der iberischen Atlantikküste genutzt haben. Ausgrabungen bereits aus phönizischer Zeit können im Castelo de São Jorge besichtigt werden; weit umfangreicher sind griechische Siedlungsspuren. Sollte sich hier nicht nur ein Handelspunkt, sondern tatsächlich eine griechische Stadt (polis) befunden haben, so ist der griechische Name dieser Siedlung unbekannt. Nach Plinius dem Älteren galt Lissabon in späterer Zeit als eine Gründung des Odysseus.

Unter römischer Herrschaft, ab etwa 205 v. Chr., hieß die Stadt zunächst Olisipo. Julius Caesar gelang es im Keltiberischen Krieg ab 60 v. Chr. von Lissabon aus, den letzten Widerstand der einheimischen Stämme zu brechen. Unter Caesar wurden hier später römische Veteranen angesiedelt, um das Gebiet zu kontrollieren; die Ortschaft erhielt 48 v. Chr. das römische Stadtrecht und wurde nachfolgend als Colonia Felicitas Iulia zu einem größeren Ort in der Provinz Lusitania. Ab 409 n. Chr. drangen dann barbarische Stämme von Gallien aus auf die Iberische Halbinsel vor.[1] Während der spätantiken Völkerwanderungszeit versuchten Alanen, Sueben, Vandalen und Westgoten Lissabon zu besetzen. Im Jahr 468 übergab der römische Stadtkommandant Lusidius die Stadt an die Sueben, doch schon kurz nach dem Erdbeben von 472, bei dem große Teile der alten Römerstadt zerstört wurden, begann die Herrschaft der Westgoten. Die Westgoten erneuerten wahrscheinlich die römische Festungsmauer.

719 wurde Lissabon von muslimischen Mauren erobert und später Teil des Emirats von Córdoba. Danach erlebte die Stadt, die nun al-Ushbuna hieß, ihren ersten großen Aufschwung. Alfons II. siegte zwar bei Lugo im Kampf gegen die Mauren, drang bis zum Tejo vor und eroberte 798 für kurze Zeit die Stadt.[2] Lissabon fiel jedoch bald danach wieder an die Mauren. Im Kalifat von Córdoba war die Stadt einer der wichtigsten Häfen, zugleich versuchten christliche Galicier und Leonesen wiederholt, den Ort einzunehmen. Im Jahr 955 sandte Ordonho III de Leão im Kampf gegen die Muslime seine Armee bis nach Lissabon.[3] Wikinger verwüsteten die Stadt und das Umland im Jahr 844.[4]

Im 11. Jahrhundert gehörte Lissabon zum Emirat der maurischen Aftasiden von Badajoz. Ab 1093 bekam Graf Raymond von Armous, ein jüngerer Sohn des Herzogs Wilhelm I. von Burgund, vom leonesischen König Alfons VI. die Herrschaft in Galicien übertragen. Von dort aus unternahm er Feldzüge gegen die Mauren im Süden. Dabei gelang es ihm, vorübergehend in Lissabon einzuziehen, nachdem der muslimische Herrscher von Badajoz sich König Alfons unterworfen hatte.[5] Doch auch diese Eroberung (bis 1095) war ebenso wie die Besetzung Lissabons durch norwegische Kreuzfahrer unter Sigurd 1108 (bis 1111) noch nicht von Dauer.

Auch beim Regierungsantritt von König Dom Afonso Henriques (Alfons I.) wurde der Süden der Iberischen Halbinsel noch von den Mauren gehalten. Doch im Jahr 1147 führte die Belagerung von Lissabon endgültig zur Einnahme der Stadt durch die Portugiesen (reconquista, deutsch „Rückeroberung“). Entscheidend war dabei auswärtige Unterstützung für die Angreifer: Die erfolgreiche Belagerung der Stadt durch ein Kreuzritterheer des Zweiten Kreuzzugs sicherte Alfons I. die Grundlage für die Herrschaft über das gesamte Umland. Gegen 1195 wurde der heilige Antonius von Padua, der zuweilen auch Antonius von Lissabon genannt wird, in Lissabon geboren.

Als Hauptstadt des Königreichs Portugal bis zur spanischen Besetzung

Alfons III. verlegte 1256 seine Residenz von Coimbra nach Lissabon. Die Stadt wurde damit zur Hauptstadt des Königreichs Portugal. 1344 erschütterte ein Erdbeben die Stadt.[6] Die große Pest, der von September 1348 bis Anfang 1349 wahrscheinlich mehr als ein Drittel der Bevölkerung des Landes zum Opfer fielen, dezimierte auch radikal die Bevölkerung der portugiesischen Hauptstadt.

 Verlauf der alten Stadtmauer, 1598

Ferdinand I. ließ nach seiner Thronbesteigung 1367 eine neue Stadtmauer errichten. Die Bauarbeiten an der Ringmauer waren um 1370 abgeschlossen. Im Frieden von Alcoutim verpflichtete sich Ferdinand I. unter anderem, eine Tochter Heinrich II. zu heiraten. Er verliebte sich dann aber in die portugiesische Adlige Leonore Teles de Menezes und heiratete diese anstatt der kastilischen Prinzessin. Verärgert über den Vertragsbruch griff Heinrich II. daraufhin Portugal an und plünderte im Jahr 1373 Lissabon. Zehn Jahre später war Lissabon Schauplatz der ersten „bürgerlichen“ Revolution in Europa: Nach dem Tode Ferdinands I. übernahm zunächst dessen Witwe, Leonore Teles de Menezes, zusammen mit einem Liebhaber für sechs Wochen die Macht. Daraus erwachsende Spannungen und Auseinandersetzungen mündeten schließlich in die Krise bzw. Revolution von 1383. In Lissabon kam es zu einem Aufstand der Handwerkerzünfte. Gestützt auf große Teile des niederen Adels und auf das Bürgertum von Porto und Lissabon stellte sich der spätere König Johann I. an die Spitze des Aufstandes, tötete eigenhändig Leonores Liebhaber und zwang Leonore ins Exil nach Kastilien. Sein Sohn, Heinrich der Seefahrer, legte um 1430 die Grundlagen für Portugals Aufstieg zur Seemacht, mit Lissabon als wichtigstem Hafen.

Unter der Herrschaft Manuels I. entwickelte sich Lissabon zu einem führenden Zentrum des Welthandels. Am 9. September 1499 wurde hier Vasco da Gama nach seiner ersten Indienreise ein triumphaler Empfang bereitet. 1503 kam es in Lissabon zur Gründung der Casa da Índia, deren Tätigkeit die Basis der portugiesischen Wirtschafts- und Handelspolitik in den folgenden beiden Jahrhunderten bildete. Besonders in Lissabon wuchsen Handel und Gewerbe, was nicht unwesentlich der Ausbeutung der portugiesischen Kolonien in Afrika, Asien und Südamerika zu verdanken war. Bereits um 1500 sprach man von einer ersten Blüte Lissabons, die bis Mitte des 16. Jahrhunderts andauerte. Der Lissabonner Hafen war in der damaligen Zeit einer der größten der Erde.

 Inquisition im 17. Jahrhundert

1506 kam es zur Zeit Manuels I. in der Stadt zu einem Pogrom gegen die in den Jahren zuvor zwangsgetauften Juden (Marranen), der hohe Opfer forderte, die Handels- und Finanzbeziehungen der Stadt nachhaltig schädigte und eine Auswanderungswelle in Gang setzte.[7] Die erste Volkszählung in Portugal wurde dann in der Zeit von 1527 bis 1532 durchgeführt. Lissabon zählte damals 13.010 Haushalte bzw. zwischen 50.000 und 65.000 Einwohner.[8] Die Stadt hatte sich zu einer europäischen Metropole entwickelt. 1531 wurde sie jedoch erneut von einem Erdbeben erschüttert. Dabei kam eine unbekannte Zahl von Einwohnern ums Leben. Die Schätzzahlen liegen zwischen 1.000 und 30.000 Menschen.[9]

1536 wurde unter Johann III. die Inquisition eingeführt. Vier Jahre später fanden in Lissabon die ersten öffentlichen Vollstreckungen von Urteilen statt.[10] 1569 forderte eine Pestepidemie in Lissabon und Umgebung bis zu 60.000 Menschenleben.

Von der spanischen Besetzung bis zum großen Erdbeben

1580 starb König Heinrich I. Im Rahmen eines Portugalfeldzugs nahm im selben Jahr der Herzog von Alba Lissabon für die spanische Krone in Besitz. Zwei Jahre später verstarb er in Lissabon als Portugiesischer Generalgouverneur der spanischen Habsburger. Vom Tag der Eroberung blieb Lissabon für die folgenden 60 Jahre von den Spaniern besetzt; Portugal war in dieser Zeit in Personalunion mit Spanien vereint. Am 28. Mai 1588 liefen die ersten Schiffe der Spanischen Armada gegen England aus dem Hafen von Lissabon aus. Der Aufbruch der Kriegsflotte mit 130 Schiffen zog sich bis zum 30. Mai hin. Die Schiffe waren mit etwa 27.000 Soldaten bemannt und mit über 2600 Kanonen bestückt.

 Lissabon, 1650

Am 1. Dezember 1640 schlossen sich mehrere portugiesische Adlige zum Aufstand gegen die spanische Regierung zusammen. Frankreich, der große Widersacher der Habsburger (und damit auch Spaniens), sah darin eine Chance, die Habsburger zu schwächen, und ermunterte den Herzog von Braganza zum Aufstand. In einem Handstreich wurde die spanische Statthalterin, Margarete von Savoyen, die Herzogin von Mantua, in Lissabon gestürzt und das Oberhaupt der Familie Braganza, Herzog Johann II. am 15. Dezember 1640 als Johann IV. zum König von Portugal ausgerufen. Es folgte ein jahrelanger Krieg. Erst 1668 beendete der Vertrag von Lissabon den Spanisch-Portugiesischen Krieg und besiegelte die erneute Unabhängigkeit des Landes.

1696 leiteten Gold- und spätere Diamantenfunde in Brasilien eine zweite Blüte der portugiesischen Hauptstadt ein. Am 27. Dezember 1703 wurde der Methuenvertrag zwischen England und Portugal in Lissabon geschlossen. Das Abkommen band Portugal wirtschaftlich noch enger an England, was in den folgenden Jahrzehnten zu einem langsamen ökonomischen Niedergang Lissabons führte, das nun wohl über 200.000 Einwohner zählte und damit eine Metropole Europas war.[11]

 Kirche des beim Erdbeben zerstörten Convento do Carmo

Am 1. November 1755 wurde Lissabon durch ein sehr starkes Erdbeben und einen anschließenden Tsunami zu zwei Dritteln zerstört. Nach heutigen Schätzungen hatte es die Stärke 8,7 bis 9,0 auf der Richterskala. Zeitgenössische Quellen geben allein für Lissabon bis zu 60.000 Todesopfer an; die Zahl dürfte übertrieben sein, doch gehen auch moderne Schätzungen von bis zu 100.000 Opfern in ganz Portugal aus. Die Erschütterungen waren in ganz Europa und Nordafrika zu spüren. Planmäßig wiederaufgebaut wurde die Stadt von dem Markgrafen von Pombal. Besonders typisch für diesen Wiederaufbau ist die Baixa, die Unterstadt, mit ihren rechtwinklig angelegten Straßen im Bereich um die Rua Augusta. Neben den physischen Schäden, die das Erdbeben anrichtete, erschütterte es auch die aufklärerischen und theistischen Denkweisen vieler Philosophen, welche die Ursache dieser Naturkatastrophe nicht erkennen konnten, die Theodizee-Frage stellten und ihren Optimismus aufgaben. Voltaire schrieb als Reaktion auf das Beben sein Poème sur le désastre de Lisbonne (1756).

Zeit nach dem Beben bis zur Ersten Portugiesischen Republik  Bau des Rossio-Bahnhofs, 1886

Lissabon erholte sich in den Folgejahren und erhielt im Jahr 1780 seine erste Straßenbeleuchtung mit Öllaternen.[12] Das erste Postamt der Stadt eröffnete 1800. Im Jahr 1807 kam es zur Besetzung Portugals durch französische Truppen. Die Königsfamilie mitsamt dem Hofstaat floh deshalb nach Brasilien. Ende November 1807 verließen 36 Schiffe mit rund 15.000 Personen und der Aristokratie des Landes den Lissabonner Hafen. Prinzregent Johann VI. erreichte im März 1808 Brasilien. Rio de Janeiro wurde danach neuer Regierungssitz.[13]

In der Stadt brach 1811 Typhus aus. 1833 folgte dann Cholera. Daran starben innerhalb von 9 Monaten 13.522 Menschen.[14] Im Miguelistenkrieg wurde das von König Michael besetzte Lissabon am 24. Juli 1833 von Truppen Peters I. eingenommen.[15] Während der Septemberrevolution trafen am 9. September 1836 setembristische Abgeordnete aus Porto, an ihrer Spitze Manuel da Silva Passos, in der portugiesischen Hauptstadt ein. Sie wurden von der Bevölkerung Lissabons triumphal empfangen.

Im Jahre 1849 wurden die ersten Straßenlaternen mit Gas beleuchtet. Zwei Jahre später eröffnete die Eisenbahnlinie Lissabon–Carregado. Der Vertrag von Lissabon beschloss am 20. April 1859 die Aufteilung und den Austausch portugiesischer und niederländischer Besitzungen auf dem Solor- und Timorarchipel zwischen Portugal und den Niederlanden. 1873 erfolgte die Inbetriebnahme der Pferdebahn, genannt „O Americano“. Die ersten elektrischen Straßenlaternen wurden 1878 angeschlossen. Der Rossio-Bahnhof eröffnete offiziell am 11. Juni 1890. Der Elevador do Município bestand von 1897 bis 1920.

Von der Ersten Portugiesischen Republik bis zur Gegenwart  Lissabon, 1919 Denkmal am Parque Eduardo VII. für den 25 de Abril, die Nelkenrevolution

Am 5. Oktober 1910 wurde auf dem Balkon des Rathauses die Erste Portugiesische Republik ausgerufen. König Emanuel II. floh daraufhin ins Exil nach England. Damit endete die 771-jährige Geschichte der portugiesischen Monarchie. Am 19. Oktober 1921 wurden in der Lissabonner Blutnacht bei einem Aufstand der Republikanischen Garden der Regierungschef António Joaquim Granjo und eine Reihe anderer Politiker getötet. Ein Militärputsch beendete im Jahr 1926 die Erste Portugiesische Republik. Acht Jahre später kam der Ministerpräsident und Diktator von Portugal António de Oliveira Salazar an die Macht. Er verkündete den Estado Novo, den „Neuen Staat“, eine konservativ-autoritäre Diktatur. In der Zeit des Estado Novo, von 1926 bis 1974, wuchs die Stadt weiter. Sie wurde zu Lasten des restlichen Landes ausgebaut.

Während des Zweiten Weltkrieges blieb Portugal neutral; Geheimdienste beider Seiten wurden hier tätig; Männer wie Ian Fleming und Johnny Jebsen arbeiteten hier, und Gefangene wie George F. Kennan wurden in Lissabon ausgetauscht.

Die Statue des Cristo Rei in Almada, die sich mit ausgebreiteten Armen der Stadt Lissabon zuwendet, wurde nach rund zehnjähriger Bautätigkeit am 17. Mai 1959 eingeweiht. Im Dezember 1959 eröffnet die erste Metro-Linie in Lissabon. 1966 wurde eine Hängebrücke über den Tejo nach Almada fertiggestellt, die der Golden-Gate-Brücke in San Francisco ähnelt. Vor der Nelkenrevolution noch nach António de Oliveira Salazar benannt, heißt sie nun Ponte 25 de Abril (deutsch „Brücke des 25. April“).

Ende April 1974 war Lissabon das Zentrum der Nelkenrevolution. Mit der Beendigung des Kolonialkriegs in Afrika 1975 kam es zu einer Fluchtwelle aus Angola und Mosambik insbesondere in den Großraum von Lissabon. Ein Großbrand im Altstadtviertel Chiado zerstörte 1988 diverse Gebäude. Im Jahr 1994 wurde Lissabon Kulturhauptstadt Europas. Zwei Jahre später verabschiedeten der Europarat und die UNESCO in Lissabon eine neue gemeinsame allgemeine Hochschulkonvention, die sogenannte „Lissabon-Konvention“.[16] 1998 wurde die insgesamt über 17 Kilometer lange Autobahn-Brücke Ponte Vasco da Gama über den Tejo anlässlich der Weltausstellung Expo 98 fertiggestellt.

Im März 2000 verabschiedeten die europäischen Staats- und Regierungschefs auf einem Sondergipfel die Lissabon-Strategie. Die Strategie hat das Ziel, die EU bis 2010 zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensgestützten Wirtschaftsraum der Welt zu machen. Am 13. Dezember 2007 wurde unter portugiesischer Ratspräsidentschaft der Vertrag von Lissabon (auch EU-Grundlagenvertrag genannt) zwischen den 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union unterzeichnet. Beim NATO-Gipfeltreffen in der Zeit vom 19.–20. November 2010 hat die NATO in Lissabon ein neues strategisches Konzept beschlossen. Zu dem Konzept gehört der Aufbau eines Raketenabwehrschirms zum Schutz ihres gesamten Territoriums.

Lissabon war vom 8. bis zum 12. Mai 2018 Austragungsort des 63. Eurovision Song Contest, nachdem Salvador Sobral mit Amar Pelos Dois den ESC 2017 in Kiew gewonnen hatte.

Eva Missler: Lissabon. 2005, S. 25. Mittelalter-genealogie.de, Alfons 2, abgerufen am 6. Juni 2009. Portugal-Info.net abgerufen am 6. Juni 2009. Wikinger verwüsten Lissabon unter Björn Járnsiða und Hástein welt.de Walther L. Bernecker, Horst Pietschmann: Geschichte Portugals – Vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. S. 10, 11. Looking for Earthquake Sources in the Lisbon Area, 13th European Meeting of Environmental and Engineering Geophysics, Istanbul, Turkey, 3.–5. September 2007 (PDF) (Memento vom 22. Mai 2009 im Internet Archive). Walther L. Bernecker, Horst Pietschmann: Geschichte Portugals – Vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. S. 36. A. H. de Oliveira Marques: Geschichte Portugals. S. 105 f. Eva Missler: Lissabon. 2005, S. 28. Eva Missler: Lissabon. 2005, S. 29. Josef Kulischer: Allgemeine Wirtschaftsgeschichte des Mittelalters und der Neuzeit. 6. Auflage. Oldenbourg, 1988, ISBN 3-486-41976-5, S. 221. Julius von Minutoli: Portugal und seine Colonien. S. 240. Walther L. Bernecker, Horst Pietschmann: Geschichte Portugals – Vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. S. 72. Julius von Minutoli: Portugal und seine Colonien. S. 305. Walther L. Bernecker, Horst Pietschmann: Geschichte Portugals – Vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. S. 83. Historischer Hintergrund der Lissabon-Konvention (Memento vom 26. April 2014 im Internet Archive).
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