Timbuktu (deutsch [tɪmˈbʊktu], französisch Tombouctou [tõbukˈtu]) ist eine Oasenstadt in Mali mit 54.453 Einwohnern (Zensus 2009).

Timbuktu (deutsch [tɪmˈbʊktu], französisch Tombouctou [tõbukˈtu]) ist eine Oasenstadt in Mali mit 54.453 Einwohnern (Zensus 2009).

 Heinrich Barth (1821–1865), besuchte Timbuktu von Herbst 1853 bis Frühjahr 1854 und untersuchte als erster Europäer die Geschichte der StadtGründung und Frühzeit

Timbuktu wurde nach Auskunft der erst viel später, im 17. Jahrhundert entstandenen Chroniken von Timbuktu (Tarikh as-Sudan und Tarikh al-Fettach) vor dem Jahr 1100 n. Chr. von nomadisierenden Massufa-Tuareg an einer Wasserstelle in der Nähe des Nigerbogens gegründet. Vermutlich gehen die Ursprünge aber bis ins 9. oder 10. Jahrhundert zurück und wahrscheinlich müssen schwarzafrikanische Songhai als Gründer des Ortes angesehen werden. Nach neuen archäologischen Forschungen von Douglas Park, Yale University, gab es jedoch die bereits um 500 v. Chr. gegründete Vorläuferstadt Tombouze, deren Ruinen sich knapp 10 km südlich der heutigen Stadt befinden.[1] Nach der ersten Jahrtausendwende unserer Zeitrechnung entwickelte sich der Ort rasch zu einer florierenden Handelsniederlassung an der wichtigen Karawanenstraße von Ägypten über Gao nach Koumbi Saleh im westafrikanischen Reich Ghana. Über die Händler aus Südalgerien wurde vermutlich der Islam am Niger verbreitet. Anfangs hatte Timbuktu bei weitem noch nicht die Bedeutung als Knotenpunkt der Handelsstraßen und als Stätte muslimischer Bildung, wie dies heute verschiedentlich in Büchern und Internetartikeln behauptet wird. Der wirtschaftliche Aufschwung und die damit verbundene kulturelle Blüte der Stadt fallen erst in das 14. und 15. Jahrhundert. Es scheint, dass das frühe Timbuktu in Konkurrenz mit einer anderen, etwa 25 km weiter östlich gelegenen Handelsniederlassung namens Ţirraqqā stand, nach Aussagen arabischer Geografen dem westlichsten Außenposten des Ghana-Reiches. Mit dem Niedergang Ghanas wandten sich die Händler offenbar Timbuktu zu, das durch seine unmittelbare Nähe zum Niger die besseren Möglichkeiten für den Warenumschlag bot.

Die Zeit der großen westafrikanischen Reiche Eingliederung in das Reich Mali

Die Stadt gehörte ab dem 13. Jahrhundert oder frühen 14. Jahrhundert zum Malireich. Ob die Eingliederung durch offene Eroberung stattfand oder sich die Stadt – auch zum Schutz gegen die Tuareg im Norden und die Mossi im Süden – in ein Abhängigkeitsverhältnis zu Mali begab, ist nicht geklärt. Doch selbst die Oberhoheit Malis konnte einen verheerenden Überfall der Mossi im Jahre 1328 nicht verhindern. Der Angriff lässt den Schluss zu, dass sich Timbuktu zu diesem Zeitpunkt bereits als Zentrum des Salz- und Goldhandels etabliert hatte. Die Stadt hatte zu dieser Zeit etwa 10.000 bis 15.000 Einwohner.[2]

 Der Herrscher Mansa Musa von Mali (Katalanischer Weltatlas, 1375)

Schon zu dieser Zeit war die Stadt in Südeuropa bekannt, denn sie erschien bereits Mitte des 14. Jahrhunderts auf den Portolanen, den katalanischen, beziehungsweise mallorquinischen Weltkarten als Residenzstadt „Ciutat de Melli“ des „Rex Melli“, dem König von Melli. Auf der berühmten Karte des Abraham Cresques aus dem Jahre 1375 ist der sagenhafte König mit einem Goldklumpen abgebildet. Damit war Mansa Musa, der schwarze Sultan von Mali gemeint, der 1324 seine legendäre Pilgerfahrt nach Mekka absolvierte. Von dieser Wallfahrt, auf der er von angeblich 60.000 Bediensteten begleitet worden war, wird berichtet, dass er zwei Tonnen Gold mit sich geführt und großzügig in Ägypten verteilt haben soll.[3] Diese Berichte trugen zur Bildung von Legenden über eine angeblich maßlos reiche Stadt bei. Nach seiner Rückkehr aus Mekka beauftragte Mansa Musa einen muslimischen Architekten aus Andalusien, der ihn bei seiner Rückkehr begleitete, mit dem Bau der Lehmmoscheen von Djinger-ber-Moschee und einer Residenz.

Die Europäer hatten zahlreiche Berichte nordafrikanischer Händler und Karawanenführer erhalten. Außerdem lagen schriftliche Aufzeichnungen von Reisenden vor, welche die Phantasien in Europa anregten. Der in Tanger geborene Marokkaner Ibn Battūta (1304–1368) machte im 14. Jahrhundert eine ausgedehnte Reise durch zahlreiche islamisch geprägte Länder. Die Reise, die ihn über Ostafrika bis nach Indien brachte, führte ihn 1352 auch nach Timbuktu. Er bestätigt, dass der Islam dort die altafrikanischen Glaubensvorstellungen restlos ersetzt hatte, konnte aber kein Verständnis dafür aufbringen, dass die Frauen dort „nackt“, also unverschleiert, auf die Straße gingen. Insgesamt weiß der Besucher aus Marokko jedoch nicht viel von Bedeutung über die Stadt zu berichten. Offenbar waren Walata und Gao zu dieser Zeit weitaus bedeutender, sowohl in wirtschaftlicher Hinsicht als in Bezug auf den Entwicklungsstand der Bildung.[4]

Zugehörigkeit zum Reich der Songhai

Die Glanzzeit erlebte Timbuktu im 15. und 16. Jahrhundert nach dem Niedergang der maurischen Handelsmetropole Walata. Die Karawanenmetropole am Niger war damals die größte Stadt der Region und hatte geschätzte 15.000 bis 25.000 Einwohner.[5] Zu bestimmten Jahreszeiten, wenn etwa die Salzkarawanen aus dem Norden und die Aufkäufer aus dem Süden und Westen kamen, konnte sich die Zahl der Menschen kurzfristig verdoppeln. Die zuweilen in der populärwissenschaftlichen Literatur angeführten Zahlen von bis zu 100.000 oder gar 200.000 Bewohnern sind reine Spekulation, denn das Umland von Timbuktu hätte selbst zu Zeiten, als die Wüstenbildung noch nicht so weit wie heute vorangeschritten war, keinesfalls eine so große Menschenzahl ernähren können.

 Songhai-Reich in seiner mutmaßlichen Ausdehnung

Die Stadt gehörte in diesem Zeitraum zu dem Reich der Songhai und galt als reiche Stadt. Der Songhai-Herrscher Sonni Ali hatte Timbuktu 1468 erobert und einen Teil der muslimischen Intellektuellen hinrichten lassen, weil sie loyal zum Mali-Reich und zu den Massufa-Tuareg, mit denen sie verwandt waren, standen. Die Stadt wurde von einem Statthalter (tinbuktu-koi) verwaltet, wobei dieser Gouverneur von ausländischen Reisenden mehrfach für den Beherrscher des gesamten Reiches gehalten wurde.

Hauptquelle des Reichtums war der Handel mit Salz und mit Sklaven. Timbuktu war der Hauptumschlagplatz für Sklaven und Eunuchen (aus dem Mossi-Land), die für Marokko und Ägypten bestimmt waren. Hinzu kam der Goldhandel, obwohl das Angebot im 16. Jahrhundert zurückging, nachdem die europäischen Seemächte ihre Handelsstützpunkte an der westafrikanischen Küste eingerichtet hatten (Schlagwort: „Die Karavelle ist der Tod der Karawane.“) Im Gegenzug gelangten aus dem Norden Metalle und Metallfertigprodukte, Pferde, Waffen, Seide, Schmuck, Literatur und Datteln nach Timbuktu. Getauscht wurden neben dem begehrten Gold noch Elfenbein, Moschus, Kolanüsse, Pfeffer, Gummi, Lederwaren sowie Hirse aus dem Süden Westafrikas. Darüber hinaus entwickelte sich Timbuktu als Mittelpunkt des islamischen Geisteslebens in Westafrika.[6] An der Sankoré-Mosche existierte eine Madrasa, vergleichbar einer mittelalterlichen Universität, an der die arabische Sprache, Rhetorik, Astrologie, die Rechtsprechung und die Schriften des Korans gelehrt wurden. Daneben gab es 150 bis 180 Koranschulen, an denen häufig von einem einzigen Lehrer religiöse und juristische Themen unterrichtet wurden. Aus der Songhai-Epoche, die durch die marokkanische Eroberung im Jahre 1591 zu Ende ging, stammen die meisten Moscheen von Timbuktu. Als letzte wurde die aus dem 14. Jahrhundert stammende Sankoré-Moschee im Jahre 1581 (989 A. H.) restauriert und in ihrer heutigen Ausdehnung fertig gestellt.[7]

 „Bildnis eines Humanisten“ von Sebastiano del Piombo (1485–1547) – möglicherweise das einzige Porträt von Leo Africanus

Eine der wichtigsten Quellen ist der Reisebericht des in Granada geborenen und von dort nach Nordafrika vertriebenen Leo Africanus (1485–1556?). Er reiste im Auftrag des marokkanischen Sultans durch Nordafrika und kam nach eigenen Angaben zwischen 1510 und 1512 in die Stadt am Niger. Ob er tatsächlich in Timbuktu war, ist umstritten, da beispielsweise seine Angaben über die Richtung, in welche der Niger fließt, völlig falsch sind. Als er später durch Gefangenschaft nach Italien gelangte, beschrieb er den Sudan und speziell Timbuktu für europäische Leser. Sein ursprünglich nicht für den Druck vorgesehenes Manuskript wurde 1550 in Venedig publiziert, jedoch hatte der Herausgeber Ramusio die Daten durch phantasiereiche Übertreibungen ergänzt und zementierte damit den Mythos von der unermesslich reichen Stadt in Afrika. Vor allem die Zahlen, die den Goldhandel betrafen, waren offenbar bewusst verfälscht worden, um den Absatz des Buches zu steigern.[8]

Timbuktu in der frühen Neuzeit

Die Motive für die Eroberung von Timbuktu durch die Truppen des marokkanischen Sultans Mulai Ahmad al-Mansur (1578–1603) sind vielfältig. Zum einen war der Sultan daran interessiert, den Goldhandel, der sich immer stärker hin zu den von Europäern kontrollierten Handelszentren an der westafrikanischen Küste (Senegal und Goldküste) orientierte, wieder nach Nordafrika umzuleiten. Zum anderen sah der Sultan aus der Dynastie der Saadier, die für sich den Status von Scherifen, also von Nachkommen des Propheten Mohammed, in Anspruch nahmen, im Osmanischen Reich, das sich bis nach Algerien ausgedehnt hatte, einen gefährlichen Rivalen, denn der osmanische Sultan betrachtete sich als Beherrscher aller gläubigen Muslime. Es scheint aber auch, dass al-Mansur in seiner aus spanischen Renegaten bestehenden Elitetruppe eine Gefahr für seine eigene Stellung sah. Deshalb entsandte er eine etwa 4000 Mann starke Truppe, die als „Arma“ (spanisch: „Waffe“) bezeichnet wurde und über moderne Feuerwaffen verfügte.[9] Das Heer stand unter dem Kommando des auf Mallorca geborenen Djuder Pascha, der als Sklave nach Marokko gekommen war und als Eunuch am Hofe al-Mansurs rasch Karriere gemacht hatte.[10] Der dreimonatige Marsch durch die Westsahara war verlustreich, obwohl die Armee über die seinerzeit besten Orientierungshilfen, z. B. Kompass und Sextant, verfügte.[11]

 Alexander Gordon Laing

Der Überlieferung nach wurde das Songhai-Reich am letzten Tag des Jahres 999, beziehungsweise nach muslimischer Zeitrechnung am ersten Tag des Jahres 1000, (Mitte Oktober 1591 n. Chr.) besiegt. Die Marokkaner richteten zuerst in Gao, anschließend in Timbuktu Garnisonen ein, konnten sich nicht dauerhaft gegen Attacken der Tuareg und der südlich des Nigerknies siedelnden Völker, darunter die Bambara, halten und konzentrierten ihre Aktivitäten auf das unmittelbare Umland der Städte. Den letzten marokkanischen Pascha Uthman Ibn Abi Bakr, der 1828 Timbuktu aufgeben musste, lernte der britische Forschungsreisende Alexander Gordon Laing noch kennen. Die Stadt, die selbst nie Hauptstadt eines der westafrikanischen Reiche war, konnte nie mehr ihre alte Blüte entfalten und verlor an Bedeutung. Hinzu kam, dass der atlantische Handel gegenüber dem Transsaharahandel an Bedeutung deutlich gewonnen hatte. Das westafrikanische Gold wurde nicht mehr durch die Sahara transportiert, sondern gelangte an die Atlantikküste, weswegen der heutige Staat Ghana bis zu seiner Unabhängigkeit von Großbritannien im Jahre 1957 „Goldküste“ hieß.

Im 17. und 18. Jahrhundert erlangten die Arma eine fast autonome Stellung in Timbuktu, das viel zu weit von Marokko entfernt war, als dass der Sultan eine effektive Herrschaft dort hätte ausüben können. Die aus den Reihen der Söldner und ihrer Nachkommen stammenden Paschas wurden lediglich in ihrem Amt bestätigt und zahlten einen – oft nur symbolischen – Tribut an den marokkanischen Herrscher. Timbuktu verfügte über keine nennenswerten Schutzanlagen wie Mauerring oder befestigte Tore, und so wurden vor allem die Außenbezirke der Stadt, in denen die weniger begüterten Bewohner, oft nur in Zelten oder Hütten aus Strohmatten, lebten, Ziel von Angriffen der Tuareg aus dem Hinterland. Die Vorherrschaft der Arma im Umland von Timbuktu endete 1737 mit der Niederlage gegen die Tuareg in der Schlacht von Toya (20 km entfernt von Timbuktu). Im Jahre 1771 drangen die Nomaden bis in das Stadtviertel Sankoré ein, so dass die Bewohner gezwungen waren, in der Moschee Zuflucht zu suchen. Die Macht der Arma beschränkte sich nur noch auf das Stadtgebiet.[12] Auch die Bambara, die weiter westlich am Mittellauf des Niger ein Reich errichtet hatten, versuchten Timbuktu unter ihre Kontrolle zu bringen, obwohl die Stadt ihre wirtschaftliche Bedeutung längst verloren hatte.

 Korangelehrter aus dem Volk der Kunta (um 1890)

Zwischen 1823 und 1862 stand die Stadt unter der Oberhoheit des Fulbe-Kalifats von Massina, jedoch lag die eigentliche Autorität in der Hand des Kunta-Clans der al-Baqqai, die im 19. Jahrhundert als die bedeutendsten Korangelehrten im westlichen Sudan galten. Der Scheikh Sidi Ahmad al-Baqqai handelte 1844 einen Vertrag mit den Fulbe aus, nachdem diese die lebensnotwendigen Nahrungsmittellieferungen aus dem Nigerbinnendelta nach Timbuktu unterbrochen hatten. Der Vertrag sah vor, dass Timbuktu von den Fulbe nicht militärisch besetzt wurde. Die inneren Angelegenheiten der Stadt sollten von der Songhai-Elite unter Leitung des Qadi, des Obersten Richters, geregelt werden, während der Kalif von Massina nur durch einen Steuereinnehmer vertreten war. Tatsächlich aber war der Scheikh angesichts seines Ansehens und seiner spirituellen Autorität der eigentlich starke Mann in Timbuktu, der es sich leisten konnte, dem Oberherrn in Massina die Auslieferung des Christen Heinrich Barth zu verweigern und dem Kalifen in einer fatwa massive Verstöße gegen die Gesetze des Islam vorzuwerfen.[13]

Angesichts der Bedrohung durch den Dschihad des Fulbe-Predigers Hadsch Umar sah sich al-Baqqai ab 1860 gezwungen, Verbündete zu finden. Zuerst nahm er Kontakte mit den Franzosen am Senegal auf, erkannte aber, dass er von dort keine militärische Hilfe erwarten konnte. So suchte er die Annäherung an das Kalifat von Massina, konnte nicht verhindern, dass dieses 1862 von den Truppen Umars erobert wurde. Timbuktu geriet unter die Kontrolle der religiösen Fundamentalisten. Zwei Jahre später sammelte al-Baqqai eine aus Fulbe, Kunta-Mauren und Tuareg bestehenden Armee, die Timbuktu befreite und die Anhänger Umars aus Massina vertrieb.[14] Nach dem Tod al-Baqqais im Jahre 1865 gewannen die Tuareg wieder die Macht über die Handelsstadt, was den endgültigen wirtschaftlichen Niedergang der Stadt zur Folge hatte. Erst die Eroberung durch die Franzosen in den Jahren 1893–1894 beendete die Herrschaft der Wüstennomaden.

Der Wettlauf nach Timbuktu  René Caillié, französischer Afrikaforscher (1799–1838)

Inwieweit vor 1800 Europäer nach Timbuktu gekommen sind, ist noch der Spekulation überlassen. Gewisse Zeugnisse aus dem Mittelalter deuten darauf hin, dass der Italiener Benedetto Dei im 15. Jahrhundert an den Niger kam, aber wirkliche Beweise gibt es nicht. Die Reise des Franzosen Anselm d’Ysalguier, der zwischen 1402 und 1410 in Gao und möglicherweise auch in Timbuktu gelebt haben soll, könnte ein Phantasieprodukt aus späterer Zeit sein. Ebenso ist davon auszugehen, dass der amerikanische Seemann Robert Adams, der 1816 ein Buch über seine Erlebnisse verfasste, während seiner Zeit als Gefangener der Mauren nicht in Timbuktu war, sondern lediglich Schilderungen von maurischen Kaufleuten auswertete und sie als Augenzeugenbericht ausgab.

 Heinrich Barth nähert sich Timbuktu, 7. Sept. 1853 Blick über Timbuktu vom Haus des Scheikh al-Baqqai (nach Barth, um 1853)

Der Schotte und britische Offizier Alexander Gordon Laing war der erste Europäer, der 1826 nachweislich Timbuktu erreichte. Da er auf dem Rückweg von Mauren erschlagen wurde und seine Aufzeichnungen spurlos verschwanden, konnte erst René Caillié, der 1828 als Araber verkleidet nach Timbuktu reiste, in Europa von dieser Stadt berichten. Sein Bericht entsprach den alten Mythen und den lang gehegten Hoffnungen und Erwartungen der Europäer so wenig, dass es bis heute hartnäckige Zweifler gibt, vor allem in Großbritannien, die bestreiten, dass er überhaupt jemals in Timbuktu gewesen sei.

Allerdings wurden Cailliés Berichte fünfundzwanzig Jahre später durch den deutschen Afrikaforscher Heinrich Barth bestätigt. Barth hielt sich in britischem Auftrag von September 1853 bis April 1854 in Timbuktu auf. Er stand unter dem Schutz des obersten Korangelehrten der Stadt, Sidi Ahmad al-Baqqai, und handelte mit dem Scheich und den Führern der Tuareg einen Vertrag aus. In diesem verpflichtete sich Großbritannien, die Stadt und das Umland vor einem weiteren Zugriff durch die Franzosen zu schützen. Die Unterstützung durch Großbritannien hätte für die politische Führung in Timbuktu bedeutet, dass sie sich von der Oberhoheit der Fulbe hätte befreien können. Angesichts der zur selben Zeit erfolgenden Annäherung zwischen Franzosen und Briten wurde dieser Vertrag jedoch zur Enttäuschung al-Baqqais in London nicht ratifiziert.

Ein bedeutender Erfolg für die Wissenschaft war jedoch die Tatsache, dass Barth zahlreiche historische Schriften auswerten und damit die Geschichtlichkeit des afrikanischen Kontinents beweisen konnte. Sein Reisebericht wurde zur Grundlage aller späteren Forschungsarbeiten zur Geschichte des Landes am Niger und speziell von Timbuktu. Heute erinnert noch ein Haus an Barths Anwesenheit, obwohl es sich dabei nicht um das Gebäude handelt, in dem der Reisende wohnte, denn dieses stürzte, wie der Afrikaforscher Leo Frobenius schreibt, bereits im August 1908 bei einem Unwetter ein.

Timbuktu im kolonialen Zeitalter  Historische Stadtgliederung von Timbuktu (1855)

Anfang 1894 wurde Timbuktu trotz des erbitterten Widerstandes der Tuareg und gegen den Willen der Regierung in Paris endgültig von französischen Kolonialtruppen unter dem Kommando des späteren Marschall Joseph Joffre besetzt und der Kolonie „Afrique Occidentale Française“, kurz „AOF“ (Französisch-Westafrika), einverleibt. Eine erste Militärkolonne unter dem Kommando des Obersten Bonnier, die trotz des Verbotes des neuen Zivilgouverneurs von Französisch-Westafrika nach Timbuktu marschiert war, geriet in einen Hinterhalt der Tuareg und wurde völlig vernichtet. Der Anführer des Überfalls war der Sohn eines Stammesoberhaupts, das 1854 den Vertrag mit Heinrich Barth unterzeichnet hatte, und er selbst hatte 1880 den Österreicher Oskar Lenz bei dessen Besuch in der Stadt als vermeintlichen Sohn Barths begrüßt.

Um die militärisch und politisch unsinnige Eroberung vor der Öffentlichkeit zu rechtfertigen, entsandte die kolonialfreundliche Presse den bekannten Journalisten Félix Dubois, der einen Reisebericht mit dem effekthaschenden Titel Tombouctou la Mystérieuse (Geheimnisvolles Timbuktu) verfasste. In dem Bestseller wurden die Verhältnisse im Sudan beschönigt und Frankreich wurde bescheinigt, dass mit der Besetzung der alten Handelsstädte Djenné, Mopti und Timbuktu – trotz der augenblicklichen Lage der Wirtschaft am Niger – eine großartige Zukunft bevorstehe, die der Kolonialmacht hier ein zweites Indien bescheren werde. Dubois hatte in Djenné und Timbuktu alte Manuskripte aufgekauft, die er der Nationalbibliothek in Paris überließ. Die wichtigsten Werke des frühen 17. Jahrhunderts, das Tarikh al-Fettach (Buch des Suchenden) und das Tarikh as-Sudan (Buch des Sudan), wurden von dem berühmten Orientalisten Maurice Delafosse bzw. Octave Houdas herausgegeben und übersetzt. Damit war es erstmals seit den Tagen von Heinrich Barth möglich, die Geschichte des Landes am Nigerknie gründlich und wissenschaftlich zu erforschen und der europäischen Öffentlichkeit bewusst zu machen.

 Straße in Timbuktu um 1895 (nach Dubois, Tombouctou la Mystérieuse)

Um die Zahl französischer Truppen und einheimischer Hilfstruppen möglichst niedrig zu halten und damit Kosten zu sparen, verfolgte die französische Kolonialverwaltung einen konzilianten Kurs gegenüber den Tuareg und sprach eine Amnestie für alle Anführer aus, die 1893 und 1894 Widerstand gegen die Besatzung geleistet hatten. Der Anführer des einheimischen Widerstandes, der Neffe des Scheich Ahmad al-Baqqai, Za’in al-Abidin Ould Sidi Muhamad al-Kunti, musste sich mit seiner Familie und seiner Bibliothek in Richtung Norden absetzen, zuerst ins Adrar des Ifoghas und dann ins Tassili n'Ahaggar, wo er 1902 ebenfalls von französischen Truppen vertrieben wurde. Ein Großteil der Familienbibliothek soll bei der Flucht verloren gegangen, das heißt entweder versteckt oder bewusst vernichtet worden sein. Noch bis in die 1920er Jahre organisierte Abidin Ould Sidi Muhamad vom heutigen Mauretanien aus Überfälle auf französische Stellungen in der Sahara und am Niger, um die Kolonialherren zu treffen. Da diese aber zunehmend über die militärische Übermacht verfügten, griffen die Rebellen die Versorgungskarawanen an. So wurde 1910 die Karawane, die mit Lebensmitteln nach Taoudeni unterwegs war, ausgeplündert, was zur Folge hatte, dass die Arbeiter in den Salinen ausnahmslos verhungerten.[15]

1916 brach im Gefolge einer der schlimmsten Dürrekatastrophen, die der Sahel in historischer Zeit erlebt hat, der Aufstand der Ullemmeden-Tuareg entlang des Niger aus. Der Erhebung schlossen sich eine Reihe der Tuareg-Gruppen im Umland von Timbuktu und Gao an. Nach der Niederschlagung des Aufstandes wurden die Anführer, die sich am Kampf gegen Frankreich beteiligt hatten, abgesetzt und durch loyale Personen ersetzt. Insgesamt wurde durch diese Maßnahme die traditionelle Autorität der Stammesführer systematisch und bewusst unterminiert. Die wirtschaftliche Grundlage wurde angetastet, etwa durch die Befreiung der Sklaven, die freilich während der französischen Kolonialzeit nie konsequent durchgeführt wurde.

Durch die willkürliche Grenzziehung zwischen AOF und Algerien quer durch das Tuareg-Gebiet brachen Handelsbeziehungen nach Norden ab, so dass Timbuktu noch weiter an wirtschaftlicher Bedeutung verlor, während die Handelsstädte im Nigerbinnendelta (Djenné, Mopti) wieder aufblühten. Die letzte große Karawane alten Stils mit mehreren Tausend Kamelen kam 1937 von den Tafilalet-Oasen nach Timbuktu.[16] Von Bedeutung blieb jedoch der Salzhandel mit Taoudenni im Norden des heutigen Mali.

Verwaltungstechnisch wurde Timbuktu zu einer Unterkommandantur, die einem Kolonialoffizier im Rang eines Majors unterstand. Der übergeordnete Kommandant residierte in Gao. Die in Timbuktu stationierte Truppe bestand überwiegend aus einheimischen Kamelreitern („méharistes“) und war im „Fort Bonnier“ stationiert, das nach dem Kommandanten benannt war, dessen Kolonne Timbuktu 1893 als erste besetzt hatte. Die Garnison war jedoch wenig effektiv, und so konnten maurische Kriegernomaden aus dem Norden des Landes 1923 nicht nur die Umgebung der Stadt unsicher machen, sondern Timbuktu selbst angreifen und eine Abteilung Kamelreiter niedermachen, bevor Verstärkung für die Garnison aus Mopti eintraf. Nach unbestätigten Berichten agierten die Krieger im Auftrag des vertriebenen Scheichs von Timbuktu, Za’in al-Abidin ibn al-Baqqai.

Nach der endgültigen Unterwerfung der Nomaden versank Timbuktu in Bedeutungslosigkeit. Als eins der wichtigsten Ereignisse blieb die Ankunft des „Raid Dubreuil-Haardt“, der von der Automarke Citroën initiierten „Mission Transsaharienne“ in Erinnerung, die am 7. Januar 1923 mit acht speziell für Wüstenfahrten ausgerüsteten Halbkettenfahrzeugen vom algerischen Touggourt aus in Timbuktu eintraf. Bei der von großem Presserummel begleiteten „Croisière Noire“, die von Touggourt bis Antananarivo auf Madagaskar führte, wurde Timbuktu umgangen. Ein weiterer Besuch dort galt als nicht spektakulär genug. Der Ausbau der hierbei erschlossenen Transsahararoute zu einer automobilfähigen Hauptverkehrsstrecke und Verbindung zwischen den Kolonien Algerien und A. O. F. wurde während der Kolonialzeit nie realisiert. Dies trifft auf die Pläne der bereits um 1880 konzipierten Transsaharaeisenbahn (Tunis – Tschadsee – Timbuktu – Dakar) zu. Die Wiederaufnahme des Projekts wurde zwar zwischen den Weltkriegen immer wieder diskutiert, doch gerieten die Planungen nie in die Nähe einer konkreten Umsetzung, weil die zuständigen Kommissionen erkannten, dass die Kosten für den Bau und die Instandhaltung in keinem vernünftigen Verhältnis zu dem zu erwartenden Handelsvolumen gestanden hätten.

Außer Offizieren und Vertretern von Handelshäusern kamen Europäer oder Amerikaner nur selten nach Timbuktu. Meistens handelte es sich um Völkerkundler und Schriftsteller. Im Jahre 1927 besuchte der Amerikaner Leland Hall die Stadt. Zehn Jahre später durchquerte der Pariser Korrespondent der Frankfurter Zeitung, Friedrich Sieburg, die Sahara im Bus und verfasste einen Reisebericht, in dem er Timbuktu als trostlosen Ort am Ende der Welt schilderte.[17]

Für einen französischen Offizier kam es einer Strafversetzung gleich, nach Timbuktu abkommandiert zu werden. Wie der deutsche Reiseschriftsteller und Völkerkundler Herbert Kaufmann in den 1950er Jahren erfuhr, galt nur Kidal im Norden des Landes (Adrar des Ifoghas) als noch trostloser. Unter den Europäern und Amerikanern, die während der Kolonialzeit Timbuktu besuchten, waren kaum Touristen im eigentlichen Sinne, da die Stadt über keinerlei entsprechende Infrastruktur verfügte. Die Anreise von Djenné aus war immer noch recht beschwerlich. Daher kamen in erster Linie Schriftsteller wie Kaufmann oder Ethnologen wie Horace Miner (s. Bibliografie). In den Jahren nach 1960 war das Hinterland bis zur algerischen Grenze im Adrar des Ifoghas unsicher, da es hier immer wieder zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen den Kunta und den Tuareg wegen der sich anbahnenden Verknappung des Weidelandes und der Wasservorräte kam.

Zeitgenössische Entwicklungen  „Die Flamme des Friedens“ – Denkmal zur Erinnerung an den Friedensschluss zwischen dem Staat Mali und den Tuareg, 1996

Nach dem 22. September 1960 war Timbuktu Teil der von Frankreich in die Unabhängigkeit entlassenen Republik Mali. Bereits in den 1950er Jahren war es zu Auseinandersetzungen zwischen den Tuareg und schwarzen Verwaltungsbeamten, die damals noch in französischen Diensten standen, gekommen. Nach der Unabhängigkeit eskalierte der Konflikt zwischen den Wüstennomaden und den Vertretern der Staatsmacht, die bemüht war, die rebellischen Tuareg in den neuen Staat zu integrieren. In den 1990ern kam es erneut zu einem Aufstand der Tuareg mit dem Ziel einen eigenen Staat auszurufen. Die Rebellion wurde 1996 mit einer symbolischen Waffenverbrennung beendet. Die „Friedensflamme“ in Timbuktu erinnert an den historischen Friedensschluss.[18]

Im Kontext ihres dritten Unabhängigkeitskampfes wurde Timbuktu am 1. April 2012 erfolgreich von den Tuareg eingenommen. In den Tagen zuvor hatten die Tuareg bereits die wichtigen nordmalischen Städte Kidal und Gao besetzt. Nach Ausrufung der selbsterklärten Unabhängigkeit war Timbuktu mehrere Monate Teil des neuformierten Staates Azawad. Die Tuareg kündigten an, sie wollten ihre Gewinne konsolidieren und nicht auf Malis Hauptstadt Bamako marschieren und boten Verhandlungen über einen Waffenstillstand an.[19] Die putschistische Regierung Malis kündigte ebenfalls Verhandlungen über einen Waffenstillstand an, obwohl sie den Putsch vom 21. März mit zu schlechter Führung der Aufstandsbekämpfung begründet hatte.[20]

Am 5. April wurden die Tuareg von der islamistischen westafrikanischen Gruppe Ansar Dine vertrieben. In den folgenden neun Monaten kontrollierte sie zusammen mit Al-Qaida im Islamischen Maghreb (AQMI) die Stadt. Die Islamisten versuchten, eine strenge Form der Scharia durchzusetzen, und zerstörten mehrere weltbekannte Mausoleen (siehe Zerstörungen durch Islamisten 2012).[21] Ende Januar 2013 wurde Timbuktu im Rahmen der Opération Serval von französischen und malischen Truppen zurückerobert. Dabei wurde bekannt, dass die Islamisten kurz vor der Einnahme der Stadt eine wichtige Bibliothek mit vielen Handschriften in Brand gesteckt hatten.[22][23] (siehe Abschnitt Forschungszentrum Ahmed Baba dieses Artikels.) Im März 2013 versuchten Islamisten erneut, in der Stadt Fuß zu fassen.[24]

Seit August 2023 wird Timbuktu von Islamisten belagert.[25]

Chronik Datum Ereignis um 900–1100 erste Besiedlung durch Songhai (Bauern und Fischer) um 1100 Gründung der Handelsniederlassung Timbuktu durch Tuareg (laut Chroniken) um 1320 (vermutlich friedliche) Eingliederung Timbuktus in das Mali-Reich 1324 Pilgerfahrt des malischen Herrschers Mansa Musa nach Kairo und Mekka, Rückkehr über Timbuktu nach 1327 Gründung der Sankóre-Moschee mit losem Zusammenschluss von Koranschulen (sogenannte „Universität von Sankoré“) 1328 kurzfristige Eroberung und teilweise Zerstörung der Stadt durch die Mossi von Yatenga 1352 Ibn Battuta besucht Timbuktu und das Mali-Reich um 1440 Machtverlust Malis, Tuareg schwingen sich zu Oberherren von Timbuktu auf um 1468 Sonni Ali erobert Timbuktu und gliedert die Stadt dem Songhai-Reich ein um 1500 Kadi Mahmud Aqit setzt die judenfeindlichen Anweisungen von Askia Muhamad nicht um 1512 Leo Africanus in diplomatischer Mission in Timbuktu 1556 Ahmad Baba wird als Abu al-'Abbas Ahmad Ibn Ahmad al-Takruri al-Massufi in Arawan geboren 1581 Erweiterung der Sankoré-Moschee 1591 Eroberung der Stadt durch marokkanische Söldner und Deportation von Gelehrten nach Marrakesch 1627 Tod des Gelehrten Ahmad Baba 1640 Abfassung des Tarikh as-Sudan durch Mahmud Kati; Teile der Stadt werden durch Überschwemmungen zerstört 1737 Niederlage der Arma gegen die Tuareg in der Schlacht von Toya 1752 u. 1754 schwere Erdbeben zerstören einen Teil der Stadt 1770 Sieg der Aulliminidan-Tuareg über die Arma von Timbuktu 1771 Einsturz der al-Hana-Moschee mit vielen Todesopfern 1806 Mungo Park fährt an Kabara vorbei nigerabwärts um 1820 der Kunta-Clan der al-Baqqai siedelt sich im Norden von Timbuktu an und wird zur führenden geistlichen und politischen Macht 1826 die Fulbe von Massina erringen die Oberhoheit über Timbuktu 1826 der Brite Alexander Gordon Laing erreicht nachweislich als erster Europäer Timbuktu und wird auf der Rückreise ermordet 1828 René Caillié hält sich als Moslem verkleidet in Timbuktu auf 1831 die Fulbe von Massina besetzen Timbuktu mit ihrem Heer 1844–1848 Konflikt zwischen Fulbe-Herrscher von Massina und den Kunta al-Baqqai um die Vorherrschaft in Timbuktu 1853–1854 Heinrich Barth verbringt als Schutzbefohlener des Scheikh al-Baqqai ein halbes Jahr in Timbuktu und der näheren Umgebung 1859–1864 Anwesenheit von jüdischen Kaufleuten aus Südmarokko und kurzzeitige Einrichtung einer durch den „dhimmi“-Status geduldeten jüdischen Kultgemeinde 1862/63 Ende des Reiches von Massina, Timbuktu gerät unter die Kontrolle des Tukulor-Reiches von Hadsch Umar 1864 Vertreibung der Tukulor aus Timbuktu und Massina durch ein von Ahmad al-Baqqai geführtes Heer aus Fulbe, Kunta und Tuareg 1865 Tod von Sidi Ahmad al-Baqqai; Timbuktu gerät wieder unter den Einfluss der Tuareg 1880 Oskar Lenz besucht Timbuktu 1893 kurzfristige Besetzung durch Oberst Bonnier und Massaker an den Besatzern durch die Tuareg 1894 endgültige Besetzung durch Oberst Joffre und Beginn des Widerstandes unter Za'in al-Abidin al-Baqqai (bis ungefähr 1923) 1910 Vernichtung der Versorgungskarawane für Taoudeni durch maurische Aufständische 1913–1915 Dürrekatastrophe im Azawad nördlich von Timbuktu und Aufstand der Aulliminidan-Tuareg gegen die Franzosen 1915–1918 Aufstand der Aulliminidan-Tuareg gegen die Franzosen (sogenannter „Aufstand des Kaossen“) 1923 Ankunft der Transsahara-Expedition von Citroën („Croisière Noire“) 1960 Mali wird in die Unabhängigkeit entlassen 1963 kriegerische Auseinandersetzungen mit den Tuareg im Gebiet nördlich von Timbuktu 1967 UNESCO-Konferenz in Timbuktu, Beginn der Sicherung der Manuskripte und Bücher von Timbuktu 1973 Gründung des CEDRAB (Centre de Documentation et de Recherches Ahmad Baba) 1988 Timbuktu wird auf die Liste des Weltkulturerbes gesetzt 1990 Eskalation des Konflikts zwischen Mali und den Tuareg 1996 Friedensschluss zwischen dem Staat Mali und den Tuareg 2003 schwere Schäden am historischen Stadtbild nach Überschwemmung 2006 Timbuktu ist Welthauptstadt der islamischen Kultur 2012 Timbuktu wird zunächst von Tuareg-Rebellen und später von Islamisten besetzt[26]2013 Rückeroberung durch malische und französische Streitkräfte im Rahmen der Opération Serval 2023 Belagerung von Timbuktu durch Islamisten[27] Douglas Park: Climate Change, Human Response and the Origins of Urbanism at Prehistoric Timbuktu, PhD Yale University, Department of Anthropology, New Haven 2011. Siehe James L. A. Webb: Desert Frontier. Ecological and Economic Chance along the Western Sahel 1600–1850. Madison (Wisc.) 1995, S. 16. John Hunwick bezeichnet diese Zahlen als “grossly inflated” (deutsch: „maßlos aufgebläht“). Siehe Hunwick, Timbuktu & the Songay Empire, S. 9. Die ägyptischen Chronisten des 14. und 15. Jahrhunderts wissen jedenfalls nichts von einem so großen Tross. Die tatsächliche Menge des mitgeführten Goldes ist höchst umstritten. Said Hamdun, Noel King (Hrsg.): Ibn Battuta in Black Africa. London 1975, S. 52 f. Die Tatsache, dass Ibn Battuta entgegen seiner Gewohnheit keinen einzigen Gelehrten von Rang in Timbuktu namentlich nennt, lässt den Schluss zu, dass die Stadt noch nicht die Bedeutung als kulturelles Zentrum erreicht hatte, der ihr häufig bereits für diese Zeit zugeschrieben wird. Der französische Archäologe Raymond Mauny bezifferte die Einwohnerzahl aufgrund luftarchäologischer Untersuchungen auf maximal 25.000 Menschen. Der malische Historiker Sékéné Cissoko errechnete hingegen 100.000. Sein Kollege E. Saad setzte die Bevölkerungszahl auf ungefähr 50.000 Menschen, was an der Obergrenze seriöser Schätzungen liegt. Siehe Saad: Social History of Timbuktu, S. 27 u. 90. Der Amerikaner Webb geht von 30.000 bis 50.000 Einwohnern aus. Siehe James L. A. Webb: Desert Frontier. S. 16. Ob Timbuktu als das bedeutendste Zentrum islamischer Bildung in der Region angesehen werden muss, ist umstritten. Der britische Westafrikaspezialist John Spencer Trimingham vertrat die Auffassung, dass der Rang Timbuktus in der Literatur stark übertrieben wird und Djenné als „centre of Negro Islamic learning“ eine größere Rolle spielte. Siehe Trimingham: A History of Islam in West Africa. London/Oxford 1970, S. 98. Das auf verschiedenen Internetseiten genannte Erbauungsdatum 989 bezieht sich auf den islamischen Kalender, nicht auf die christliche Jahreszählung. Ansonsten wäre die Moschee älter als die Stadt selbst. Dietrich Rauchenberger: Johannes Leo der Afrikaner. Seine Beschreibung des Raumes zwischen Nil und Niger nach dem Urtext. Wiesbaden 1999, S. 126 u. 140. Nach Ansicht von Heinrich Barth geht der Begriff „arma“ auf eine Verballhornung des arabischen Wortes „ar-rûma (Christen)“ zurück und soll sich auf die ehemals christlichen Söldner in al-Mansurs Heer beziehen. Siehe dazu Amador Garcia Diaz (Hrsg.): Andalucia en la curva del Niger. Granada 1987, S. 10 ff. Antonio Llaguno: La conquista de Tombuctú. La gran aventura de Yuder Pachá y otros hispanos en el país de los negros. Córdoba 2006. Das Söldnerheer des Sultans. Der Name „arma“ wird auch von „ar-ruma“ (Römer, also Christen) abgeleitet, weil ein Teil der Truppen aus (ehemals) christlichen Söldnern aus Spanien bestand. Harry T. Norris: L’Aménokal K’awa ou l’histoire des Touareg Iwillimmeden. In: Charles-André Julien (Hrsg.): Les Africains. Bd. 11, Paris 1978, S. 169–191. Die entscheidenden Passagen der fatwa sind abgedruckt bei Albert Adu Boahen: Britain, the Sahara and the Western Sudan 1788–1866. London/Oxford 1964. Heinrich Barth: Die neuesten Beziehungen der Franzosen am Senegal zu Timbuktu. In: Zeitschrift für Allgemeine Erdkunde N. F. 16, 1864, S. 521–526. Pierre Boilley: Les Touaregs Kel Adagh. Dépendances et révoltes du Soudan français au Mali contemporain. Paris 1999, S. 119–127. Herbert Kaufmann: Wirtschafts- und Sozialstruktur der Iforas-Tuareg. Köln 1964 S. 218 (phil. Diss.). Leland Hall: Timbuctoo. New York 1928, u. Friedrich Sieburg: Afrikanischer Frühling. Eine Reise. Frankfurt a. M. 1938. Letzterer beschrieb die Stadt als „Labyrinth fensterloser Mauern, eingesunkener Lehmruinen und toter Türöffnungen […] Das Nichts ist überall, es hockt in allen Türen, in allen Höfen, in allen Winkeln und Ecken dieser Stadt, die einer endlosen Gräberstadt gleicht.“ (Afrikanischer Frühling, S. 243). Zur Geschichte des Konflikts siehe die Langzeituntersuchung von Pierre Boilley (Dissertation an der Sorbonne): Resume online (Memento vom 11. Dezember 2008 im Internet Archive) Mali Tuareg separatist rebels end military operations. In: BBC News. 5. April 2012, abgerufen am 5. April 2012 (englisch). Mali junta caught between rebels and Ecowas sanctions. In: BBC News. 2. April 2012, abgerufen am 2. April 2012 (englisch). Prozess wegen Zerstörung von Kulturgut in Timbuktu eröffnet vom 22. August 2016 auf qantara.de. Abgerufen am 7. Juli 2017. Angriff auf Weltkulturerbe. In: TAZ. 29. Januar 2013, abgerufen am 29. Januar 2013. Mali fürchtet um sein kulturelles Gedächtnis. In: tagesschau.de. 29. Januar 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. Januar 2013; abgerufen am 29. Januar 2013. Islamisten greifen Timbuktu an Tote bei Raketenangriffen auf Timbuktu. Abgerufen am 24. September 2023. Tuareg-Rebellen in Mali hissen Flagge in Timbuktu. orf.at, 1. April 2012, abgerufen am 5. April 2012. Tote bei Raketenangriffen auf Timbuktu. Abgerufen am 24. September 2023.
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